Vor Ort: Buchholz Textilpflege Fleck weg – ganz ohne Detachur?!

Textilien können ganz ohne aufwendige Detachur von Verfleckungen befreit werden. Möglich macht das eine umweltschonende, individuelle Zusammensetzung von Reinigungsverstärkern, die direkt in die Reinigungsmaschine gegeben werden.

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    Rainer Buchholz und Betriebsleiter Torben Kühl bei der Qualitätskontrolle, nachdem das Businessjackett durch „Modul Dos“ gereinigt wurde.Foto: Warneboldt
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    Die Textilpflege der Kleinteile wird im Betrieb großgeschrieben. Foto: Warneboldt

Fleck weg – ganz ohne Detachur?!

„Pflegen Sie schon oder detachieren Sie noch?“ Mit dieser, durchaus provokativen Frage könnte Textilreiniger Rainer Buchholz seine Berufskollegen überraschen. Der Unternehmer aus Bad Oldesloe ist bei Kollegen bekannt für seine Ideen und findet nicht immer Mitstreiter, die es ihm gleich tun, aber diesmal hat er ganz sicher einen Stein ins Rollen gebracht. „Bei uns gibt es keine Vordetachur mehr“, erklärt der Geschäftsführer der Buchholz Textilpflege. „Wir arbeiten mit individuell zusammengestellten Reinigungsverstärkern, und nicht mehr mit den konfektionierten“, so Buchholz weiter. Wer sich jetzt vorstellt, dass in dem Bad Oldesloer Betrieb – völlig gesetzeswidrig – von Hand verschiedene Hilfsstoffe zusammengemixt werden, liegt ganz falsch. Im Gegenteil: Völlig gesetzeskonform und umweltschonend wird computergesteuert genau die Menge an Reinigungsverstärker, optischem Aufheller, Weichmacher oder Antistatikum zusammengestellt und über ein Schlauchsystem direkt in die Reinigungsmaschine geleitet, die gerade notwendig ist. „Mit diesem Baukastensystem stellen wir das optimale Reinigungsmittel für jede Ware zusammen. Pullover bleiben weich und flauschig, weiße Hosen weiß und Businesskleidung bleibt in Form, ohne bretthart zu werden“, beschreibt der Reiniger das Ergebnis.

Als die Firma Büfa das Dosiersystem „Modul Dos“ entwickelt hat, hat Rainer Buchholz mitgewirkt und nunmehr ein Jahr damit gearbeitet. Mit dem Resultat ist er sehr zufrieden. „Eine Detachur ist bei uns nur noch bei drei bis fünf Prozent der Ware nötig und wir haben weniger Nacharbeit“, beschreibt der Textileiniger die Veränderung im Betriebsablauf, und dabei werden bei Buchholz verschiedenste Textilien bearbeitet – vom ölverschmierten Blaumann über die Kochjacke bis zum feinen Businessanzug. Auch die Kunden bemerken Veränderungen an ihrer Garderobe. Sie riecht nicht mehr nach Per, diesen typischen Reinigungsgeruch gibt es nicht mehr. Mit dem Einsatz der Dosieranlage „Modul Dos“ ist dem Unternehmer aus Bad Oldesloe einmal mehr der Spagat zwischen Tradition und Innovation gelungen. Seit 1984 führt er in vierter Generation das Unternehmen und hat von seinem Vater eine Ladenreinigung übernommen.

Heute hat das Unternehmen 65 Mitarbeiter, die in zwei Schichten alles vom Taschentuch bis zum Teppich waschen und reinigen. Allein im Textilreinigungsbereich werden täglich 2,5 t kleine Teile bearbeitet. Bewohnerbekleidung aus Seniorenpflegeheimen, Mitarbeiterbekleidung aus Hotels und Gaststätten werden ebenso gepflegt wie die Kleidung von Privatkunden, Schiffs- und Flugzeugbesatzungen und die textile Ausstattung von Flugzeugen wie etwa Sitzbezüge, Servietten oder Head-Rest-Cover. Wer die Referenzliste des Betriebes liest bekommt Fernweh. „Die fliegen heute noch nach New York“, sagt Rainer Buchholz und zeigt auf einen Stapel Servietten. Sie gehören zum First-Class-Catering der Continental Airline. Im Zeitalter der Globalisierung wächst die Welt zusammen und auch in dem Bad Oldesloer Textilpflegebetrieb geht es oft recht international zu. Da kommt es vor, dass zum Beispiel eine brasilianische Stewardess eines skandinavischen Kreuzfahrtschiffes in der Reinigung anruft und in radebrechendem Englisch nach ihrem Uniformrock fragt. Um auch solchen Anfragen gerecht zu werden – der Kunde ist nun einmal König – gibt es firmeninternen Englischunterricht. Gemeinsam mit seinem Betriebsleiter, dem Reinigungsmeister Torben Kühl, hat Rainer Buchholz Auftragszettel, Reparaturformulare, Preislisten etc. ins Englische übersetzt, damit der Ablauf für die Kunden so einfach wie möglich ist.

Überhaupt geht der Service bei Rainer Buchholz weit über das bloße Waschen und Reinigen hinaus. So wird Bewohnerwäsche nach Bewohner sortiert und die textile Ausstattung eines Flugzeuges wird nicht nur gewaschen und gereinigt, sondern auch verwaltet. Komplette Shipsets werden zusammengestellt, gelagert und auf Abruf zum Flughafen nach Hamburg geliefert. Die drei Fahrzeuge des Unternehmens sind in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und im nördlichen Niedersachsen unterwegs, um kunden- und zeitnah Aufträge zu erfüllen.

Im Kollegenkreis heißt es oft: „Buchholz ist für die Kleinteile zuständig“ – das stimmt. Hier wird nicht tonnenweise Flachwäsche gemangelt und gefaltet, sondern Taschentücher und anderes von Hand zusammengelegt. „Wir haben keine großen Möglichkeiten unsere Abläufe zu automatisieren. Wir liefern hochqualitative Handarbeit“, so der Reiniger. Sein Konzept geht auf, denn inzwischen wird es in seinem erst 1991 neu gebauten Betrieb zu eng. Noch für dieses Jahr ist ein Anbau geplant, der die Betriebsfläche von 500 m2 auf 1.400 m2 erweitert – Platz für neue Ideen.

Claudia Warneboldt