Jubiläum Plank Textilpflege feiert 200-jähriges Bestehen

Das Unternehmen Plank aus Offenburg hat schon vieles gemeistert. In diesem Jahr jährt sich die Gründung zum 200. Mal. Der Blick zurück zeigt nicht nur die Geschichte der Inhaberfamilie Rubi, er streift auch die Geschichte des Landes und verdeutlicht, wie sich das Handwerk über die Jahrhunderte wandelte – und, wie die Branche schon vor Corona Pandemien trozte.

Jubiläum: Plank Textilpflege feiert 200-jähriges Bestehen
Geschäftsführer Peter Rubi feiert das besondere Firmenjubiläum mit seinem Vater, dem Seniorchef Karl Rubi, und mit seinen 13-jährigen Zwillingen Aaron Maria (li.) und Ferdinand Carlo. - © Rubi

Als Ignaz Plank seinen Betrieb gründete, gab es noch keine Eisenbahn. Die Kirchenbücher schrieben das Jahr 1820 und über den Lindenplatz in Offenburg floss noch der Kähnerbach – ideal für eine Färberei mit angeschlossener Stoffdruckerei. Mehr als 61.000 Schienenkilometer überziehen das Land, als Textilpflegemeister Peter Rubi das 200-jährige Bestehen der Plank Textilpflege feiert. Das Jubiläumsfest am 16. Oktober aber sagte der Unternehmer ab. Noch immer wütet Corona.

Gründung der Plank Textilpflege – Deutschland vor 200 Jahren

Die Pandemie ist allerdings längst nicht die erste Krise, vor der das Unternehmen steht. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ordnete sich Europa neu: Napoleon war besiegt, der Wiener Kongress zog Grenzen und Fürsten schlossen sich mit freien Städten zum Deutschen Bund zusammen. In England verspann – als erste Spinnmaschine weltweit – die "Spinning Jenny" acht Baumwollfäden gleichzeitig und dampfbetriebene Webstühle fertigten automatisch Gewebe aus Garnen. Die Industrialisierung führte die Textilproduktion zu immer neuen Rekorden.

Heimarbeit wurde obsolet. Der wirtschaftliche Druck auf das deutsche Gebiet wuchs. Zwar entstanden hierzulande die ersten Manufakturen, aber noch gab es kaum Arbeit. Die Folgen spürten die Menschen: Sie litten Hunger. Auf der Suche nach Arbeit flüchteten manche nach Amerika, andere in die Städte. Einer von ihnen war Ignaz Plank.

2020: Der "Lockdown Light" hat begonnen

200 Jahre später sorgt sich auch Peter Rubi um die Zukunft. Der zweite Lockdown hat begonnen. Es ist der 2. November 2020. "Was kommt auf uns zu?", fragt sich der Inhaber der Plank Textilpflege. Er könne nur abwarten. Der Betrieb wäscht nicht nur für Hotels und Gaststätten, zum großen Teil bedient er Privatleute. "Die Kunden entscheiden mit den Füßen", sagt er. Ob sie kommen oder nicht, sei unberechenbar.

Wer zu Hause bleibt und Kontakte meidet, der geht nicht in die Reinigung. Anders als vor Corona könne der Unternehmer daher den Bedarf kaum noch einschätzen. W er braucht ein Hemd im Homeoffice? Wer eine weiße Tischdecke, wenn keine großen Feiern erlaubt sind? 25 Teile trudelten an diesem Tag bis mittags ein, davon 20 Hemden. Normalerweise buchen seine Mitarbeiter 15 Mal so viel – also bis zu 300 Stück. Zum Überleben reichen vereinzelte Hemden nicht. Nicht auf Dauer. Trotzdem versucht Rubi optimistisch zu bleiben: "Es nützt ja nichts."

