PSA gegen Störlichtbogen Temperaturen über 10.000 °C

Wer an elektrischen Anlagen arbeitet, der sollte niemals auf die vorgeschriebene persönliche ­Schutzausrüstung (PSA) verzichten: So können etwa ein Kurzschluss oder menschliches Versagen zum ­Auftreten eines lebensgefährlichen Störlichtbogens führen. Temperaturen über 10.000 °C rufen schwerste Verbrennungen hervor, die nur durch geeignete PSA verhindert werden können.

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    Bei der Arbeit an elektrischen Anlagen kann der Verzicht auf die passende Schutzausrüstung lebensgefährlich werden. Tritt ein Störlichtbogen auf, entstehen Temperaturen über 10.000 °C. Fotos: Bierbaum-Proenen
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    Der Kölner Hersteller Bierbaum-Proenen setzt mit seiner neuen Kollektion „BP Multi Protect 7kA“ auf Störlichtbogenschutz der Klasse 2 bei gleichzeitig hohem Tragekomfort.

3 Tritt ein Störlichtbogen an einer elektrischen Anlage auf, werden innerhalb kürzester Zeit gewaltige Mengen Energie freigesetzt. Ein lauter Knall, ein Blitz, eine enorme Druckwelle, fliegende Funken – eine Sekunde später herrscht wieder Stille. Das Phänomen ist unter Facharbeitern gefürchtet, denn die Folgen können für Personen in unmittelbarer Nähe verheerend sein. Die Stromstärke erreicht Werte von mehreren Kiloampere (kA). Zum Vergleich: Schon Stromschläge mit einer Stärke von unter 100 mA können für den Menschen tödlich enden. In der Lichtsäule des Bogens steigt die Temperatur kurzzeitig auf über 10.000 °C  und schwere Verbrennungen sind die Folge.

Ein Störlichtbogen entsteht, wenn es zu einem Spannungsüberschlag zwischen zwei elektrischen Leitern oder zwischen einem elektrischen Leiter und der Erde kommt. Sowohl technische Fehlfunktionen als auch menschliches Versagen können die Ursache für das lebensgefährliche Phänomen sein. Gefährdet sind vor allem Facharbeiter, die an elektrischen Anlagen arbeiten, etwa an Transformatorstationen oder an Hausanschlusskästen. 770 Unfälle im Zusammenhang mit Störlichtbögen wurden zwischen 2007 und 2011 laut Institut zur Erforschung elektrischer Unfälle in Deutschland gemeldet. In zahlreichen Fällen kam es zu schweren Verbrennungen, einer der Zwischenfälle endete tödlich.

Der Sicherheitsingenieur Horst Wolf betreibt im niederrheinischen Kleve eine Firma für Arbeitssicherheit. Er weiß um die Gefahren, denen Beschäftigte an elektrischen Anlagen ausgesetzt sind: „Störlichtbögen sind ziemlich selten. Aber wenn sie auftreten, können sie für den Menschen schlimme Folgen haben“, sagt der Diplom-Physiker. „Vor allem Mitarbeiter in Industrieunternehmen, von Stadtwerken, Energieversorgern oder Raffinerien gehören zu den Berufsgruppen, die besonders von den Gefahren eines Störlichtbogens betroffen sind“, erklärt der Experte.

Schutzausrüstung ist Pflicht

Der Arbeitsschutz ist bemüht, das Risiko eines Störlichtbogens für Facharbeiter zu minimieren. Organisatorische und sicherheitstechnische Maßnahmen wie die regelmäßige Wartung von elektrischen Anlagen sollen dafür sorgen, dass die lebensgefährliche Störung bei der Arbeit unter Spannung nicht auftritt. Vollständig auszuschließen ist die Gefahr aber bei allen Vorsichtsmaßnahmen nie, denn neben einem Kurzschluss kann auch menschliches Versagen bei der Arbeit an elektrischen Anlagen einen Störlichtbogen verursachen. Der Gesetzgeber schreibt deswegen vor, dass jeder Mitarbeiter, der an einer elektrischen Anlage arbeitet, eine entsprechende persönliche Schutzausrüstung (PSA) trägt, die ihn im Störfall vor schweren Verbrennungen bewahrt.

