Messe Cleanzone 2015 Textilien im Reinraum: Wenn absolute Reinheit gefragt ist

Europas Reinraumbranche ist ein Wachstumsmarkt und dehnt sich in neue Bereiche aus, neue ­Branchen kommen mit neuen Ansprüchen hinzu. Damit ändern sich die Anforderungen an die bei der Arbeit getragene ­Ausrüstung und deren Aufbereitung in Wäschereien.

Der Tragekomfort ist bei Reinraumbekleidung wichtig: Er beeinflusst wesentlich die Mitarbeiterakzeptanz. - © Decontam

Staub und andere luftgetragene Verunreinigungen können in bestimmten Industrien großen Schaden anrichten. So führen die kaum sichtbaren Partikel in der Halbleiterindustrie zu empfindlichen Störungen an Schaltkreisen. In Branchen, in denen besonders anfällige Bauteile hergestellt oder vergütet werden, erfolgt die Fertigung daher unter Reinraumbedingungen. Aber auch die Biowissenschaften, die Nano-, Pharma-, die medizinische und Lebensmittelindustrie arbeiten in Räumen, deren Belastung durch Keime und andere Partikel auf ein Minimum reduziert ist. Dass sich zukünftig weitere Industrien anschließen werden, ist laut Messe Frankfurt unumstritten. Internationale Studien gehen bis Ende dieses Jahrzehnts von einem jährlichen, globalen Branchenwachstum von mehr als fünf Prozent aus (Quelle: www.marketsandmarkets.com , www.persistencemarketresearch.com). Der Reinraum ist ein Gebiet, auf dem sich nur wenige Spezialisten auskennen. Zahlreiche Experten werden sich vom 27. bis 28. Oktober 2015 auf der Cleanzone in Frankfurt am Main präsentieren.

Die zunehmende Bedeutung der Reinraumtechnologie erfordert Expertenwissen. „Bei der textilen Ausstattung im Reinraum ist ein großes Know-how unabdingbar“, meint Enrico Claretti, Vertriebsleiter von IAB-Reinraum-Produkte aus Braunschweig. „Die speziellen Anforderungen, die eine kundenspezifische Reinraumsituation an ein Textil stellt, sind beim Anwender oft nicht hinreichend bekannt. Eine fundierte Beratung gehört daher zu den wichtigsten Aufgaben der Zulieferbranche. Sie führt zu einem optimalen Ergebnis und berücksichtigt dabei auch immer den Wunsch des Kunden nach einer Einweg- oder Mehrweglösung. Daher gehen wir auch gemeinsam mit der nachgelagerten Reinraumwäscherei zu einem Kundenberatungsgespräch“, erklärt Claretti.

Materialspezifikation mit Besonderheiten 

Da der Mensch als Haupteintragsquelle für Partikel, Keime und Co. gilt, müssen die bei der Arbeit getragene Bekleidung und Komponenten höchste Anforderungen hinsichtlich ihres Partikelrückhaltevermögens erfüllen. Dementsprechend hoch sind auch die Vorgaben an die verarbeiteten Materialien und Laminate: Für Reinraumanwendungen werden neben der elektrostatischen Ableitfähigkeit, den mechanischen und chemischen Festigkeiten weitere Werte wie Porengröße, Partikelrückhaltevermögen, Abriebbeständigkeit oder Sterilisationsverträglichkeit verlangt.

Sollen die Artikel außerdem mehrfach eingesetzt und gewaschen werden, sind die Einflussparameter der Aufbereitungsprozesse (Temperatur, pH-Wert, Desinfektionsmittel) auf den Funktionserhalt der Gewebe zu berücksichtigen. Es gibt laut Messe Frankfurt nur wenige Materialien, die solchen Anforderungen gerecht werden. So werde waschbare Unterbekleidung aus Polyestergewirken und Reinraumoveralls aus Polyestermultifilament-Geweben mit Carbongitter hergestellt. Waschbare Reinigungstextilien seien hingegen meist aus Polyestermikrofasern gefertigt. Auch die verarbeiteten Zutaten wie Reißverschlüsse, Nähgarne oder Bündchen müssen reinraumgerecht sein.

„Reinraumbekleidung muss bestimmte Eigenschaften aufweisen, um die Prozesse im Reinraum zu unterstützen bzw. nicht zu gefährden. Neben den reinraumrelevanten Anforderungen können weitere dazu kommen: elektrostatische Ableitfähigkeit, hohe Atmungsaktivität, antimikrobielle Funktion und andere“, erklärt Natalie Schneider, Produktmanagerin bei Decontam, einem auf Dekontamination und Sterilisation von Reinraumbekleidung spezialisierten Textildienstleister in Bad Windsheim. „Bei jeder Bekleidung für den Reinraum ist außerdem der Tragekomfort ein wichtiger Gesichtspunkt. Er beeinflusst wesentlich die Mitarbeiterakzeptanz. Mangelnde Tragekomforteigenschaften vermindern unmittelbar die Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters. In Folge kommt es zur Häufung von Fehlern, die den Produktionsprozess unter reinen Bedingungen stören können“, ergänzt Schneider.

Wachstumspotenzial vorhanden 

Zukünftig, da sind sich Experten sicher, werden sich auch neue Branchen den hohen Reinheitsanforderungen des Reinraums unterwerfen. So wird in der Lebensmittelindustrie „daran gearbeitet, mit Reinraumtechnologie die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu erhöhen und Konservierungsstoffe überflüssig zu machen. In Krankenhäusern dienen Reinraumbedingungen zunehmend dem Schutz von Patienten und Personal gegen multiresistente Keime“ (Quelle: „Rationell reinigen“, Holzmann Medien, Ausgabe 5/2015, Seite 30 ff: 100 Prozent oder gar nicht). Ein Austausch zwischen den beteiligten Parteien nimmt angesichts dieses Branchenwachstums eine Schlüsselfunktion ein. Daher beteiligen sich sowohl Decontam als auch IAB-Reinraum-Produkte an der Fachmesse Cleanzone in Frankfurt am Main.

Weitere Infos zur Messe gibt es unter www.cleanzone.messefrankfurt.com .

Eine ausführliche Version dieses Artikels lesen Sie in der August-Ausgabe von RWTextilservice .