Beim italienischen Hersteller Magnabosco Vorteile zweier Techniken vereint

Das norditalienische Unternehmen Magnabosco stellt seit den 60er Jahren Schnelldampferzeuger her. Dabei verbindet der Hersteller die Vorteile von Wasserraumkesseln mit den Vorzügen von Schnelldampferzeugern. Jetzt werden die Produkte auch in Deutschland vertrieben.

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    2Dampferzeuger in Reih und Glied:Zum Schutz der Edelstahlverkleidung der Kesselkörper vor Transportschäden ist eine weiße Klebefolie aufgebracht.
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    1Das Herz des Schnelldampferzeugers: Die heißen Verbrennungsgase umspülen die Rohrbündel und erhitzen das Wasser, bis Dampf entsteht.
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    LinksDie Überhitzer-Rohrschlange: In ihr wird der produzierte Dampf getrocknet und optimiert.
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    3Gianni Magnabosco gründete das Familienunternehmen 1961.

Vorteile zweier Techniken vereint

Firmen in Familienbesitz, und das über Generationen hinweg, haben in Italien Tradition. In der Regel sind es mittelständische Unternehmen, in denen die Verantwortung fast zwangsläufig auf die Nachkommen übertragen wird, die dann meist schon mehrere Jahre Kenntnisse und Erfahrungen im Familienunternehmen gesammelt haben, das Metier mithin bestens kennen und einen in der Regel reibungslosen Übergang gewährleisten.

Giuseppe Magnabosco war viele Jahre in verantwortlicher Position in einem metallverarbeitenden und Maschinenbau-Unternehmen tätig. 1961 machte er sich mit der „Magnabosco Giuseppe Specialized Mechanic Constructions company“ in Zugliano in der norditalienischen Provinz Vicenza selbstständig. Unternehmenszweck war die Herstellung von Dampferzeugern und Maschinen für die Milchverarbeitung. Von „Tradition“ war bereits die Rede. In guter unternehmerischer Tradition verblieb die Herstellerfirma zum einen am Standort Zugliano, zum anderen beim bewährten Produktesortiment, auch unter der Regie des Sohnes des Firmengründers, Gianni Magnabosco. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Lieferpalette reichhaltiges, was Anwendungen und Ausführungen der technischen Produkte betrifft. So gliedert sich heute die Produktion in drei Bereiche:

-Herstellung von Dampferzeugern und Dampfkesseln;

-Produktion von Autoklaven, die zum Sterilisieren in der Lebensmittelindustrie dienen;

-Bau von Maschinen und Anlagen für die milchverarbeitende Industrie.

Jeder dieser drei Produktionsbereiche liefert etwa ein Drittel des Gesamtumsatzes. Der Firma steht eine Gesamtfläche von 8.000 m2 zur Verfügung, von denen 5.500 m2 der Produktion dienen. Auf etwa 500 m2 sind die Konstruktionsbüros sowie die Verwaltung untergebracht. Die Grundstückseinfahrt „bewacht“ ein pavillonartiger Glasbau, in dem aktuelle Produkte des Hauses präsentiert werden. Beschäftigt sind bei Magnabosco derzeit 45 Mitarbeiter. Den Exportanteil seiner Firma beziffert Gianni Magnaosco mit 50 Prozent – mit steigender Tendenz. Die Kunden verteilen sich weltweit. Das Unternehmen liefert in klassische wie auch junge Industriestaaten, in die USA ebenso wie nach China; europaweit von Griechenland bis Portugal und von Irland bis Frankreich, nach Mauritius ebenso wie nach Tunesien und in die mittel- und südamerikanischen Länder Mexiko, Brasilien und Argentinien. Auf der Kundenliste stehen türkische Firmen und Unternehmen aus dem Nahen Osten sowie Betriebe in den ehemaligen Staatshandelsländern Polen, Russland, Serbien, Rumänien und Ungarn. Auch in Albanien stehen Produkte mit dem Logo der Italiener. Die aktuellen Produkte aus dem Bereich Dampferzeuger repräsentieren einen modernen und effizienten Stand der Dampferzeugertechnik. Einer ganz speziellen Technik, denn der Hersteller hat es verstanden, in den Konstruktionen die Vorteile des Wasserraumkessels mit den Vorzügen der Schnelldampferzeugertechnik zu vereinen. Wie funktioniert das?

