SEWTS GmbH Inkontinenzunterlagen am Roboterarm?

Das Thema Automatisierung im textilen Mietservice gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Das Münchner Unternehmen sewts setzt am Beispiel von Inkontinenzunterlagen die Entwicklung seines "sewts.velum"- Systems weiter fort.

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Auch das Erkennen der runden Ecken bei Inkontinenzunterlagen stellt den automatisierten Prozess vor besondere Herausforderungen. - © sewts

Viele Prozessschritte in den hiesigen Wäschereien laufen bereits automatisch. Doch an manchen Stellen in der Prozesskette sind Menschen eben doch unentbehrlich – dies führt insbesondere aufgrund des Fachkräftemangels zu einigen Problemen.

Lieferengpässe, Qualitätseinbußen und steigende Kosten sind die heutigen Herausforderungen vieler Wäschereien. Das Unternehmen sewts, das sich mit der automatischen Handhabung von Textilien beschäftigt, hat sich darauf fokussiert, die manuellen Schritte Stück für Stück weiter zu reduzieren.

Es ist eine "gewisse Faszination für die komplexen physikalischen Eigenschaften von Textilien", die Geschäftsführer Alexander Bley antreibt. Dabei werde der Fokus auf Software und den Einsatz von KI gelegt. Die Idee ist es, Robotern beizubringen wie ein Mensch zu denken und zu greifen. Mit Hilfe modernster Bildverarbeitungs- und Materialsimulation erkennt der Roboter Säume und Ränder. Dass hierbei nicht nur ein Trend-Thema bedient wird, zeige die ständige Weiterentwicklung des Systems "sewts.velum", welches die Eingabe von Flachwäsche in die Faltmaschine automatisiert hat.

Mehr künstliche Intelligenz – weniger Mechanik

Ein Roboterarm zieht ein Textil aus dem Container mit der frisch getrockneten Wäsche und liegt dieses auf ein Förderband. Von dort aus greift es ein zweiter Roboterarm, der in diesem Fall das Handtuch an das patentierte "Aufspann"-Modul übergibt. Dieser Prozessschritt dauert weniger als ein paar Sekunden.

Dies liegt neben der Software und dem so simulierten intuitivem Greifverhalten unter anderem daran, "dass wir auf Industrieroboter setzen, die hochleistungsfähig, robust und strapazierfähig sind", wie Alexander Bley gerne erzählt und dann auch mal ein Bild der Prozessstraßen in den großen Automobilwerken, wo genau solche Industrieroboter zum Einsatz kommen, zeigt.

"sewts.velum": Runde Ecken erkennen?

Warum der gewählte Ansatz neben der geringen Wartungsanfälligkeit einen echten Mehrwert für Anwender liefert, lässt sich am Beispiel von Inkontinenzunterlagen gut beschreiben. Aufgrund ihrer speziellen Membran und den runden Ecken ist es sehr schwierig, sie in einen mechanisch-automatisierten Prozess zu überführen. Während die Branche zum Teil schon über eine Modifizierung der Unterlagen nachgedacht hat, haben die Münchner damit begonnen, "sewts.velum" darauf zu trainieren, die runden Ecken zu erkennen.

Parallel wurde auch der Einsatz von Nadelgreifern überarbeitet, um die sensible Membran nicht zu zerstören. Durch ein einfaches Software-Update werde diese Sonder-Funktion nun ab dem Sommer 2024 wohl auf allen ausgelieferten "sewts.velum(s)" laufen. Während die neuen Features Inkontinenzunterlagen und auch die Qualitätssicherung bereits im Produktivsystem getestet werden, steht ein zweites, ganz neues Produkt bereits in den Startlöchern: "sewts.vestis". Wer ein wenig die Lateinkenntnisse hervorholt, kann erahnen, welcher Bereich als nächstes optimiert werden soll: Kleidung.