Schwob AG Vereinigung zweier Welten

150 Jahre: So lange gibt es das Schweizer Textilservice-Unternehmen bereits. Dieses Jubiläum feierte die Schwob AG, die Textilherstellung und Textilpflege unter einem Dach vereint, letztes Jahr mit einem Tag der offenen Tür. Zu diesem Anlass konnten Besucher die Leinenweberei besichtigen, die zusammen mit fünf Wäscherei-Standorten den Mietwäsche-Vollservice des Unternehmens ermöglichen.

Schwob-Areal
Das Schwob-Areal in Burgdorf beherbergt die Leinenweberei und den Fabrikladen. - © Schwob AG

"Wir sind möglicherweise das einzige Textilunternehmen weltweit, das gleichzeitig eine Weberei und eine Wäscherei ist." Mit diesen Worten hebt Geschäftsführer Stephan Hirt das Alleinstellungsmerkmal der Schweizer Schwob AG hervor. "Ich kenne kein Unternehmen, das gleichzeitig beide Bereiche, Textilfertigung und Textilpflege, nahtlos umfasst." Mit ihrem Mietwäsche-Vollservice vereint die Firma beide Dienstleistungen zu einer. Deswegen lautet das Motto "Alles aus einer Hand". "Wir verfügen ohne Reibungsverluste über die gesamte Wertschöpfungskette."

Alleinstellungsmerkmal Leinenweberei

Eine weitere Besonderheit der Schwob AG ist die reine Existenz der Leinenweberei. "Wir sind die einzige Firma in der Schweiz, die Bett- und Tischwäsche noch selbst herstellt", erzählt Stephan Hirt. Die Hightech-Leinenweberei gehört zu den leistungsfähigsten Europas. Elf elektronische Jacquardwebmaschinen koordinieren rund 70.000 einzeln angesteuerte Fäden. So entstehen 300 km Stoff pro Jahr, der in der Konfektionsabteilung zu hochwertigen Textilien für die Hotellerie, Gastronomie und das Gesundheitswesen verarbeitet wird. Die zum Unternehmen zählenden fünf Wäschereien reinigen über 11.000 Tonnen Textilien pro Jahr und sorgen dafür, dass sich die Kunden ganz auf ihre eigenen Geschäfte (Hotels, Restaurants, Spitäler, Heime) konzentrieren können.

Umfangreiches Textil-Angebot

Das Unternehmen hat zahlreiche Textilien im Angebot. Dazu gehören Tischwäsche (Tischdecken, -sets, -läufer, Servietten, Hussen, Skirtings) und diverse Betttextilien (Bettwäsche, Bettinhalte, Decken). Zudem stellt Schwob auch Koch- und Servicebekleidung sowie Bekleidung für ärztliches Fachpersonal zur Verfügung. Ebenfalls im Angebot enthalten ist Frottierwäsche, also Handtücher, Bade- und Duschtücher, Bademäntel und Waschlappen. Dazu kommen Textilien für die Küche wie Geschirrtücher und Schürzen. Das ganze Sortiment ist nicht nur über den Mietwäsche-Vollservice erhältlich, sondern kann auch käuflich erworben werden.

Eine lange Geschichte

Historisch kann das Unternehmen und ihre Leinenweberei auf eine lange Geschichte zurückblicken. Vor über 150 Jahren am 12. August 1872 gründen die Brüder Joseph und Jules Schwob ein Tuch-Magazin in Bern. Damals wurden Leinwand, Servietten, verschiedene Stoffe für Damen- und Herrenkleider, weiße Artikel für Hochzeitsgeschenke und mehr verkauft. 1884 zieht die Firma "Gebrüder Schwob" innerhalb Bern um und eröffnet einen Laden. 1907 folgt die Transformation des Unternehmens zur "Leinenweberei Bern, Schwob & Cie", deren Weberei 1910 zusätzlich zum bereits bestehenden Laden eröffnet wird.

