Start-up JanzB, Tornesch Der Textilreinigung auf den Leib geschneidert

Dem Hemd könnte in der Textilpflegebranche eine neue Bedeutung zukommen, zumindest, wenn die Geschäftsidee von Bernhard Janz verfängt. Der Gründer des Start-ups JanzB fertigt Businesshemden nach Maß. Der Clou: Kunden beziehen die Einzelstücke über ihre Textilreinigung. Wie das in der Praxis ablaufen soll.

Mit Maß und Fingerspitzengefühl entstehen die Businesshemden von JanzB. Vertrieben werden sollen sie über Textilreinigungen. - © JanzB

Er will das Hemd buchstäblich wieder in die Textilreinigungen bringen: Bernhard Janz. Der Gründer des Start-ups JanzB denkt jedoch nicht an den regulären Hemdenservice, der seit Corona weitgehend brachliegt. Seine Geschäftsidee setzt schon beim Kauf an. In seiner Vision bestellt Mann maßgeschneiderte Businesshemden – und zwar nicht beim Schneider, sondern in der Textilreinigung um die Ecke. Das Konzept dahinter klingt simpel: Die Textilpfleger nehmen Maß, um den Rest kümmert sich JanzB.

Neuer, ungewöhnlicher Vertriebsweg

In dem ungewöhnlichen Vertriebsweg sieht Janz zwei Vorteile: Alte Kunden binden und neue gewinnen. „Ein Hemd muss gut sitzen“, sagt Janz. Das richtige zu finden, sei oft nicht leicht; Marken ändern ihre Schnitte oder man nimmt zu und der Stoff spannt. Die Zeit oder die Geduld, nach einem neuen Businesshemd zu suchen, haben Männer seiner Erfahrung nach nicht. Für dieses Problem bietet er die Lösung: Kunden, die ihre Hemden zum Reinigen oder Bügeln bringen, können sozusagen "im Vorbeigehen" ein Maßhemd bestellen.

Sucht mit seinem Start-up JanzB Textilreinigungen als Geschäftspartner: Bernhard Janz. - © JanzB

Dass Janz in seinem Konzept Textilreinigungen einbindet, hat einen einfachen Grund: "Ich finde es klasse, dass es Textilreinigungen gibt", sagt er. Der 59-Jährige arbeitete jahrelang im Vertrieb und brachte seine Hemden regelmäßig zum Waschen und Bügeln. Beim Abholen seiner Wäsche reifte seine Idee. "Ich habe mir überlegt, was könnte eine Textilreinigung noch anbieten?" Oder anders gesagt: Was würde er als Kunde noch kaufen wollen?

"Cross-Selling": Maßhemden aus der Textilreinigung

Das "Cross-Selling" respektive der Querverkauf, wie diese Strategie in der Marketingsprache heißt, bedeutet, dass Unternehmen ihrem bestehenden Kundenstamm zusätzliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Viele Branchen betreiben das seit Jahren erfolgreich: Tchibo verkauft nicht nur Kaffee, Tankstellen bieten neben Benzin Brötchen an und die Telekom verkauft Telefone und Thermostate. "Das nächste ,T‘ in der Reihe sind Textilreinigungen, die Maßhemden verkaufen", bekräftigt Janz.

Obwohl Janz seine Idee schon 2006 in einen Businessplan goss, setzt er diesen erst jetzt um. "Mein Sohn kam damals auf die Welt", sagt er. Das habe seine Prioritäten geändert. An das Potenzial seines Modells glaubt in der Zwischenzeit nicht nur er. 2019 erzählte er seinem Freund Joachim Reetz davon. Kurz darauf gründeten sie zusammen JanzB und gewannen Raphael Naber als Partner. In der ersten Phase widmeten sich die Gründer dem Hemd. Suchten Stoffe aus, fanden einen Lieferanten in Österreich und einen Hersteller in Nordmazedonien. "Wir wollen regional, also in Europa, produzieren", sagt Janz. Nun hat Phase 2 begonnen: Verkaufsstellen finden.

