Vor Ort: Bundesinnungsmeister besucht Betriebe Moderner Betrieb hinter historischen Mauern

Die Textilpflege Stuhl bearbeitet Textilien in historischen Räumen. Wie der Betrieb trotzdem moderne Abläufe etabliert, zeigt ein Ortsbesuch.

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    Vor den Reinigungsmaschinen
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    Vor den Reinigungsmaschinen
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    An der Mangel.
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    An der Mangel.
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    Mit grünem Tuch.
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    Mit grünem Tuch.
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    Im Betrieb der Textilpflege Stuhl.
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    Im Betrieb der Textilpflege Stuhl.
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    Drei Generationen vor der Baustelle.
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    Drei Generationen vor der Baustelle.
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    Computeranimierter Neubau der Textilpflege Stuhl.
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    Computeranimierter Neubau der Textilpflege Stuhl.

Die Textilreinigung Rudolf Stuhl GesmbH &Co. KG in Bruck an der Leitha befindet sich innerhalb der historischen Stadtmauer, gegenüber dem Burggebäude, unweit der Wehrtürme und dem Hauptplatz. Steht der Besucher oder Kunde vor dem Laden in der Hainburger Straße und blickt in die freundlich gestalteten Schaufenster, vermutet er hinter den beiden Schaufenstern der Putzerei einen kleinen Betrieb mit weniger als zehn Mitarbeitern.

Wer den Betrieb jedoch durch die Seitentür betritt und den Weg vorbei an den Reinigungsmaschinen ins Innere des Gebäudes nimmt, dem erschließen sich weitere Räume und er gelangt in die Wäscherei des Betriebes, die heute 75 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht. Hier stehen mehrere Waschmaschinen, Mangeln und auf einem Zwischengeschoss die Trockner.

"Wir sind auf Flachwäsche von Hotels spezialisiert", berichtet Gerald Haller, Gesellschafter der Textilpflege Stuhl. Ein Blick auf die vielfältigen Textilien, die gerade aufbereitet werden, zeigt jedoch: Auch Mietberufskleidung für die Industrie, den Handel und das Gewerbe gehören zum Serviceangebot des textilen Dienstleisters. Da Umtausch, Rückgabe und Zusatzbestellung jederzeit möglich sind, verfügt der Betrieb auch über ein umfangreiches Lager im Untergeschoss. Auch ein Krankenhaus im 20 km entfernten Hainburg versorgt die Textilreinigung Stuhl.

Textilpflege Stuhl: Beengte Betriebsräume in Bruck

In den Betriebshallen wird jeder Zentimeter genutzt. Auch wenn das Klima dank hoher Räume angenehm ist, bestätigt Gerald Haller: "Wir stoßen hier an unsere Wachstumsgrenzen." Denn die weitere Besichtigung zeigt: Wer die Betriebsräume der Wäscherei durchschritten hat, gelangt bereits an das andere Ende des Häuserblocks, ein Anbau ist ausgeschlossen – im historischen Bruck, das 1239 zur Stadt erhoben wurde, war ein moderner Textildienstleister mit 10 t Produktionsvolumen pro Tag nicht vorgesehen.

Zweiter Standort in der Slowakei

Neben dem Betrieb in Bruck hat die Firma Stuhl auch einen Standort in der Slowakei aufgebaut. Im rund 80 km entfernten Trnava gründete sie ein Tochterunternehmen, in dem knapp 100 Mitarbeiter tätig sind. Haller sieht die Faktoren für eine erfolgreiche Expansion in die Slowakei primär darin, den Betrieb nach europäischem Muster und Standard für den lokalen Markt aufzuziehen und nicht als "verlängerte Werkbank" wegen der geringeren Arbeitskosten einzustufen.

"Es empfiehlt sich, zunächst langsam zu wachsen, dabei immer auf den unternehmerischen Instinkt zu achten und sich nicht von Vorurteilen und furchtbaren Geschichten abschrecken zu lassen", sagt er. Man könne Vertrauen in die vorhandenen Strukturen haben und dürfe die Beschäftigten vor Ort keinesfalls unterschätzen, um ein ordentliches Verhältnis zwischen Unternehmer und Beschäftigten aufzubauen. Viele Aufträge kommen von Kasernen, deren Anteil am Gesamtumsatz rund 13 Prozent ausmacht. Durch die Verschiebung der Schengengrenze wird es jedoch künftig weniger Grenzsoldaten und damit weniger mannbezogene Bearbeitung von Wäsche geben. Dafür ist bei der Bewohnerwäsche aufgrund der demografischen Entwicklung mit mehr Volumen zu rechnen.

