Verband VCI wählt neue Spitze und fordert Energiepaket

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat am "Tag der Chemie" sein Führungsteam neu gewählt und über die Zukunft der Branche diskutiert. Wer neu aufgestellt wurde und welche Themen die Branche beim "Chemiegipfel im Bundeskanzleramt diskutiert wurden.

VCI-Präsident Markus Steilemann (li.) diskutiert in Berlin mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft über die Zukunft der Branche.
VCI-Präsident Markus Steilemann (li.) diskutiert in Berlin mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft über die Zukunft der Branche. - © VCI/Simone M. Neumann

"Die Zukunft der Chemie in Deutschland steht auf dem Spiel", sagte VCI-Präsident Markus Steilemann in seiner Eingangsrede: "Aber ohne uns steht auch der Umbau unserer Volkswirtschaft hin zu Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft und umfassender Nachhaltigkeit still." Diese Transformation berge seinen Worten nach aber eine riesige Chance, um den Standort Deutschland zur "Lok für grüne Zukunftsprodukte und -technologien zu machen, mit der Chemie im Führerstand."

Wie die Branche die schleichende Deindustrialisierung stoppt und wie die Transformation zur Klimaneutralität zum neuen Wirtschaftswunder werden kann, diskutierten die Mitglieder des VCI mit Gästen aus Politik und Wirtschaft.

Dieses Thema beschäftigte den Verband nicht nur in Frankfurt: Am 27. September 2023 diskutierten Vertreter des VCI mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Vertretern der Chemie-Industrie, darunter die Chefs großer Konzerne sowie Ministerpräsidenten aus Ländern mit großen Chemie-Standorten, wie z.B. Ministerpräsidentin aus Rheinland-Pfalz Malu Dreyer in Berlin beim "Chemie-Spitzengespräch".

Ziel des Chemiegipfels: Rahmenbedingungen setzen

Die chemische Industrie zählt als eine der wichtigsten Branchen der deutschen Volkswirtschaft. Im europäischen Vergleich steht sie als größte Chemienation an der Spitze und gemessen am Umsatz weltweit an vierter Stelle hinter den USA, Japan und China.

Notwendige Transformationsprozesse, hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie eine schwache Nachfrage setzten die chemische Industrie derzeit stark unter Druck. Der "Chemiegipfel", so die Hoffnung, sollte Rahmenbedingungen festlegen, die mehr Planungssicherheit schaffen und der Branche helfen, wettbewerbsfähiger zu werden und nachhaltig zu wachsen. Laut Tagesordnung sollten bürokratische Hürden abgebaut, Innovationen gefördert, Fachkräfte gesichert und Eigenverbrauchsprivilegien bei der Nutzung von Stromversorgungsanlagen erweitert werden. Scholz sagte der kriselnden Branche zwar Unterstützung zu. Blieb aber vage, wie diese konkret aussieht.

VCI-Präsident Steilemann fordert Energiepaket noch im Oktober

Wirtschaftsverbände und die Chemie-Gewerkschaft IGBCE zeigten sich enttäuscht über die Ergebnisse des "Chemiegipfels". Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), sagte nach dem Treffen "Zwar sind heute gute Ansätze diskutiert worden," – die Bundesregierung hat sich z.B. klar für eine risikobasierte Stoffpolitik und gegen pauschale Stoffverbote ausgesprochen und zum Chemischen Recycling bekannt – "leider hat sich unsere Hoffnung auf eine kurzfristige Entscheidung bei den viel zu hohen Strompreisen nicht erfüllt." An diesem Punkt, so fordert er, müsse die Regierung noch im Oktober ein Energiepaket schnüren, das den Spitzenausgleich erhält, die Stromsteuer senkt und einen temporär begrenzten Brückenstrompreis einführt.

Steilemann sieht das Gespräch als Auftakt eines Dialogs mit Bund und Ländern, um einen Chemiepakt zu erarbeiten. "Der Weg dahin scheint noch weit, aber wir müssen jetzt zu Lösungen kommen für eine der innovativsten Branchen unseres Landes. Wir schaffen damit Resilienz, Wohlstand, Innovation und Beschäftigung."

VCI wählt Vorstand und Präsidium

Der VCI und seine Fachverbände vertreten die Interessen von rund 1.900 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige. 2022 setzten die Mitgliedsunternehmen rund 260 Milliarden Euro um und beschäftigten knapp 550.000 Mitarbeitende. Am "Tag der Chemie" in Frankfurt stellte der VCI seine Spitze neu auf.

VCI wählte neu ins Amt:

  • Dr. Christian Hartel (Wacker Chemie), er übernimmt das Amt des VCI-Vizepräsidenten.
  • Julia S. Schlenz (Dow Deutschland) sowie
  • Bill Anderson (Bayer), sie verstärken nun das Präsidium.

Zum Vorstand gehören darüber hinaus:

  • Präsident Dr. Markus Steilemann (Covestro),
  • die Vizepräsidenten Dr. Martin Brudermüller (BASF) und
  • Carsten Knobel (Henkel) sowie
  • Schatzmeister Dr. Henrik Follmann (Follmann Chemie).

Als Mitglieder des Präsidiums im Amt bestätigt, wurden:

Dem Präsidium gehören weiterhin an:

  • Hubertus von Baumbach (Boehringer),
  • Dr. Wolfgang Große Entrup (Hauptgeschäftsführer des VCI),
  • Dr. Christian Kohlpaintner (Brenntag),
  • Christian Kullmann (Evonik) und
  • Matthias Zachert (LANXESS).

"Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Führungsgremium in den kommenden Monaten", sagte Präsident Steilemann. Die Arbeit im Vorstand und Präsidium sei ein wichtiges Ehrenamt – gerade in diesen schwierigen Zeiten."