Der 54-Jährige ist nicht der erste in dem Traditionsbetrieb, der den Folgen einer Pandemie trotzt. Elf Jahre nach der Gründung zog die Cholera durchs Land. Sie setzte sich auch im Landkreis Ortenau fest. Ob Ignaz Plank die Brechruhr überstand, weil er – wie die großherzoglich-badische Regierung damals verordnete – "wollene Strümpfe" anzog, "wenig, aber guten Wein" trank und "die Leibwäsche und das Bettzeug fleißig" wechselte, ist nicht überliefert, ebenso wenig, inwiefern sich die Pandemie auf das Geschäft auswirkte. Unterlagen gibt es keine. Bekannt ist jedoch, dass die Krankheit, die bis zur Jahrhundertwende grassierte, allein in Deutschland Abertausende Leben forderte, bis Robert Koch, der spätere Leiter des Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten, den Erreger entdeckte und den Auslöser fand: mit Bakterien verunreinigtes Trinkwasser. Das war 1884. Zu dieser Zeit färbte am Kähnerbach längst die zweite Generation.

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    Das Stammhaus der Plank Textilpflege in der Offenburger Innenstadt beherbergt den Betrieb seit 200 Jahren.
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    1880 sah der Platz rund um das Gebäude noch etwas anders aus.
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    Anfang der 1920er-Jahre bearbeitete die Belegschaft Wäsche in einer Werkstatt neben dem Stammhaus. Heute steht dort das Kaufhaus Karstadt.
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    Anfang des 20. Jahrhunderts baute die Familie das Gebäude zum Fachgeschäft um.
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    Freuen sich über das Jubiläum: Geschäftsführer Peter Rubi mit seinem Vater, dem Seniorchef Karl Rubi.

Plank Textilpflege: Tradition, Ausbildung und Leidenschaft

Die lange Tradition, sagt Rubi, laste nicht auf seinen Schultern, im Gegenteil. Schon als Kind habe er – so sicher wie Weihnachten jedes Jahr kommt, gewusst: "Diesen Job werde ich machen." Der heutige Geschäftsführer haderte als Jugendlicher mit etwas anderem: Er wollte die Welt sehen. Den Anfang machte er mit kleinen Schritten, zog mit 16 in das 50 km entfernte Emmedingen und begann seine Ausbildung bei der Wolfberger Textilpflege.

Die Arbeit gefällt ihm bis heute: Maschinen einzustellen oder zu reparieren, chemische Reaktionen oder physikalische Prozesse zu verstehen, Abläufe im Betrieb wirtschaftlich zu strukturieren und Kunden zu gewinnen – diese Vielfältigkeit fasziniert ihn. Vielleicht auch, weil er in seiner Lehre etwas Entscheidendes gelernt hatte: Das Ergebnis muss stimmen. Den Weg dorthin kann man frei wählen. Rubi findet das wichtig, Aufgaben erledige er ungern rein aus Gewohnheit: "Ich hinterfrage gerne." Genau deshalb wollte er raus, andere Betriebe und andere Länder sehen. Er arbeitete in Stuttgart, Berlin und in den USA. Den Anfang aber machte ein anderes Land: die Schweiz. Schon bald nach der Ausbildung leitete der Geselle in Gstaad die chemische Reinigungsabteilung der Hotel-Zentralwäscherei. Damals war er Anfang 20.

Als der damals 22-jährige Ignaz Plank vom Westrand des Schwarzwalds, aus dem Ort Durbach, in die ehemalige freie Reichsstadt Offenburg zog, konnte er nicht ahnen, dass er damit den Grundstein für ein Traditionsunternehmen setzt. Sein Beruf aber war ihm in die Wiege gelegt. Schon Planks Vater beherrschte das Färberhandwerk. Das führte er fort – und zwar im Haus, das er mit seiner Frau Barbara in Offenburg baute. Im Gebäude am Lindenplatz färbte er Stoffe und bedruckte sie. Mit hölzernen Modeln presste der Handwerker Trachtenmuster auf das Gewebe – Schwerstarbeit zu dieser Zeit. Die handgesponnene Rohware musste frei von Verunreinigungen sein, fein abstehende Baumwollfasern abgeflämmt werden und das Bleichen der befeuchteten Stoffe dauerte an der Sonne teilweise wochenlang. Erst dann konnte der Handwerker die geschnitzten Druckstöcke auf die straff gespannten Stoffe drücken. Viele Dörfer besaßen damals eigene Muster – für jedes Motiv hatte Plank ein eigenes Model.

