Wäschemanagement im Seniorenwohn- und pflegeheim Nicht ohne meine Hauswäscherei

Eigenleistung oder Komplettservice durch einen Dienstleister? Diese Frage stellte sich in einem Seniorenheim mit der Verringerung der Pflegeplätze. Schritt für Schritt wurde die Wäschepflege einem Profi übergeben. Die Garderobe der Bewohner soll aber auch künftig in der Familie bleiben.

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    Links: Im Leipziger DRK-Seniorenheim sind knapp 130 Senioren zu Hause.
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    Rechts: Mitarbeiter des Hauses sortieren die Wäsche der Bewohner von Hand.
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    In der Hauswäscherei wird beim Waschen auch auf individuelle Wünsche der Bewohner Rücksicht genommen.
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    Nach der Wäsche werden die Teile akkurat zusammengelegt und den Bewohnern zugeordnet.

Nicht ohne meine Hauswäscherei

„Wie neu“, freut sich die Seniorin, als sie ihren kuscheligen Angorapullover aus dem Schrank nimmt. Die 79-Jährige weiß, dass die Pflege ihrer Garderobe in der Familie bleibt und sie dem Team im Seniorenwohn- und -pflegeheim an der Grünauer Allee in Leipzig auch hochwertige Ware zum Waschen anvertrauen kann. In den 70er Jahren als städtisches „Feierabendheim Gertrud Frank“ für ca. 240 Bewohner erbaut, wurde früher die komplette Wäsche in einer hauseigenen Wäscherei gepflegt.

Mitte der 90er Jahre übernahm der Kreisverband Leipzig-Stadt e.V. des Deutschen Roten Kreuzes die Einrichtung. „Im Rahmen der Umstrukturierung wurde die Hauswäscherei verkleinert und wir überlegten, in welchem Rahmen die Wäschepflege einem Dienstleister übergeben werden kann“, berichtet Pflegedienstleiterin Sylvia Reiter. Zumal das Innere des Hauses langfristig modernisiert werden sollte. „Durch eine Vergrößerung der Wohneinheiten verringerte sich die Bewohnerzahl“, erzählt Reiter. Seit 2002 leben in der Einrichtung nur noch 124 pflegebedürftige Senioren. Seit vielen Jahren sind darüber hinaus noch drei Bewohner ohne Pflegestufe mit Bestandsschutz im DRK-Heim zu Hause. „Vor der Wende konnten ältere Menschen, die zum Beispiel nach dem Verlust ihres Partners eine kleinere Wohnung suchten, direkt in ein Feierabendheim ziehen“, erläutert die Pflegedienstleiterin. Der Status sei in etwa mit dem betreuten Wohnen vergleichbar.

Im Jahr 1997 wurde die Textilpflege-Wäscherei Helbig GmbH & Co. KG in Markkleeberg bei Leipzig mit der Pflege der Bettwäsche, der Frotteeware sowie später auch der Unterwäsche der Senioren beauftragt. Sylvia Reiter verdeutlicht den Vorteil: „Dreimal wöchentlich werden ca. 200 kg Flachwäsche sowie die Bewohnerwäsche abgeholt beziehungsweise angeliefert. Durch die engmaschige Belieferung müssen wir Vorrat für nur zwei Tage bereithalten.“ Aufgrund zunehmender Pflegebedürftigkeit und immer länger werdender Bettlägerigkeit nehme jedoch der Bedarf an Flachwäsche stetig zu.

Viele Jahre wurden im Heim ausschließlich hauseigene Bettwäsche und Frotteeware verwendet. Seit 2008 wird der erste von vier Wohnbereichen mit Leasingwäsche beliefert. „Aufgrund der hohen Belastungen war ein Teil unserer Wäsche verschlissen. Deshalb stellte sich die Frage, ob wir das Haus mit neuer Ware ausstatten sollen oder aber auf das Leasing umsteigen“, erläutert Sylvia Reiter die Hintergründe der Entscheidung. Aufgrund der guten Erfahrungen mit Mietwäsche schlafen seit Anfang dieses Jahres auch die Senioren des zweiten Wohnbereichs in geleaster Bettwäsche und trocknen sich nach dem Baden mit kuschelweichen Frotteetüchern aus dem Pool der Textilpflege-Wäscherei Helbig ab. „Der Dienstleister liefert uns gleichbleibende Qualität auf hohem Niveau“, so Sylvia Reiter zufrieden. Zwar wurden im Seniorenheim keine Raumkapazitäten eingespart, wohl aber Personal in der Hauswäscherei. Perspektivisch soll das Haus komplett mit gemieteter Flachwäsche ausgestattet werden. Um Verwechslungen auszuschließen, unterscheiden sich die Farben und Dessins der Bettwäsche je nach Wohnbereich. Die Ware wird in Containern gesammelt, durch den Dienstleister abgeholt und nach Wohnbereichen sortiert wieder angeliefert.