Lastwagen der Schwob AG
Die Lastwagen ziert das Firmen-Motto "Alles aus einer Hand". - © Schwob AG
Blick in die Leinenweberei der Schwob AG.
Blick in das Innere der Leinenweberei. - © Schwob AG

Neuer Name, neue Weberei

Sechs Jahre später (1916) stirbt mit Jules Schwob einer der beiden Gründer. Daraufhin entscheiden sich Joseph Schwob und sein Sohn Jean Schwob, der 1912 dem Unternehmen beigetreten war, sich von den übrigen Teilhabern der Kommanditgesellschaft zu trennen, um eine eigenständige Firma zu gründen. So entsteht 1917 die "Leinenweberei Schwob & Cie" mit Geschäftshaus in der Hirschengraben Nummer 7. Die ehemaligen Teilhaber führen die bereits bestehende Leinenweberei unter dem neuen Namen "Leinenweberei Bern, Wallach, Lippmann Cie." fort, während die Schwobs ihre neue und moderne Weberei in der Stauffacherstraße 78 in Bern aufbauen. 1932 wird die Huttwil AG übernommen, die als eigenständige Weberei weitergeführt wird.

Erweiterung der Fabrik

Als 1935 mit Joseph Schwob der zweite Gründer stirbt, übernimmt sein Sohn Jean Schwob die Leitung und entschließt sich, 1936 eine zusätzliche Fabrik in Tramelan zu eröffnen. 1940 wird die "Leinenweberei Schwob & Cie." zu einer Aktiengesellschaft und trägt seitdem das Kürzel "AG". Zwei Jahre später wird eine Pensions- und Bedürftigkeitskasse gegründet, um die Angestellten bei finanziellen Problemen zu unterstützen.

Da nach dem Zweiten Weltkrieg die Wirtschaft und der Tourismus wieder aufblüht, und die Bestellungen bei der Schwob & Cie. AG wieder zunehmen, erweitert das Unternehmen 1956 seine Weberei in der Stauffacherstraße um ein weiteres Fabrikgebäude. Zuvor wurden jedoch noch die Webereien in Huttwil und Tramelan geschlossen, da die Nachfrage nach Aussteuerprodukten zu dieser Zeit immer mehr nachließ und die Konkurrenz durch Shopping-Center immer größer wurde.

Umzug nach Burgdorf

1979 übernimmt die Schwob & Cie. AG dann die Leinenweberei Schmid AG in Burgdorf. In den folgenden Jahren verlagert das Unternehmen seine gesamte Weberei samt Konfektions- und Stickereiabteilung in die Fabrik nach Burgdorf und schafft moderne, computergesteuerte Webmaschinen (Jacquard-Maschinen) an. Auch die Verwaltung mit Laden zieht nach Burgdorf und der Standort am Hirschgraben Nummer 7 in Bern wird aufgegeben.

Schwob AG in Olten.
Einblick in die Wäscherei am ehemaligen Standort in Olten, deren Maschinen nun am neuen Standort in Härkingen stehen. - © Schwob AG
Schwob AG Härkingen.
Der neue Wäscherei-Standort in Härkingen während der Bauphase. - © Schwob AG

Beginn des individuellen Mietwäsche-Vollservice

Im Jahr 2008 steigt die Schwob AG dann in das Textilpflege-Geschäft ein und fusioniert resp. integriert drei Wäschereien in das Unternehmen, um den Kunden zusätzlich einen Wäscherei-Service anbieten zu können. "Die große Herausforderung damals war, dass wir zwei Welten, die Textilwelt und die Textilpflegewelt, zusammenbringen mussten", erzählt Stephan Hirt. So entstand der Mietwäsche-Vollservice, für den die Schwob AG bekannt ist. Mittlerweile sorgen fünf Wäscherei-Standorte und um die 40 Partner-Wäschereien dafür, dass alle Regionen der Schweiz den Service in Anspruch nehmen können. Insgesamt hat das Unternehmen heute ungefähr 220 Mitarbeitende.