Industrialisierung und neue Technologien: Die Textilpflegebranche wandelte sich

1865 übernahm Sohn Theodor die Geschicke. Die Welt hatte sich rasant verändert. Seit zehn Jahren rollten Eisenbahnwagons zwischen Mannheim und Basel, und auch in die Branche der Färber kam Bewegung. Fast täglich erschienen neue Farbstoffe. Der Grund: Sie wurden synthetisch. Erst entdeckte William Henry Perkin 1856 durch Zufall Mauvein, einen synthetisch organischen Farbstoff, der Seide mauve färbt. Dann gelang Carl Liebermann und Carl Graebe 1868 die Synthese von Alizarin, der Hauptkomponente des Krapps. Getrocknet und gemahlen färbte die Wurzel Baumwolle "türkischrot". Fünfzehn Jahre später entschlüsselte Adolph von Baeyer die chemische Struktur von Indigo und startete somit die künstliche Produktion von Farbstoffen. 1905 erhielt er den Nobelpreis für Chemie.

Als der industriell hergestellte Stoff, der Jeanshosen seine Farbe verleiht, den Gebrauch des natürlich gewonnenen Farbstoff verdrängte, in Paris und Berlin die ersten Textilreinigungen – die "Chemischen Waschanstalten" – eröffneten und in Deutschland der letzte Kaiser regierte, rückte in Offenburg die dritte Generation nach: Carl Plank. Der Geschäftsmann ging mit der Zeit und schaffte um 1900 die ersten Maschinen an, mit denen das Unternehmen Textilien mit Lösungsmitteln reinigen konnte. Zu dieser Zeit verwendete die Branche noch leicht entflammbare Substanzen wie Petroleum, Leichtbenzin oder Tetrachlorkohlenstoff.

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    Färben spielte lange eine große Rolle. Gerade nach dem Zweiten Weltkrieg war das Ausspülen der Textilien eine alltägliche Arbeit.
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    Das Bild zeig eine Mitarbeiterin, wie sie 1958 ein Hemd dämpft ...
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    ... und diese Aufnahme aus dem Jahr 1960 eine Angestellte an der Presse.
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    und beim Dämpfen.
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    ... beim Finishen ...
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    Heute stehen die Mitarbeiter an modernen Geräten ...
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    ... beim Reinigen ...
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    ... beim Aufbereiten ...
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    Die einstige Färberei wurde über die Zeit zum modernen Textilpflegebetrieb.

Chemische Reinigung: vom Zusatz zum Standbein

Die Aufträge stapelten sich – in der Straßburger Filiale, die der Betrieb bis zum Ersten Weltkrieg führte, und im Laden am Lindenplatz 1, den Plank 1911 zum Fachgeschäft umbaute. Nebenan errichtete er zusätzliche Werkräume. Die Reinigung, die als Zusatzgeschäft begann, wandelte sich schon in den 1930er-Jahren zum soliden Standbein. Zu dieser Zeit löste bereits die vierte Generation der Familie Fettflecken aus Seidenblusen oder Wollmänteln.

Die Arbeit blieb, von der Halle ist allerdings heute nichts mehr zu sehen. Auf dem Gelände mitten in der Fußgängerzone steht das Warenhaus Karstadt. Auch der Familienname hat sich geändert. Die vierte Generation: Planks Tochter Emmi heiratete Karl Rubi – Peter Rubis Großvater. Anders als der Geschäftsführer heute, war sein Großvater zunächst kein gelernter Färber, er war Schmied und Maschinenbauingenieur. Bis er Emmi Plank traf – und umsattelte. Nach dem Krieg boomte das Geschäft. Uniformen wurden umgefärbt, Textilien beidseitig getragen. Sakkos wurden aufgetrennt, gefärbt und anschließend umgedreht und neu zusammengenäht. Das linke Revers saß dann außen rechts. Der Oberstoff wirkte wie neu. Zwar wurde noch bis in die 1990er-Jahre einmal in der Woche schwarz gefärbt, aber das Zeitalter der Chemischen Reinigung hatte nicht nur begonnen, es entwickelte sich zum Geschäft für die Massen.

