Kreislaufwirtschaft Pfand auf Kleidung?

Kleidung- anstatt Flaschenpfand? Hört sich fürs Erste vielleicht befremdlich an. Die Amsterdamer Bekleidungsmarke "New Optimist" startete mit genau dieser Idee zur Bekämpfung von Modeabfall.

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Kleidungspfand: Auf diese Weise werden Verbraucher dazu angehalten, wiederverwendbare Materialien nicht wegzuwerfen, sondern in den Textilkreislauf zurück zu führen. - © Joaquin Corbalan - stock.adobe.com

Wie klingt es, wenn Modemarken Pfandsysteme für ihre Kleidung einführen? Die in Amsterdam ansässige Modemarke "New Optimist" arbeitete an einem ehrgeizigen und zugleich praktischen Projekt, den Kreislauf zu schließen und die Verschwendung von Kleidung zu verhindern. Die Streetwear-Marke will beweisen, dass Mode sowohl zirkulär als auch sozial und lokal sein kann. Kunden haben fortan die Möglichkeit, ihre Kleidung der Marke abzugeben und ihr Pfand darauf zu erhalten, um so einen Beitrag zur Umweltverantwortung zu leisten.

Ganzheitliches Geschäftsmodell

Seit der Gründung des Modelabels im Jahr 2021 streben die Initiatoren Xander Slager und Nelleke Wegdam für ihre Marke eine vollständig zirkuläre Kette an. Sie fragten sich, warum auf Bier- und Plastikflaschen Pfand erhoben wird, auf Kleidung aber nicht. Dabei zähle die Modeindustrie laut Unternehmen zu den verschwenderischsten Branchen weltweit.

Ihr Geschäftsmodell berücksichtigt daher den gesamten Lebenszyklus von Kleidungsstücken, einschließlich dessen, was nach dem Kauf der Waren durch die Verbraucher geschieht. Die Wiederverwendung von Materialien ist dabei ebenso wichtig wie das Design und die Produktion.

Der gesamte Produktionsprozess des Labels – vom Design bis zum Endprodukt - findet im Studio in Amsterdam statt. Zudem bietet das Atelier Arbeitsplätze auf verschiedenen Ebenen an, zum Teil für Menschen mit einer Distanz zum Arbeitsmarkt oder mit Migrationshintergrund. Die Mitarbeiter stellen die Kleidungsstücke in sehr kleinen Mengen aus organischen und recycelten Stoffen her.

Wie funktioniert ein Pfand auf Kleidung?

Das System von "New Optimist" weist jedem Kleidungsstück eine digitale Identität zu und sorgt dafür, dass es die Sorgfalt und Aufmerksamkeit erhält, die es laut Modelabel verdient. Darüber hinaus wird jedes Kleidungsstück mit einem eindeutigen QR-Code versehen, so dass die Kunden den Weg ihrer Kleidung verfolgen können. Als Vorreiter des Wandels wurde die Stiftung "Never Ever Waste" (NEW) gegründet, um diese Initiative zu überwachen.

Bei jedem Kauf ist eine zusätzliche Gebühr zwischen 2,50 und 10 Euro enthalten. Um den Pfandbetrag für die gekauften Kleidungsstücke zu erfahren, müssen die Kunden nur das Etikett überprüfen oder den QR-Code scannen. Wenn sie bereit sind, sich von ihrer Kleidung zu trennen, können sie diese bei „New Optimist“ oder ihren Partnergeschäften zurückgeben. Wenn die Kleidung noch in gutem Zustand ist, erhält sie ein zweites Leben. Andernfalls wird sie zu neuem Garn verarbeitet. Dieser Schritt zielt darauf ab, das Problem des Textilabfalls in Europa anzugehen. Jährlich werden in der EU fünf Millionen Tonnen Kleidung weggeworfen, die oft auf Mülldeponien landen oder verbrannt werden. Das Versprechen des Labels ist klar: Nichts wird verschwendet. Durch den Einsatz der "Blockchain-Technologie" bietet das Unternehmen vollständige Transparenz und ermöglicht es den Kunden, den Weg ihrer Kleidung zurückzuverfolgen.

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