Die Anforderungen, die Sicherheitsbekleidung zum Schutz vor den thermischen Einwirkungen von Störlichtbögen erfüllen muss, sind in der IEC 61482-2 vorgeschrieben. In Verbindung damit sieht die europäische Norm EN 61482-1-2 die Unterscheidung von zwei Schutzklassen vor. Wie stark eine PSA vor Störlichtbögen schützt, wird im sogenannten „Boxtest“ ermittelt. Beim Test der Schutzklasse 1 wird die PSA mit 4 kA Prüfstrom beschossen, beim Test der Klasse 2 mit 7 kA Prüfstrom. Der Test gilt dann als bestanden, wenn der Testdummy unter dem Gewebe der PSA keine Verbrennungen zweiten oder höheren Grades aufweist.

Für die Hersteller stellt die Produktion geeigneter Schutzbekleidung zum Schutz bei Störlichtbogenunfällen eine große Herausforderung dar. „Das ist ein sehr anspruchsvolles Thema“, sagt Kerstin Höfgen vom Kölner Unternehmen Bierbaum-Proenen, das unter dem Markennamen BP für innovative Arbeits- und Schutzbekleidungskonzepte bekannt ist. Höfgen ist bei dem international tätigen Familienunternehmen Produktspezialistin für den Bereich PSA. Sie beschreibt die Schwierigkeit, die in der Entwicklung geeigneter Bekleidung für den Spannungsbereich steckt, insbesondere für die Schutzklasse 2: „Man muss eine Lösung finden, die einerseits den Ansprüchen der Norm genügt. Andererseits muss die Schutzausrüstung aber so leicht sein, dass ein Mitarbeiter sie den ganzen Tag problemlos tragen kann“, erklärt Höfgen. Das ist vor allem deswegen eine schwierige Gratwanderung, da Gewebe in der Regel umso besser vor Hitze schützt, je dicker es ist.

Leichtes Gewebe für Tragekomfort

Um Tragekomfort mit höchstem Schutz zu kombinieren, verwendete Bierbaum-Proenen bei der Entwicklung von PSA zum Schutz vor Verbrennungen durch Störlichtbögen das extrem leichte und dennoch schützende Mischgewebe Kermel Denim. Das Ergebnis: die Kollektion „BP Multi Protect 7kA“, bestehend aus Blouson, Latz- und Bundhose. Trotz Störlichtbogenschutz der Klasse 2 wiegt die PSA nur 480 g/m2. Hinzu kommt, dass die Kollektion aus zwei Schichten besteht: Die obere Lage wiegt 320 g/m², die untere nur die Hälfte. „Das leichte Innenfutter führt zu einem Effekt, den man aus der Freizeit beispielsweise vom Jackett kennt: Das Innenfutter wird, weil es leichter ist, kaum wahrgenommen“, erläutert Kerstin Höfgen.

Zusätzlich zum Schutz vor thermischen Einwirkungen – der Hauptgefahr beim Auftreten eines Störlichtbogens – bietet die PSA aus Kermel Denim einen inhärenten Flammschutz nach EN ISO 11612 und schützt damit beispielsweise auch vor Spritzern geschmolzenen Metalls. Zudem ist die BP-Kollektion gemäß der Normen EN 1149-5, EN 13034 Typ 6 und EN ISO 11611 Klasse 1 zertifiziert. Die PSA ist laut Hersteller industriewäschegeeignet nach ISO 15797 und biete somit auch nach vielen Wäschen noch anhaltende Sicherheit und hohen Tragekomfort.

Dass das Kölner Unternehmen Bierbaum-Proenen sich neben der Gewährleistung eines zertifizierten Schutzes der höchsten Sicherheitsklasse vor allem auf den Tragekomfort konzentrierte, hat seine Berechtigung in der Praxis, wie Sicherheitsingenieur Horst Wolf erklärt: „Gerade beim Störlichtbogenschutz ist es wichtig, dass die Mitarbeiter ihre PSA auch tragen, damit sie im Fall der Fälle bestmöglich geschützt sind. Und deswegen gilt: Je höher der Tragekomfort, desto besser.“

Infos: www.bp-online.com

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