Mundpropaganda In 5 Schritten: So werben Mitarbeiter Azubis

Elektrotechnikermeister Michel Milz wusste schon bei der Firmengründung, dass er ausbilden möchte. Den richtigen Kandidaten hat er weder über eine Berufsmesse noch online gefunden. Sondern: Im Umfeld eines Mitarbeiters. Wie das gelang und wie andere Handwerker das auch schaffen.

Magnet zieht weiße Figuren an.
Die Empfehlung eines Bekannten hat für die meisten Menschen einen hohen Stellenwert. - © New Africa - stock.adobe.com

Durch die Energiewende sind Elektriker gefragte Fachkräfte. Die Zahl der Lehrlinge ist in den letzten Jahren angestiegen. Trotzdem ist die Suche nach Auszubildenden nicht leicht. Diese Erfahrung musste auch Elektrotechnikermeister Michel Milz machen. Für ihn war schon mit dem Schritt in die Selbstständigkeit klar, dass er ausbilden möchte.  "Die Mentalität der möglichst billigen Fachkräfte halten wir für falsch", betont seine Frau Sarah Milz. Sie und ihr Mann wollten selbst gegensteuern.

Azubisuche auf dem Land

Doch die Firma mit Schwerpunkt Gebäudetechnik hat ihren Sitz auf einem Aussiedlerhof im Allgäu. "Zu uns verirrt sich niemand durch Zufall", gibt Sarah Milz zu bedenken. Angesichts dieser Voraussetzungen versprachen die beiden sich durch eine Berufsmesse an der örtlichen Schule höhere Sichtbarkeit. "An unserem Stand konnten die Besucher ein Verlängerungskabel bauen", erzählt Sarah Milz. Und tatsächlich flatterten ein paar Bewerbungen rein, doch der Wunschkandidat war nicht dabei.

Diesen fanden sie erst durch einen Mitarbeiter. Der musste nicht mal aktiv suchen. Ein Bekannter informierte sich bei ihm über den Beruf des Elektrikers. Sofort wies der Angesprochene auf Elektro Solutions Michel Milz hin. Im September letzten Jahres startete die Lehre. Heute ist Betriebsinhaber Milz mit dem 19-Jährigen sehr zufrieden.

Nachwuchs finden:
Vom Zufall zur Strategie

Die Geschichte von Milz zeigt: Neue Nachwuchskräfte können auch über das private Umfeld der Beschäftigten gewonnen werden. Doch wie gehen Handwerker in diesem sensiblen Bereich auf die Suche? Jörg Mosler, Experte für Mitarbeitergewinnung im Handwerk, hat passende Tipps parat, die auch Textilpflegebetriebe umsetzen können:

1. Gutes Betriebsklima

So banal es klingt: Nur zufriedene Angestellte machen Bekannte oder Freunde auf ihren Arbeitgeber aufmerksam. "Diese Grundvoraussetzung muss erfüllt sein, ansonsten hat der Betrieb sowieso andere Probleme", hält Mosler nüchtern fest.

2. Informationen

Zufriedenheit ist nicht genug. Schließlich sollen die Mitarbeiter nicht warten, bis Interessenten nachfragen. Sie sollen selbst auf ihre Bekannten zugehen. Dafür brauchen sie Informationen, stellt Mosler klar: "Wann soll die Stelle besetzt werden? Welche Eigenschaften sollte der Bewerber mitbringen und was bietet der Betrieb ihm im Gegenzug?" All diese Punkte gilt es, an die Belegschaft weiterzugeben.

3. Strategische Platzwahl

Die mündliche Ansprache ist im Handwerk hochgeschätzt. Aber Details will sich zwischen Tür und Angel niemand merken. Daher ist ein Aushang ratsam. Theoretisch kann dieser überall Wirkung entfalten. Jörg Mosler verrät den Geheimtipp: "Ich empfehle kreative Wege", sagt der Experte. "Auf der Toilette kommen im Laufe des Tages alle Kollegen am Flyer vorbei."

4. Humor zieht besser

Der Inhalt des Schreibens sollte nicht zu langweilig sein. Der Profi rät zu Humor. "25 Sekunden – Die durchschnittliche Zeit, die wir auf der Toilette brauchen. Eigentlich genug Zeit, um zu überlegen ob du jemanden kennst, der in unser Team passt", lautet seine eigene Vorlage.

5. Karten mit QR-Code

Nun hat der Betrachter vielleicht einen passenden Kandidaten im Kopf. Damit er ihn schnell auf die offene Stelle ansprechen kann, braucht es noch eins: Eine Karte mit QR-Code. In der Nähe des Schreibens sollte eine gewisse Anzahl zum Mitnehmen bereitliegen. Scannt ein potentieller Azubi das Muster, gelangt er auf die Homepage samt Stellenbeschreibung. Auch Kontaktdaten dürfen nicht fehlen.

Die eine Antwort gibt es nicht

Mit der dargestellten Methode hat Dachdeckermeister Jörg Mosler gute Erfahrungen gemacht. Dennoch ist es in seinen Augen nur ein Element einer weitsichtigen Bewerbersuche. "Die Mischung aus verschiedenen Methoden führt zum Ziel. Social-Media-Kanäle und andere kreative Ansätze sind ebenfalls wichtig." Die Handwerkskammer für Schwaben sieht in der Personalsuche im Bekanntenkreis neben Messen, Praktika und Online-Ausschreibungen eine weitere Chance für abgelegene Betriebe. "Gerade auf dem Land, wo die Betriebe ohne Führerschein schwer zu erreichen sind, können Bekannte gut Fahrgemeinschaften bilden", erklärt Ausbildungsberaterin Claudia Rossel-Meyer.