Sicherheit Lösungsmittel SENSENE: Flammpunktmessung machen!

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Lösungsmittel für die Textilreinigung

Wer in der Textilreinigung das Lösungsmittel SENSENE von SAFECHEM verwendet, sollte jetzt den Flammpunkt bestimmen. Denn es gibt Sicherheitsbedenken. Die Europäische Forschungsvereinigung Innovative Textilpflege (EFIT) hat eine Handlungsempfehlung herausgegeben.

Flammpunkt entflammbar Lösungsmittel Flammpunktmessung
© Eugen - stock.adobe.com

Aktuelle Flammpunktmessungen bei mehreren Textilreinigungen im Markt weisen eine sicherheitsrelevante Abweichung des Lösemittels SENSENE von den Angaben im aktuellen Sicherheitsdatenblatt auf. Das teilt die EFIT mit. Der Verband reagiert damit auf Hinweise aus der Branche.

In Abstimmung mit dem Arbeitskreis Lösemittel des Deutschen Textilreinigungs-Verbandes (DTV) empfiehlt die EFIT daher allen Textilreinigern, die SENSENE verwenden, dringend Maßnahmen zu ergreifen.

Eine Handlungsempfehlung gibt es hier zum Download.

So reagieren BÖWE und Multimatic auf Flammpunktänderung

"Die Flammpunktmessungen haben ergeben, dass die im Sicherheitsdatenblatt von SENSENE genannten 65 Grad Flammpunkt bei Neuware nicht mehr erreicht werden", sagt Frank Ziermann, Geschäftsführer von BÖWE zur Situation. "Dies wurde seitens SAFECHEM durch Veränderungen der Grundstoffe gegründet." Wegen dieser sicherheitstechnischen relevanten Änderungen haben BÖWE und auch Multimatic sofort reagiert und die Freigabe für das Lösemittel zurück gezogen.

"Daraufhin wurde von SAFECHEM ein neues Sicherheitsdatenblatt für SENSENE mit Flammpunkt 58 Grad vorgestellt. BÖWE wird jetzt mit dem neuen Sicherheitsdatenblatt und Stoffmuster einen Messcomputer neu kalibrieren und entsprechende Tests durchführen wie bei der Markteinführung des Lösemittels vor acht Jahren. Danach werden wir die Ergebnisse präsentieren", so Frank Ziermann.

Routinemäßige Sicherheitsprüfung zeigte zu niedrigen Flammpunkt

Auch Dirk Freitag, Geschäftsführer von Multimatic, kommentiert den Sachverhalt: "Als das Lösemittel vor einigen Jahren entwickelt und auf den Markt gekommen ist, haben wir selbstverständlich überprüft, was dies für die Sicherheitstechnik unserer Maschinen bedeutet, und nach entsprechenden Testergebnissen dann die Freigabe erteilt. Der Flammpunkt wurde mit über 65 Grad angegeben und bei der Frischware auch durchgehend eingehalten." In den vergangenen Jahren lieferte Multimatic circa 80 Maschinen mit diesem Lösemittel aus bzw. stellte sie nachträglich um.

Bei einer routinemäßigen Sicherheitsüberprüfung stellte das Unternehmen ebenfalls einen zu niedrigen Flammpunkt fest, was entsprechende Konsequenzen hinsichtlich der Klassifizierung des Lösemittels und im Anschluss daran auch auf Lagerung und Sicherheitstechnologie bei den Textilreinigungsmaschinen zur Folge hatte.