Das Prinzip des Wasserraumkessels besteht darin, dass im Kesselinneren Rohre durch ein großes Volumen Wasser führen, die die heißen Verbrennungsgase des Brenners leiten und die Hitze an das umgebende Wasser abgeben, aus dem sich der Dampf löst. Der Nachteil des Wasserraumkessels besteht darin, dass die Dampfproduktion einen längeren Zeitraum beansprucht. Es ist nicht sofort Dampf verfügbar. Als deutlicher Vorteil dieser Technik ist die gute Qualität des Dampfes zu nennen sowie eine gute Standfestigkeit höheren Verbräuchen gegenüber; der Kessel geht beispielsweise beim Einschalten einer Muldenmangel nicht in die Knie, hat also eine große Dampfreserve. Die Regelung des Brenners sowie der Wasserpumpe erfolgen jeweils separat.

Beim traditionellen Schnelldampferzeuger wird das zu verdampfende Wasser durch eine Rohrschlange geleitet, die von den Verbrennungsgasen des Brenners so lange erhitzt wird, bis es in relativ kurzer Zeit, bedingt durch die geringe Wassermenge, zu Dampf geworden ist. Die schnelle Verfügbarkeit ist der Hauptvorteil des Schnelldampferzeugers, der allerdings keine größeren Dampfentnahmen in kurzer Zeit ausgleicht. Konstruktionsbedingt sind Brenner und Wasserpumpe immer gleichzeitig in Betrieb und haben einen gemeinsamen Regler, wobei die Pumpe eine konstante, der Kesselleistung angepasste Wassermenge fördern muss.

Bei dem italienischen Dampferzeuger kommen die Vorteile beider Techniken zusammen: Das Wasser wird in Rohrbündeln geführt, die im Außenmantel des Kessels miteinander in Verbindung stehen. Dieses Rohrbündel und das darin zirkulierende Wasser werden von den Verbrennungsgasen des Brenners bis auf Dampftemperatur erhitzt, woraus sich dann Dampf bildet. Der geringe Wasserinhalt garantiert eine schnelle Betriebsbereitschaft und die Konstruktion des Kessels lässt eine getrennte Regelung des Brenners und der Wasserpumpe zu. Durch diese getrennte Wasserstandsregelung kommen an diesem Kessel Kreiselpumpen – wie beim Wasserraumkessel – zum Einsatz, die zuverlässiger und wartungsärmer sind als Kolben- oder Triplexpumpen.

Um den produzierten Dampf zu optimieren, kommt eine weitere Spezialität zum Zuge: ein nachgeschalteter Überhitzer. Der Dampf wird über eine zusätzliche Rohrschlange in den heißen Abgasen überhitzt und getrocknet. Er kann praktisch ohne signifikante Qualitätsverluste auch über größere Entfernungen transportiert werden. Ein Vorteil, der je nach betrieblicher Situation ausschlaggebend sein kann. Mit dieser seit 1970 realisierten Konstruktion hat Magnabosco einen Qualitätsfortschritt erzielt. Zur weiteren Verbesserung des Wirkungsgrades der eingesetzten Primärenergie kann eine Speisewasservorwärmung integriert werden, die die Restwärme der Abgase des Brenners nutzt. So kann die Speisewassertemperatur auf bis zu 140 °C erhöht werden. In den letzten Jahren hat das Unternehmen ein patentiertes System eingeführt, das es ermöglicht, das Kavitationsproblem an der Speisewasserpumpe zu vermeiden. Mit dieser Technik wird ein sicherer Kesselbetrieb bei jeder Speisewassertemperatur garantiert.

