Textilkreislauf NHS verliert 81 Prozent Miettextilien

Ein textiler Kreislauf funktioniert nur, wenn die Menschen entlang der Lieferkette den Wert der Wäsche kennen und schätzen. Ein Blick nach Großbritannien zeigt, wie Unternehmer und Textilverbände helfen können, Schwachstellen bei ihren Kunden zu identifizieren und dagegen anzugehen.

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Tausende Wäschestücke gehen über das Jahr in Großbritannien und Deutschland verloren: Das belastet nicht nur die Leasingunternehmen, sondern auch die Ressourcen. - © vxnaghiyev - stock.adobe.com

Nur zwei von zehn Bettlaken bleiben dem textilen Kreislauf des National Health Service (NHS) mehr als ein Jahr erhalten. Oder anders ausgedrückt: Der NHS verliert 81 Prozent seiner Flachwäsche – jedes Jahr. Über diese Zahlen diskutierten Teilnehmer der Healthcare Facilities Management Conference in Birmingham (UK).

Um gegen die enorme Ressourcenverschwendung anzugehen, kooperiert der NHS nun mit der TSA (Textile Service Association). Die Zahlen sind keineswegs neu. Zumindest nicht für den britischen Textilserviceverband.

Rund 90 Prozent der NHS-Mietwäsche, darunter Bettlaken, Kissenbezüge und OP-Mäntel gehören professionellen Wäschereien. Wie in Deutschland werden die Textilien geliefert, gewaschen, repariert und bei Bedarf ersetzt. Allerdings bleiben etwa 4 Millionen Wäschestücke verschollen.

Massives Problem mit Miettextilien

"Das ist ein massives Problem und läuft den Nachhaltigkeitszielen des NHS entgegen", sagt David Stevens, CEO der TSA. Schließlich gingen nicht nur Textilien verloren, sondern auch Ressourcen. Hinter den 4 Millionen Wäschestücken stecken laut Stevens umgerechnet 7.600 Tonnen CO2 und 24 Milliarden Liter Wasser, was rund 300 Millionen vollen Badewannen entspricht.

Aber wo stecken die Bettlaken? Ein Großteil der Verluste führen die britischen Textildienstleister auf Missbrauch zurück. "Ein Hauptproblem besteht darin, den NHS-Mitarbeitern den Wert der von ihnen verwendeten Wäsche bewusst zu machen", sagt Stevens. Sie sollten z. B. Bettwäsche nicht zum Reinigen von Gegenständen oder zum Aufwischen verschütteter Flüssigkeiten verwenden.

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David Stevens auf der Healthcare Facilities Management Conference. - © TSA

NHS unterstreicht Wert der Wäsche

Um dem Personal den Wert der Wäsche zu vermitteln, stellen TSA und NHS Schulungsunterlagen zusammen. Poster sollen erklären, wie sich die Lebensdauer der Textilien verlängert und welche Arten von Flecken ein Wäschestück unbrauchbar werden lässt. Nicht nur die Beschäftigten stehen im Fokus der TSA: Stevens arbeitet mit den Entscheidern des NHS zusammen, um den Wäscheservice nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehört u.a. die Frage, inwieweit Mehrwegbekleidung Einwegprodukte im Gesundheitswesen ersetzen kann. "Das Argument der Nachhaltigkeit ist eindeutig", sagt Stevens: Ein Einwegkittel lässt sich einmal verwenden, ein waschbarer Kittel 70 Mal oder öfter.

"Wirtschaftlich und ökologisch macht sie das zur besten Wahl." Auch, weil Einwegprodukte entsorgt werden, während wiederverwendbare Textilien am Ende ihrer Lebensdauer recycelt werden können. Aktuell benutzen rund 30 Prozent der Einrichtungen wiederverwendbare OP-Kittel. Wie sich die eingangs genannten Zahlen zukünftig ändern, lässt sich noch nicht absehen. "Das Feedback, das wir von den NHS-Chefs erhalten haben", freut sich Stevens, "war sehr positiv."