Textildienstleister nutzt Caretex-System

Um hier eine qualifizierte und sorgfältige Versorgung zu gewährleisten, wendet der Textildienstleister das Caretex-System an. Dabei sammelt der Bewohner in einem ersten Schritt seine benutzte Wäsche in einem Wäschesack. Da Textilien und Wäschesack trägerbezogen gekennzeichnet sind, können sie stets einander zugeordnet werden und kommen so sicher zum Bewohner zurück. Durch den auf dem Textil angebrachten Datamatrix-Code wird nachvollzogen, wie ein Wäschestück bearbeitet wird und wo es sich gerade im Prozess befindet. Nach dem Waschen/Reinigen, Trocknen, Bügeln, Aufhängen/Legen und bewohnerbezogenem Sortieren kommt die saubere Wäsche schrankfertig im persönlichen Wäschesack oder auf dem Bügel hängend zurück zum Bewohner bzw. zur Bewohnerin. Der beigefügte Lieferschein sorgt neben der richtigen Zuordnung der Wäsche auch für Kostentransparenz.

Textilpflege Stuhl: Als Zwei-Mann-Betrieb gegründet

Qualität ist in der Stuhl Textilpflege bereits seit 1953 selbstverständlich, als der Zwei-Mann-Betrieb vom Ehepaar Stuhl gegründet wurde. Zu den ersten Geschäftsfeldern der Chemischreinigung und Färberei kam 1957 die Wäscherei hinzu. Heute ist das Unternehmen ISO-zertifiziert und Mitglied der Österreichischen Gütezeichengemeinschaft.

In der Wäscherei werden rund 10 t pro Tag bearbeitet, für die Chemischreinigung bewegen sich die Zahlen zwischen 1.200 und 1.500 kg pro Tag. Die Textilreinigung verfügt über sieben eigene Niederlassungen und Annahmestellen und nimmt von der Oberbekleidung über Polstermöbel, Teppiche, Vorhänge, Bettdecken, Schlafsäcke, Einlagen für Kinderwagen, Lederbekleidung, Imprägnierservice und Brautkleider jedes Textil an. Für ihre Kunden, die vom Privatmann bis zum Großkonzern reichen, ist die Firma Stuhl bis heute ein Allrounder der Wäschereiversorgung und Reinigung geblieben. "Das Konzept einer zuverlässigen Qualität und einer pünktlichen Lieferung zu einem fairen Preis ist nach wie vor sehr erfolgreich", sagt Haller.

Die Zukunftspläne für den Betrieb drängen sich geradezu auf: "Unser nächstes Ziel ist es, die neue Betriebshalle im Grünen außerhalb von Bruck zu errichten", berichtet Haller, denn die räumlichen Grenzen sollen den Betrieb nicht davon abhalten, seinen Wachstumstrend fortzusetzen. Die neue Halle soll bereits im Rohbau ohne Büroeinheiten genutzt werden, sodass die Produktion schnellstmöglich dorthin verlagert werden kann. Die Platznöte an der Hainburger Straße sind inzwischen so groß, dass ein Outsourcing unumgänglich ist.

Firmengeschichte der Textilpflege Stuhl

1953 Rudolf Stuhl gründet den Betrieb mit den Geschäftsfeldern chemische Reinigung und Färberei in Wien.

1954 Der Betrieb siedelt auf den Stammsitz nach Bruck/Leitha in der Hainburgerstraße über.

1957 Stuhl nimmt die Wäscherei in Betrieb und baut sie kontinuierlich aus.

1965 Der Aufbau eines Filialnetzes in Niederösterreich und Burgenland beginnt.

1989 Der Dienstleister steigt ins Mietwäschegeschäft ein.

2002 Eintritt in den slowakischen Markt durch die Inbetriebnahme der Tochterfirma in Trnava.

2007 Neubau der Wäscherei in Bruck/Leitha, Florianistraße.

2008 Inbetriebnahme der dampf-freien Großwäscherei.