Landesinnung Oberösterreich stellt sich vor Zusammenarbeit vor Konkurrenz

Landesinnungsmeister Kuno Graßner sprach mit RWTextilservice über die Besonderheiten des Bundeslandes Oberösterreich.Foto: Graßner - © Graßner

Zusammenarbeit vor Konkurrenz

Pünktlich zur Premiere des Textilreinigers in der deutschen Ausgabe der RWTextilservice startet unsere Vorstellung der österreichischen Landesinnungen der Textilreiniger, Wäscher und Färber. In den nächsten Monaten geben Vorstandsmitglieder der Landesinnungen Einblicke in die Entwicklung des Textilpflegegewerbes ihres Bundeslandes. Damit möchten wir den deutschen Lesern die Branche in Österreich vorstellen und die österreichische Leserschaft über regionale Trends auf dem Laufenden halten. Im Februar traf sich Der Textil reiniger zum Gespräch mit dem Landesinnungsmeister für Oberösterreich, Kuno Graßner.

Textilreiniger: Welche Besonderheiten zeichnen die Landesinnung Oberösterreich aus?

Kuno Graßner: Hier in Oberösterreich herrscht vor allem ein gutes Miteinander zwischen den Mitgliedsbetrieben. Bei aller Konkurrenz herrscht eine gute Zusammenarbeit. So hat sich etwa die Region Linz zu einem erfolgreichen Kooperationszentrum entwickelt. Dort hat sich ein Kollege auf den Hemdenservice spezialisiert und übernimmt diese Arbeit auch für andere Reinigungsbetriebe, die ihren Kunden diesen Service dadurch anbieten können. Bei den geringen Mengen wäre das für den Einzelnen sonst nicht rentabel. So ist eine Win-Win-Situation entstanden, von der alle profitieren. Abgesehen davon haben wir in unserem Bundesland keine richtigen Reinigungsdiscounter und die Dienstleistungspreise sind deshalb nach unten ziemlich konstant.

Textilreiniger: Welche Aktionen hat die Landesinnung für das Jahr 2009 geplant?

Kuno Graßner: Grundsätzlich bieten wir über das Jahr verteilt Schulungen zur Detachur, Ladenführung oder Kundenberatung an, die immer von zwei Experten gehalten werden. Das Angebot kommt sehr gut an, da unsere Mitgliedsbetriebe oft nicht über genug ausgebildete Fachkräfte verfügen. Als Special haben wir für 2009 und 2010 Unternehmerweiterbildungen geplant. Mit diesen Veranstaltungen möchten wir den Betriebsleitern und Inhabern die Nutzung moderner Marketingtechniken und andere betriebswirtschaftliche Neuerungen nahebringen. Beispielsweise wie man Werbung per eigenem Newsletter gestalten kann oder eine Homepage ohne hohen Wartungsaufwand aufbaut und betreut. Zu den weiteren Themen gehören die Kundenkommunikation über E-Mail oder SMS. Das Kursprogramm wird auch auf die Bedürfnisse kleiner Betriebe abgestimmt. Nach unserer Überzeugung kann man diesen Werbekanal noch viel stärker nutzen, um Kunden in den Laden zu holen. Im Februar 2009 starten wir zusätzlich eine Werbekampagne für die Reinigung von Skibekleidung und Outdoorbekleidung im Fachbetrieb. Das war früher mal ein gutes Geschäftsfeld, hat in den letzten Jahren allerdings deutlich gelitten. Der Trend zu hochwertigen und teuren Funktionstextilien bei Skibekleidung macht Hoffnung. Da lohnt sich eine Reinigung durch den Profi schon eher als bei Billigware. Genau da müssen wir ansetzen und potenziellen Kunden den Wert unserer Dienstleistung verkaufen.

Textilreiniger: Welche Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise bemerken Sie im Bundesland Oberösterreich und was erwarten Sie für das Jahr 2009?

