Berufskleidung Lassen sich Textilfasern bald im Meer ernten?

Mit Fasern aus Algen und Seetang haben Forscher eine neue Perspektive für Textilhersteller eröffnet. Insbesondere seine Hautverträglichkeit macht den nachwachsenden Rohstoff interessant. Corporate-Fashion-Anbieter wie BENBARTON testen derzeit, wie sich Fasern aus Algen in ihre Textilien einbinden lassen. Geschäftsführender Gesellschaft Gerhard Hofmann berichtet.

Die bioaktiven Substanzen in Algen und Seetang weisen antibakterielle Eigenschaften auf.
Die bioaktiven Substanzen in Algen und Seetang weisen antibakterielle Eigenschaften auf. - © divedog – stock.adobe.com

Algen und Seetang, reich an ­Vitaminen, Mineralien und antioxidativen Eigenschaften, zeigen vielversprechende Eigenschaften bei der Anreicherung von Textilfasern. Diese Innovation verspricht nicht nur nachhaltige Materialien, sondern auch positive Auswirkungen auf die Hautgesundheit. Das könnte Hautirritationen reduzieren und allergische Reaktionen minimieren. Zudem unterstützen sie die Feuchtigkeitsregulierung der Haut, was besonders für Menschen mit empfindlicher oder trockener Haut von Vorteil ist.

Die in den Algen und Seetang enthaltenen bioaktiven Substanzen weisen auch antibakterielle Eigenschaften auf und erhöhen somit den Schutz vor Hautinfektionen. Dermatologische Erkenntnisse der Universität Jena legen nahe, dass die Integration von Algen und Seetang in Textilfasern nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch potenzielle Vorteile für die Hautgesundheit bieten kann – ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Mode.

Mögliche Stoffe und Fasern mit Algen

Folgende Fasern können für die Anreicherung mit Algen und Seetang eingesetzt werden:

Baumwolle

Baumwollfasern absorbieren die Meerespflanzenextrakte gut und können so die Vorteile für die Hautverträglichkeit und Feuchtigkeitsregulierung weitergeben.

Bambus

Bambus ist eine nachhaltige Faser, die häufig Anwendung in umweltfreundlichen Textilien findet. Die Fasern lassen sich leicht mit Algen und Seetang angereichern.

Modal

Modal ist eine Zellulosefaser, die aus Buchenholz gewonnen wird. Sie ist weich und geschmeidig, was sie zu einer guten Wahl für hautfreundliche Textilien macht. Die Integration von Algen und Seetang in Modalfasern bietet zusätzliche Vorteile für die Hautgesundheit.

Lyocell

Lyocell, auch bekannt unter dem Handelsnamen TENCEL, ist eine Zellulosefaser, die aus Holz gewonnen wird. Diese Faser hat natürliche Feuchtigkeitsregulierungseigenschaften und lässt sich effektiv mit Algen und Seetang anreichern, um die Hautverträglichkeit zu verbessern.

Recycelte Polyesterfasern

Auch recycelte Polyesterfasern lassen sich mit Algen und Seetang angereicheren. Dieser Ansatz trägt dazu bei, den ökologischen Fußabdruck von Polyester zu reduzieren, besonders wenn es aus einem cradle-to-cradle Prozess, also wiederverwendeten Textilien, stammt.

Die genannten Garne treten oft in Mischungen auf. Sie können in entsprechende Gewebe und Gewirke umgesetzt werden, sodass die Verwendung den Designern und Produktentwicklern vielfältige Möglichkeiten bietet für Produkte, die wirklich Hautkontakt haben: T-Shirts, Hoodies, Joggpants und Chinos.

In Kürze:

BENBARTON Hofmann GmbH wurde 1982 gegründet. 2021 nahm das Unternehmen aus Aschaffenburg den portugiesischen Industriedesigner José Miguel unter Vertrag. Bedingt durch die Präsenz in Porto wächst BENBARTONs Interesse am Rohstoff Algen. Der Hersteller arbeitet nach eigenen Angaben mit der Universität Porto und dort ansässigen Spinnereien und Wirkereien zusammen.