Mehr Aufwand ist für die Leibwäsche der Bewohner erforderlich. Aufgrund der höheren Kosten entschloss sich die Heimleitung nicht für eine Ausstattung mit Barcodes. Stattdessen nähen die Angehörigen der Senioren in jedes neue Wäschestück ein Etikett mit Namen und Wohnbereich ein. Getragene Ware wird nicht getrennt gesammelt und nach dem Waschen wieder unsortiert angeliefert. Erst im Seniorenheim sortieren Mitarbeiter die Teile in Fächer. Sylvia Reiter: „Unser Team kennt alle Bewohner gut und kann in der Regel die Wäsche zuordnen.“ Dennoch ist dieses Verfahren nicht ganz ohne Tücken: Im Leipziger DRK-Seniorenheim wohnt nicht nur ein einziger Herr Müller. Auch andere Nachnamen doppeln sich manchmal oder sind sogar mehrfach präsent. Weil aber auf den meisten Etiketten die Vornamen oder zumindest deren Initiale fehlen, räumt eine Praktikantin oder ein Zivi das Unterhemd des korpulenten Herrn Lehmann schon mal in das Fach seines zierlichen Namensvetters und umgekehrt. „Spätestens, wenn die Schwestern und Pfleger die Teile in die Schränke der Bewohner legen, fallen aber die Verwechslungen auf“, so Sylvia Reiter schmunzelnd.

Inkontinente Senioren werden mit Einwegunterlagen versorgt. „Wir haben uns mit Kollegen aus anderen Häusern über verschiedene Möglichkeiten ausgetauscht. Im Punkt Preis-Leistungs-Verhältnis ist die Einweglösung für unser Haus aber die wirtschaftlichste“, stellt die Pflegedienstleiterin klar. Auf den Tischen in den Wohnbereichen liegen zu den Mahlzeiten aus hygienischen Gründen Einmalsets. „Nur zu Feiertagen decken wir hier mit Miettischwäsche ein“, erläutert Sylvia Reiter. Die Pflege der Tischwäsche erfolgt im Rahmen eines Hausreinigungsvertrags mit der Leipziger Firma Franke Service Für Gebäude GmbH durch einen Kooperationspartner. Mitarbeiter des Gebäudereinigers nehmen auch je nach Bedarf die Vorhänge ab, lassen sie in der Wäscherei waschen und hängen sie anschließend wieder auf. Auch die Berufsbekleidung ist beim Profi in guten Händen. „Wir versorgen jeden Mitarbeiter mit fünf Sets seiner Konfektionsgröße aus unserem Pool. Für die Schwestern lassen wir aber individuell Kasacks anfertigen, die ihrer Figur schmeicheln“, erläutert Sylvia Reiter. Zivis bekommen hauseigene Hilfspflegerbekleidung und für Jugendliche, die ein freiwilliges soziales Jahr leisten möchten, werden jedes Jahr T-Shirts bestellt. Praktikantinnen bekommen DRK-Bekleidung aus dem lindgrünen Restbestand. Früher wurde die Berufsbekleidung namentlich gekennzeichnet. „Mitunter änderte sich aber die Konfektionsgröße. Dann mussten in die neue Berufsbekleidung wieder Etiketten gepatcht werden“, erinnert sich die Pflegedienstleiterin. Ein Aufwand, der in keinem Verhältnis zum Nutzen stand. Deshalb gibt es jetzt mobile Namensschilder, die an der Brusttasche getragen werden.

Die Oberbekleidung der Bewohner soll aber nach alter Tradition auch künftig im Haus gewaschen werden. „In unserer Wäscherei arbeiten zwei Mitarbeiterinnen und eine Aushilfskraft in zwei Schichten. Die Ausstattung reicht von Waschschleudermaschinen und Trocknern über eine Mangel und einen Bügeltisch bis zum Nähplatz“, betont Sylvia Reiter die Wichtigkeit des hauseigenen Waschservices. Reinhard Wylegalla