Bis heute ist der Mietwäsche-Vollservice das Steckenpferd der Schwob AG, für den sie 2017 auch den RWin-Branchenaward gewann. Kunden bezahlen dabei nur die gewaschene Wäsche pro Kilo. Der Unterschied zu Mietwäsche-Konzepten von anderen Textilservice-Unternehmen ist, dass der Kunde individuelle, auf seine Wünsche abgestimmte Textilien erhält, die Schwob in seiner Leinenweberei herstellt und konfektioniert. "Im Normalfall hat eine Wäscherei einfach Standard-Wäsche und bietet diese zum Mieten an. Bei uns beginnt ein Kundenauftrag hingegen immer mit dem Design und der Herstellung", erklärt Stephan Hirt.

Vorteile des Mietwäsche-Vollservice

Obwohl die Wäscheprodukte also spezifisch, meist mit Kunden-Logo designt sind, können sie vom Kunden gemietet werden. So müssen sie keine finanziellen Investitionen oder Rückstellungen für den Kauf machen. Trotzdem erhalten die Kunden hochwertige, nachhaltige Produkte und können sich auch bei der Pflege auf die Wäschereien der Schwob AG verlassen, die die Wäsche abholt, wäscht, kontrolliert, bei Beschädigung ersetzt und termingerecht wieder anliefert.

Stephan Hirt
Geschäftsführer Stephan Hirt vor einer der Jacquard-Webmaschinen. - © Schwob AG

Die Corona-Hürde

Mit diesem neuen Service stieg der Umsatz bis 2019 stetig an. Größere Probleme bekam die Schwob AG erst wieder zu Beginn der Corona-Pandemie 2020, als die ganze Hotel- und Gastronomiebranche zusammenbrach. "So wie die ganze Branche, mussten wir während der Corona-Krise unten durch, da viele Betriebe ihre Investitionen in Bett- oder Tischwäsche kurzfristig zurückhielten oder sogar für einige Wochen komplett schlossen", blickt Stephan Hirt zurück. Trotzdem blieben alle Wäschereien geöffnet, auch wenn nur kleine Mengen an Wäsche anfielen. "Mit sehr großen Aufwand mussten wir wenig Volumen abholen, verarbeiten und wieder ausliefern. Als integrierter und systemrelevanter Systempartner der Branche war die Schließung von einer unserer Wäschereien aber kein Thema", so Hirt.

Seit letztem Frühjahr 2022 ist die Schwob AG wieder zurück bei ihren Spitzenzahlen von 2019 und auch schon darüber hinaus: "Es ist unglaublich schnell wieder bergauf gegangen und es sind sehr hohe Volumen, die auf uns zukommen. Die Textilpflegebranche ist wirklich gefragt. Der Bedarf nach externer Textilpflege in der Hotellerie und Gastronomie hat sich gerade auch in der Schweiz extrem verstärkt. Es gibt heute kaum noch ein Hotel oder Restaurant, dass eine eigene Wäscherei plant."

Herausforderung Energiekrise

Kaum war die Corona-Krise überwunden, kam schon die Energiekrise ums Eck. Vor der Gasmangellage wechselte die Schwob AG von Öl auf Gas, um CO2-neutraler zu werden. "Auch wenn wir relativ glimpflich davongekommen sind, hat uns die Krise sehr verunsichert, denn die Abhängigkeit vom Gas ist da und wir können sie nicht komplett kompensieren", sagt Stephan Hirt. Teilweise hat die Firma noch bivalente Brenner, sodass wieder Öl verwendet werden kann. Doch dem Unternehmen ist klar, dass Öl nicht die Dauerlösung ist. "In unserer neuen Wäscherei in Härkingen, die wir im Mai 2023 bezogen haben, haben wir alles umgesetzt, was man heutzutage machen kann." Die Wäscherei hat Photovoltaik auf dem Dach, die Heizung läuft mit Erdwärme und es gibt diverse moderne Systeme für die Energierückgewinnung. Trotz all diesen Maßnahmen ist die Herausforderung nach wie vor da.

Während die Transformation der Energieversorgung also noch in vollem Gange ist, ist der Schwob AG der Sprung ins Hightech-Zeitalter bereits gelungen – ohne dabei seine Wurzeln zu vergessen. Auf der Basis der alten Handwerkskunst produziert das Unternehmen nach wie vor Textilien für die Hotellerie, Gastronomie und das Gesundheitswesen in der Schweiz, ist aber gleichzeitig ein modernes und kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen geworden.