"Natürlich musste auch der Hersteller des Lösemittel die Chance haben, den Sachverhalt zu überprüfen und zu gesicherten Erkenntnissen zu kommen. Hierbei haben sämtliche Maschinenhersteller im deutschen Markt nach meiner Einschätzung sehr kooperativ und sachorientiert zusammengearbeitet", sagt Dirk Freitag. "Inzwischen hat der Hersteller dieses Lösemittel entschieden, die Konsistenz bzw. Rezeptur unverändert zu lassen, mit dem Ergebnis, dass das entsprechende Sicherheitsdatenblatt angepasst werden muss – SENSENE gilt seitdem als flammbar – und dass wir als Maschinenhersteller aufgefordert waren, unsere Maschinentechnologie auf diesen neuen Erkenntnisstand hin zu überprüfen. Ich bin sehr froh, sagen zu können, dass wir unter diesen neuen Bedingungen sämtliche Maschinenplattformen aus unserem Hause – wir sprechen hier also von den Marken 'Ilsa' und 'iTECH – freigegeben haben. Allerdings ist aufgrund gesetzlicher Vorgabe der Tausch des Typenschildes zwingend vorgeschrieben, dieses werden wir kurzfristig – also in den nächsten Tagen und Wochen – unentgeltlich unseren Kunden zusenden.

Das sagt SAFECHEM

In einer Stellungnahme vom 22.03.24 seitens SAFECHEM heißt es: "Die Sicherheit und Qualität unserer Produkte haben oberste Priorität. Deshalb haben wir SENSENE vorsorglich als brennbar klassifiziert, da ein Flammpunkt von >60 Grad mit der ursprünglichen Formulierung nicht mehr sicher eingehalten werden kann. Der Grund für diese Maßnahme liegt in der Veränderung des Flammpunkts einer seit jeher unverändert eingesetzten Komponente unseres Produktes, auf die wir von Produzentenseite nicht hingewiesen wurden. Die Formulierung von SENSENE hat sich seit Markteinführung nicht geändert. Es ist auch wichtig zu betonen, dass nicht jede Charge einen Flammpunkt von <60 Grad aufweist.

Seit der Ankündigung haben wir intensiv mit Anlagenherstellern kommuniziert und an Lösungen gearbeitet. Erfreulicherweise sind ein Großteil der Anlagenmodelle auf dem deutschen Markt mittlerweile für SENSENE mit einem Flammpunkt von ≥58 Grad freigegeben, sodass Kunden das Produkt weiterhin sicher und problemlos verwenden können. Für Anlagen, die noch nicht freigegeben sind, sollten Kunden als erste Maßnahme den Flammpunkt überprüfen. Viele der im Feld geprüften Produkte weisen tatsächlich einen Flammpunkt von >60 Grad auf. In diesen Fällen kann die Anlage ohne weitere Maßnahmen betrieben werden.

Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck und guten Fortschritten im Entwicklungslabor sowie in Abstimmung mit Rohmateriallieferanten und Anlagenherstellern an einer neuen Formulierung für SENSENE, die zeitnah verfügbar sein soll und dann wieder als nicht brennbar klassifiziert werden kann. Wir werden die Situation weiterhin aufmerksam verfolgen und eng mit Anlagenherstellern sowie Handelspartnern zusammenarbeiten. An dieser Stelle möchten wir uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen und bedanken uns für das Verständnis und die Unterstützung unserer Kunden und Partner."

Seit 2016 am Markt

SENSENE beruht laut Hersteller auf einem modifizierten, von Natur aus biologisch abbaubaren Alkohol und hat einen hohen Kauri-Butanol-Wert (KB) von 161. Dieser Wert beschreibt die Löslichkeit eines Lösemittels. Zum Vergleich liegt der KB-Wert von PER bei circa 93. Alternative Lösungsmittel auf dem Markt haben meist einen KB-Wert unter 80 und Kohlenwasserstoff liegt unter 35. Seit dessen Markteinführung im Jahr 2016 wird es laut Anbieter in mehr als 40 Ländern vertrieben.

R+WTextilservice hatte noch in der Ausgabe 2/2024 über einen Praxisfall berichtet, bei dem der Textilreiniger sehr zufrieden mit dem Lösemittel war. Den Artikel lesen Sie hier.

Stand 25.03.2024