Das Handwerk änderte sich. Kein leichtes Unterfangen für den Großvater, weiß Rubi. Er habe sich sehr an Details geklammert, "weil man manche Dinge eben immer schon so gemacht hat." Zu spüren habe das sein Sohn bekommen, obwohl er den Beruf gelernt habe. Er hieß ebenfalls Karl Rubi, war Musiker und spielte Querflöte im Orchester, bevor er 1963 in die Firma einstieg und Färber- und chemischer Reinigermeister wurde. Er, als fünfte Generation, wandelte die Färberei und Chemische Waschanstalt in eine Reinigung. Das Geschäft florierte. Nicht jeder Haushalt hatte eine Waschmaschine. Gewerbliche Reinigungsmaschinen wurden kompakter, die Arbeit effektiver. Die neue Technik aber barg Nachteile: Die Konkurrenz stieg. Der Betrieb musste sich am Markt beweisen. Rubi setzte auf neue Technik, kurze Lieferzeiten und Qualität. Außerdem modernisierte er den Stammsitz: vergrößerte den Innenraum, zog Schaufenster ein und brachte Vordächer aus Kupfer an.

Belastungsprobe: Umweltauflagen und Synthetikfasern

In den 1990er-Jahren schlug Sohn Peter seine Zelte wieder in Offenburg auf. Der Grund: Seine Eltern wollten kürzertreten. Damals leitete Karl Rubi gemeinsam mit Ehefrau Ursula vier Schnellreinigungen, zehn Annahmestellen, 50 Angestellte und das Stammhaus am Lindenplatz. In einer Stunde, so warb man damals, war die Wäsche gereinigt und gebügelt. Peter Rubi begann die Meisterschule in Frankfurt und übernahm 1993 die Geschäftsleitung. Damals kam gerade das Thema Umweltschutz auf und stellte viele Betriebe vor Probleme: Maschinen entsprachen plötzlich nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben, sie mussten ausgetauscht werden.

Auch Rubi stand vor der Frage: Wie geht es weiter? Also blickte er zurück: Sein Fazit: "Grundsätzlich schrumpft unsere Branche." Statt Wollhosen trage man Jeans, statt Bügelfaltenhosen aus Baumwolle Beinkleider aus Polyester, Viskose und Polyamid. Seine Lösung: "Man muss über den Tellerrand schauen." Also fällte er den Entschluss, den Betrieb zu zentralisieren.

Er legte die Produktion zusammen und zog in eine neugebaute 400 m² große Halle mit modernen Maschinen. Die Wäsche brachten fortan Fahrer von den Filialen in die Zentrale im Offenburger Stadtteil Waltersweier. Die Kapazität stieg. Rubi setzte einen neuen Schwerpunkt: Textilaufbereitung. Dazu gehörte nicht nur, die Ecken von Häkeldeckchen auszubügeln oder Opernkostüme zu dämpfen, sondern kurzfristig und schnell Textilien für Modeketten verkaufsfähig aufzubügeln. Das hieß, ganze Seecontainer voll Wäsche aufzubügeln, beispielsweise nachträglich 10.000 Bügelfalten zu pressen, Farben im Nachhinein waschecht zu fixieren oder Ölflecken von Nähereien zu beseitigen.Die Arbeit türmte sich. Acht Jahre lang, so erinnert sich der Unternehmer, standen seine Mitarbeiter von 4 Uhr früh bis 22 Uhr abends an den Maschinen. Dann kam ein Bruch.

Krise zur Jahrtausendwende

"Deutschland wurde zu teuer", sagt Rubi. Wegen der hohen Lohnkosten wurde die Arbeit von den Auftraggebern ins Ausland verlagert. Die Hälfte seiner Umsätze war weg. Rückblickend, so glaubt er, war das eine ähnlich große Herausforderung wie jetzt. Damals zerbrach er sich allerdings nicht erst den Kopf, er suchte neue Märkte. Zwar setzte er auf sein Stammgeschäft, aber erweiterte sein Einzugsgebiet. Er übernahm Filialen oder Kunden von Kollegen, die aufhörten oder Insolvenz anmeldeten, er baute das Netz aus Annahmestellen aus. Und: Er erweiterte sein Angebot, begann Flachwäsche zu waschen und zu mangeln, bot einen Hemdendienst an.