Schnelles Zusatzgeschäft für Textilpflegebetriebe

Textilpflegebetriebe können das Zusatzgeschäft fast ohne Aufwand und ohne Kosten einbinden, sagt Janz: Kunden werden im Laden vermessen. "Das dauert keine zehn Minuten", sagt er. Nach einer Schulung könne jeder das Maßband anlegen und Kragenumfang, Schulterbogen sowie Brust und Hüften abmessen. Die erfassten Daten tragen die Kräfte in ein System ein und schicken sie an „JanzB“. Mithilfe einer Schnittsoftware erstellt das Start-up ein Schnittmuster. "Jedes Hemd wird von einem Cutter einzeln ausgeschnitten", erklärt er. Danach werden die Schnittteile vernäht und an die Textilreinigung verschickt. Binnen zwei Wochen, so verspricht Janz, hält der Kunde ein auf seinen Leib maßgeschneidertes Hemd in den Händen.

"So etwas gab es vorher nicht", betont der Unternehmer. Maßhemden habe man bisher in Handarbeit gefertigt. Maschinell produzierte Hemden hingegen in großer Stückzahl. Bevor das Start-up sich an potenzielle Partner wenden konnte, mussten sie schauen: Funktionieren die Prozesse? Lässt sich die Idee rentabel für beide Seiten umsetzen? Von den 59,90 Euro, die das Maßbusiness-Hemd kostet, fallen 11,90 Euro für die Textil­reinigung ab, – egal, ob das Hemd über den Tresen oder online verkauft wurde.

Online bestellen, im Laden abholen

Seine Partnerbetriebe unterstützt JanzB mit seinem Onlineshop. "Kunden können so ihre Hemden jederzeit nachbestellen", sagt Janz. Auch hier ist ihm eines wichtig: "Es muss schnell und einfach gehen." Wer erst mühsam zwischen zahlreichen Stoffen, breiten Farbpaletten und einer Vielzahl an Knöpfen auswählen müsse, verliere die Geduld und bestelle woanders. In acht Klicks konfigurieren seine Kunden ihr Maßhemd.

Das Hemd nach Maß können Textilpflegebetriebe in Annahmestellen oder Filialen als Zusatzgeschäft für ihre Kunden anbieten. - © JanzB

Kunden bekommen den 120 g/m² dichten bügelleichten Baumwollstoff in den Farben Weiß, Hellblau oder Dunkelblau. Passend dazu können die weißen oder dunkelblauen Knöpfe in einer modernen oder gedoppelten Knopfleiste angereiht werden, die Vario-Manschette in einer geraden oder runden Form und das Hemd mit Hai- oder Kent-Kragen bestellt werden. Außerdem lassen sich auf Wunsch eine Brusttasche annähen sowie ein Monogramm einsticken. Damit das Maßhemd wie angegossen sitzt, wählen Kunden zwischen zwei Passformen aus: körperbetont oder komfortabel. Wenn Mann ein „Bäuchlein“ bekommt, sagt Janz, sitzen viele Hemden nicht mehr optimal. Der Stoff seiner Maßhemden wird in solchen Fällen vorne ein bisschen länger zugeschnitten als hinten.

"Potenzial der Branche gewaltig"

Im übertragenen Sinne hat Janz sein Konzept Textilpflegebetrieben auf den Leib geschneidert. Doch Partnerbetriebe zu finden oder Gesprächstermine zu vereinbaren, fällt ihm derzeit schwer. Corona hat die Branche fest im Griff. Besonders das Segment Hemden. "Viele warten ab und manche stehen kurz vor der Insolvenz", sagt Janz. Der Unternehmer hält trotz allem an seiner Idee fest. "Ich finde das Potenzial der Branche gewaltig", sagt er und hofft, dass er mit seinem Angebot in Zukunft sogar neue Kunden in die Textilreinigungen lockt und sie dadurch vom Hemdenservice überzeugt. Denn wer schon mal im Laden ist, so die Theorie des Geschäftsmanns, der bleibt.