Kuno Graßner: Nach meiner Einschätzung spüren wir aktuell in Oberösterreich noch nichts von einer richtigen Wirtschaftskrise. Das Geschäft über den Winter und den Jahreswechsel war sogar relativ gut. Dennoch rechnen wir bis Mitte des aktuellen Jahres mit einem Rückgang. Vor allem der Gewerbe- und Industriekundenbereich dürfte von der Krise betroffen sein. Für den Wäschereibereich erwarte ich hingegen keine großen Auswirkungen, weil das Geschäft mit Heim- und Krankenhaustextilien ziemlich konstant bleiben wird. Wenn die Arbeitslosenzahlen wie vorhergesagt stark steigen, schlägt sich das natürlich auch auf den Umsatz mit Privatkunden nieder. Ich hoffe aber, dass es nicht so schlimm wird. Die Wirtschaft funktioniert insgesamt weiterhin und wird sich meiner Meinung nach schnell wieder erholen. Einen Schub werden unsere Region und besonders die Stadt Linz auch durch den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2009“ bekommen. Durch die vielen Veranstaltungen und den zusätzlichen Fremdenverkehr erhöht sich das Wäscheaufkommen deutlich und auch die Zahl an Privatkunden dürfte steigen. Damit lässt sich hoffentlich ein Teil des Rückgangs aus anderen Geschäftsfeldern ausgleichen. Generell sehe ich aber immer noch Nischen für kleinere Wäschereien und Reinigungen. Dafür muss man besondere Qualität und individuelle Leistungen anbieten. Hier geht der Trend eindeutig zum Mietmodell. In jedem Fall sollte man sich nicht von der überwiegend negativen Berichterstattung in den Medien verrückt machen lassen. Andere Branchen werden von der Krise stärker betroffen sein als die Reiniger und Wäscher.

Textilreiniger: Wie sieht denn das Maßnahmenpaket für Ihren eigenen Betrieb aus?

Kuno Graßner: In meiner Reinigung möchte ich das Geschäft mit Privatkunden verstärken und dem Preisdruck im Gewerbegeschäft etwas entfliehen. Daneben konnten wir in der Vergangenheit unsere wirtschaftliche Basis verbreitern durch einen pfrofessionellen Officeservice und machen damit jetzt etwa zehn Prozent des Umsatzes. Gegen Krisen sind wir damit besser gerüstet. Daneben werden auch wir auf die Erschließung neuer Nischen setzen und haben da einige Ideen. Ein Beispiel ist die Reinigung von Pullovern. Die werden zwar oft getragen, aber nur selten in die Reinigung gebracht, sondern meist zu Hause gewaschen. Selbst bei hochwertigen Modellen herrscht meist Flaute. Da liegt nach meiner Überzeugung ein beachtliches Potenzial brach, das wir nutzen können. Wir hoffen auch auf neue Modetrends, die eher in Richtung aufwändig gearbeiteter Textilien gehen. Dann lohnt sich unsere Dienstleistung wieder stärker. Allerdings kann man heute nicht mehr auf den Kunden warten. Wir gehen verstärkt auf unsere bestehenden Kunden zu und verkaufen unser Leistungsangebot. Wir klären über Techniken, Wirkung und Vorteile der professionellen Textilpflege auf und wollen dadurch Vertrauen schaffen. Das scheint auch zu klappen – jedenfalls sind unsere Umsätze im Reinigungsgeschäft 2008 gestiegen. Von daher bin ich auch für das Jahr 2009 zuversichtlich. Was ich dagegen schon seit zehn Jahren nicht mehr mache, sind Preisaktionen. Dadurch werden die Kunden auf solche Sonderkonditionen trainiert. Weil der Markt beschränkt ist, mache ich mir dann langfristig das Geschäft kaputt. Außerdem kann ich mit schlechterer Qualität nur wenige Kunden dauerhaft an mich binden und bei niedrigen Preisen muss nun mal auch die Qualität sinken.

Textilreiniger: Herr Graßner, vielen Dank für das Gespräch.

Matthias Heiler