Larosé Berlin Im Übermorgen angekommen

Die Niederlassung der Wäschereigruppe Larosé in Berlin und Kannegiesser haben gemeinsam ein beeindruckendes Projekt durchgeführt. Unter dem Motto „Prozesse effizienter gestalten bei nachhaltigem Wirtschaften“ hat man ein Energierückgewinnungssystem der Extraklasse installiert.◆◆ Ein Bildschirm im Eingangsbereich bei Larosé in Berlin zeigt beeindruckende Zahlen: 1.034 kW Leistung (Spitzenwerte von 1.500 kW werden erreicht), 1.401.142 kWh Energieeinsparung, 308.162 kg CO2-Einsparung. Ein Projekt zur Energieeinsparung zusammen mit Kannegiesser sorgt für diese „weltmeisterlichen“ Werte. Die Larosé-Gruppe bleibt damit ihrem Konzept des nachhaltigen Wirtschaftens treu. Dr. Christian Unterberg-Imhoff, geschäftsführender Gesellschafter von Larosé, sagt: „Wir haben uns Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben und dies seit mehr als zehn Jahren in unseren Leitsätzen verankert.“ Dass über Nachhaltigkeit im Unternehmen nicht nur gesprochen wird, zeigt sich z.B. durch Mitgliedschaft im „UN Global Compact“, bei dem es um unternehmerische Verantwortung (CSR - Corporate Social Responsibilty) geht. Auch ganz praktische Dinge gehören zum Nachhaltigkeitskonzept: So least das Unternehmen seine Fahrzeuge generell. „Damit haben wir immer neue Modelle, die wenig Sprit verbrauchen“, erläutert Unterberg-Imhoff. Eine neue Dimension bekommt der Nachhaltigkeitsgedanke aber mit dem laut Kannegiesser weltweit größten Energierückgewinnungssystem innerhalb einer industriellen Wäscherei. Das Pilotprojekt dazu fand in der Larosé-Niederlassung in Nonnweiler statt ( RWTextilservice berichtete in Ausgabe 2/2010). Der Titel des Artikels war „Schon an übermorgen denken“. „Wir sind im Übermorgen angekommen“, meint Matthias Staiger, zuständiger Gebietsverkaufsleiter von Kannegiesser. Rund zwei Jahre lief das Projekt in Nonnweiler bis zur Entscheidung, dass man einen Schritt weiter geht. Der Berliner Betrieb ist der größte der Gruppe mit 80 t bearbeiteter Wäsche täglich und 450 Mitarbeitern. „Eine gewaltige Investition war es schon“, sagt Hans-Georg Chrzczon, Projektmanager bei Larosé. Aber die langfristige Perspektive sei positiv - gerade bei den steigenden Energiepreisen. 120 m langer RohrwärmetauscherStefan Rauer, verantwortlicher Prozesstechniker bei der Herbert Kannegiesser GmbH, hat das Projekt bei Larosé betreut und erklärt das riesige Energierückgewinnungssystem: Das Abwasser der sieben Waschstraßen und zwei Waschschleudermaschinen wird zentral in einem bauseitigen Abwasserbecken gesammelt. Von dort wird es mit einer Tauchpumpe über einen Rohr-in-Rohr-Wärmetauscher abgekühlt und in den Kanal geleitet. „Allein dieser Rohr-an-Rohr-Wärmetauscher hat eine Länge von 120 m“, betont Rauer. Im Gegenstrom wird das gesamte Frischwasser über den Wärmetauscher vorgewärmt und in einem Speichertank gesammelt. Dieser umfasst 18 m3 und ist zweigeteilt in einen Tank mit 12 m3 und einen mit 6 m3. Von dort wird das Frischwasser im Kreislauf durch vier Kondensationswärmetauscher gepumpt und so weiter aufgeheizt. In der Tanksteuerung kann eine Maximaltemperatur für jede Tankhälfte hinterlegt werden. Ist die Temperatur in der größeren Tankhälfte erreicht, wird auf die kleinere Hälfte umgeschaltet und von dort das Frischwasser im Kreis durch die Kondensationswärmetauscher - zwei mit 84 m2 Tauscherfläche (EMS 40), zwei mit knapp 20 m2 (EMS 10) - gepumpt. Diese sind zur Rückgewinnung der Wärme an den fünf Mangelstraßen und drei Finishern angebracht. So kann für die 6-m3-Hälfte eine höhere Temperatur als in der großen Tankhälfte gewählt werden. „Wir können so zwei verschiedene Temperaturniveaus realisieren und den Waschstraßen als Warmwasser und als Heißwasser zur Verfügung stellen“, erläutert Rauer. Kilometerweise Rohrleitungen im KellerDer Tank hat eine weitere Besonderheit: Da der große silberne Kasten nicht an seinen Bestimmungsort im Keller des Betriebes transportiert werden konnte, schweißten ihn Arbeiter direkt vor Ort zusammen. Der niedrige Keller, der noch ein Überbleibsel eines alten DDR-Betriebes ist, hat aber auch Vorteile. „Er bot sich optimal an, um hier die Rohrleitungen zu installieren“, sagt Carsten Schlegel, Niederlassungsleiter von Larosé Berlin. Kilometerweise Rohre waren notwendig, um das Abwasser zentral zu sammeln und zu Wärmetauscher und Tank zu leiten - 1.150 m Wasserleitung und 125 m Abluftleitung. Wichtig bei dem ganzen System: Die Frischwasserqualität soll sichergestellt werden, deshalb wird die Wärme berührungslos übertragen. Alle Daten des Rückgewinnungsystems werden aufgezeichnet. Auch online kann man sich einloggen, die Zahlen einsehen und Rückschlüsse ziehen. „So entdeckt man Probleme schnell“, sagt Rauer. Er selbst hat auch ein Auge auf die Zahlen der Berliner Wäscherei und weist im Fall der Fälle auf Fehler im System hin. Viel mehr optimieren in Sachen Energierückgewinnung kann man an diesem Standort nicht mehr. „Wir sind an einer gewissen Grenze angelangt“, sagt Matthias Staiger. Man könne höchstens das vorhandene System noch feiner abstimmen. Unterberg-Imhoff ergänzt: „Es ist ja auch wichtig, dass wir die Energie auch gebrauchen können - noch ist das der Fall, alles Weitere würde dann über unserem benötigten Bedarf liegen.“ Doch mit dem „Megaprojekt“ Energierückgewinnung nicht genug. Als nächste Herausforderung will Larosé die gesamte innerbetriebliche Logistik des Berliner Betriebs durch große Investitionsmaßnahmen bei laufendem Betrieb optimieren. ◁ Elena Schönhaar