Die Chemische Reinigung wurde zum Textilpflegebetrieb. Eines aber blieb: Der Unternehmer setzte weiterhin auf Qualität. Vieles sei daher Handarbeit. "Auch, wenn man für manches zehn Minuten länger braucht." Entscheidend sei, dass die Mitarbeiter genau arbeiten, und trotzdem den vorgegebenen Bügelschnitt schaffen. Das gehe nur mit Fachwissen und Erfahrung. Rubi setzt daher nach eigenen Worten auf geschultes Personal. Und, er lebe diesen Anspruch vor. Als Meister beherrsche er jeden Handgriff – egal, ob ein Textil nachdetachiert oder gefinisht werden müsse.

2019: Das beste Jahr in Peter Rubis Karriere

Anfang 2020 bearbeitet Rubi Textilien zwischen Baden-Baden und Freiburg. Neben dem Stammhaus am Lindenplatz können Kunden ihre Wäsche an mehr als 80 Annahmestellen und elf Filialen abgeben. Rubi wäscht und reinigt die Ware in der inzwischen 800 m² großen Halle am neuen Hauptsitz. Wirtschaftlich gesehen, so sagt Rubi, war 2019 das beste Jahr seiner Laufbahn. Auch, weil der Unternehmer auf digitale Prozesse setzte, so etwa auf ein automatisches Zwischenlager unter der Hallendecke, in dem die gebügelte Wäsche parkt, bis sie auf Knopfdruck den Touren zugeführt wird, oder auf das Düchting-Kassensystem, das durch Cloudspeicher alle seine Filialen vernetzt. Wäsche werde so automatisch sortiert, langes Suchen falle weg.

Lockdown, Kündigung und ein Lichtblick

Noch im Februar schrieb Rubi deutlich schwarze Zahlen. Dann kam der erste Lockdown. Der Betrieb machte dicht. Die wenige Wäsche, die anfiel, wusch Rubi mit Hilfe seiner Frau und einem Mitarbeiter. Neun Monate später wirkt der Unternehmer gebeutelt: Drei Filialen musste er schließen, 18 Mitarbeiter haben den Betrieb verlassen, drei davon musste er entlassen. Für die restlichen 55 Angestellten hat er Kurzarbeit beantragt. "Man muss streng kalkulieren", sagt der Unternehmer. Den Luxus, Dinge über den Daumen zu bemessen, könne er sich nicht mehr leisten. Die Pandemie zehrt an der Substanz. Die Hälfte der Umsätze fehlt. Die Fixkosten laufen weiter.

Vor Corona bearbeitete der Betrieb monatlich rund 18.000 Hosen und Kleider, 25.000 Hemden und 5.000 kg Privatwäsche vom Häkeldeckchen bis zum Tischtuch sowie bis zu 1.000 Stepp- und Dauendecken. "Die Zahlen von früher werden wir sehr lange nicht erreichen", glaubt er. Seinen Vater, so sagt er, erinnere die heutige Zeit an früher – als schon einmal die Produktion in diesem Ausmaß stillstand. Damals war der heute 92-jährige Seniorchef 16 Jahre alt. Es war das letzte halbe Jahr des Zweiten Weltkriegs. Das Elsass stand unter Beschuss, der Laden war zum Teil ausgebombt. Er hält inne. "Es nimmt keine schöne Richtung."

Trotzdem, da ist er sich sicher: Den Bedarf an hochwertiger Textilpflege wird es immer geben. "Diese Krise geht vorbei", sagt Rubi. Aber, statt nur zu jammern, "muss man den Finger in die Wunde legen." Für ihn bedeutet das, gewohnte Abläufe auf deren Wirtschaftlichkeit zu prüfen, Öffnungszeiten zu kürzen, Kosten noch stärker zu kontrollieren und Touren anzupassen. Auf diese Weise versucht er, den Kern der Firma zu erhalten – für die nächste, die siebte Generation – wenn seine beiden Söhne denn wollen. Drängen wird er sie nicht.