Die mit Abstand am meisten gefertigte Dampferzeugerserie der Italiener kann mit jedem marktgängigen Brennertyp ausgerüstet werden. Als Primärenergie kommen Gas oder Öl in Frage. Derzeit untersucht das Unternehmen in seiner Forschungsabteilung Möglichkeiten, nichtfossile Brennstoffe wie Biogas oder Biodiesel einzusetzen. Die Entwicklung eines entsprechenden Kessels ist bereits in einem fortgeschrittenen Stadium.

600 Schnelldampferzeuger pro Jahr

Generell werden die Dampferzeuger aus Kesselstahl gefertigt, der zum überwiegenden Teil aus deutscher Produktion stammt. Etwa 600 Schnelldampferzeuger werden pro Jahr hergestellt. In einer weiteren Produktionsschiene fertigt das norditalienische Unternehmen etwa 60 Elektrodampferzeuger im Jahr. Wo hochreiner Dampf benötigt wird, baut der Hersteller seine Anlagen aus Edelstahl. Das ist der Fall im Hospitalbereich und in der chemischen Industrie sowie überall dort, wo der Dampf aus verfahrenstechnischen Gründen direkt mit dem Produkt in Berührung kommt.

Bewusst Wert legten und legen die Konstrukteure auf eine einfache, klare Bedienung und den möglichst störungsfreien Betrieb der Dampferzeugeranlagen. Das schließt auch die Wartung ein, wenn sie erforderlich ist. Empfindliche Bauteile wie Pumpen, Sicherheitsventile und Niveauregler sind in doppelter Ausführung verbaut. Das in die Steuerung integrierte Selbstdiagnosesystem hilft dem Betreiber, schnellstmöglich Störungen zu beseitigen, so dass Produktionsausfälle aufgrund von Kesselproblemen minimiert werden können. Bei Bedarf ist es für den Betreiber jederzeit möglich, einen Austauschkessel installiert zu bekommen, und zwar in kürzestmöglicher Zeit. Auch das gehört zum maximalen Kundendienst, wie ihn Gianni Magnabosco garantiert. Im Bereich Dampferzeugeranlagen sind derzeit folgende Typen im Programm:

-Baureihe GVR Version „S“: Kessel dieser Serie werden in den Leistungskategorien 150 bis 2.000 kg Dampf pro Stunde angeboten. Die Bandbreite ist so umfangreich, dass praktisch jeder betriebsspezifischen Anforderung entsprochen werden kann. Bei der „S“-Baureihe stehen Kessel und Speisewasserbehälter in Reihe auf einem per Gabelstapler verfahrbaren Untergestell. Eine Speisewasserenthärtungsanlage kann auf Wunsch angefügt werden.

-Baureihe GVR Version „C“: Dampferzeuger kleinerer Kapazität – hier reicht die lieferbare Leistungspalette von 25 bis 300 kg Dampf pro Stunde – warten mit einer Besonderheit auf: Der Speisewassertank befindet sich unterhalb des Kessels. Diese platzsparende Ausführung wird sicherlich von vielen Betreibern, beispielsweise von kleinen und mittleren Textilreinigungen, geschätzt.

Seit kurzem liegt der Vertrieb der Dampferzeuger in den Händen der Heprotex Maschinen GmbH. Deren Chef Kurt Mathiowetz sieht für die Produkte gute Chancen auf dem deutschen Markt. „Wir werden diese interessante Dampferzeugertechnik auf unserem Verbundstand auf der Texcare 2008 in Frankfurt/Main präsentieren“, kündigt er an. „Da werden sich die Besucher über die Solidität, innovative Technik und – nicht zuletzt – interessanten Preise dieser norditalienischen Produkte informieren können“.

Klaus-Peter Lang