Information | Uns wird geschrieben Nicht nur für Großkonzerne machbar!

Dr. Ing. habil. E. WandkeFoto: Wandke - © Wandke

Nicht nur für Großkonzerne machbar!

Seit 2006 gibt es in Deutschland die Möglichkeit, mit CO 2 zu reinigen. Viele Praktiker aus der Branche sind jodoch noch skeptisch. In unserer Juni-Ausgabe (ab Seite 49) haben wir ein Interview mit Urs Kaufmann über die Chancen und Tücken des Lösemittels CO 2 veröffentlicht. Urs Kaufmann ist in verschiedenen Kommissionen unter anderem an den Hohensteiner Instituten tätig und beschäftigt sich bereits seit mehr als 20 Jahren mit der Thematik. Dr.-Ing. habil. Ernst Wandke von Linde Gas Division hat uns zu diesem Artikel geschrieben:


„Mit großem Interesse habe ich die konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema CO2-Reinigung im Interview mit Herrn Kaufmann gelesen. Insbesondere, da ich in der Entwicklungsphase als Projektleiter der Linde AG für das Thema CO2-Reinigung zuständig und somit eng in die Forschungsprojekte der Hohensteiner Institute, der Firmen Böwe, Kreussler u. a. integriert war. Das interessante Arbeitsgebiet fesselt mich bis zum heutigen Tag. Deshalb möchte ich die Anregung zur Diskussion aufgreifen und einige Fakten zum aktuellen Stand der Reinigung mit CO2 beisteuern.

So wirft Herr Kaufmann die Frage nach der Umweltverträglichkeit der CO2-Textilreinigung auf, wenn das CO2 zwar recycelt sei, aber nach jedem Waschgang komplett als Emission an die Umwelt abgegeben würde. In den letzten Jahren ist sehr intensiv an der CO2-Reinigung, u. a. bei Electrolux, am wfK, bei Kreussler und nicht zuletzt bei der Linde-Tochter Cleaning Enterprises weiter gearbeitet worden, so dass die Technologie längst dem Versuchsstadium entwachsen und marktreif ist. In modernen CO2–Reinigungsmaschinen werden pro Waschgang maximal zwei Prozent der verwendeten CO2-Menge verbraucht. Das heißt, bevor das Abfallprodukt CO2 in die Atmosphäre entweicht, wurde es noch mindesten 50 Mal für einen sinnvollen Prozess verwendet. Zudem wurden in aufwendigen Forschungsprozessen Waschzusätze entwickelt, die biologisch abbaubar sind. In meinen Augen ist das aktiver Umweltschutz auf hohem Niveau. Dies wurde auch von unabhängiger Seite durch die Verleihung der wichtigsten Umweltsiegel wie dem Blauen Engel, dem Nordic Swan und dem EU-LIFE-Award bestätigt. Durch die Verwendung des CO2 in einem nahezu geschlossenen Kreislauf und die Optimierung der Technologie konnten auch die laufenden Kosten für die CO2-Reinigung stark minimiert werden. So liegen die Kosten für das CO2 nicht, wie Herr Kaufmann auf Basis von älteren Daten errechnete, bei mehr als 30.000 Euro jährlich, weil einmal im Monat „der Tankwagen zum Nachfüllen kommen muss“, sondern pro Maschine bei rund 3.000 bis 4.000 Euro jährlich. Darüber hinaus belegt die niederländische „Detective Studie, welche im Rahmen der Vergabe des EU-LIFE-Awards erstellt wurde, dass die Textilreinigung mit CO2 eine rund 30 Prozent bessere Energiebilanz aufweist als die bekannten Reinigungstechnologien. In diesem Sinne ist die Reinigung mit CO2 nicht nur für Großkonzerne durch Quersubventionen machbar. Dies betrifft auch die Umrüstung von bestehenden Textilreinigungen auf das CO2-Verfahren. Eine Umrüstung ist hier schon je nach Standort und Bedingungen ab einer Investitionssumme von 300.000 Euro möglich.

In Anbetracht, dass die Nutzung herkömmlicher Lösemittel und Reinigungstechnologien auf eine mehr als 80-jährige Geschichte zurückblickt und die Nutzung von CO2 in der Textilreinigung erst begonnen hat, darf man gespannt sein, wie diese Erfolgsgeschichte weitergehen wird. Ich bin überzeugt davon, dass dies die Reinigungstechnologie der Zukunft sein wird. Als Fachmann der ersten Stunde für die CO2-Technologie schätze ich Herrn Kaufmann sehr. Aus diesem Grund möchte ich ihn auf diesem Wege herzlich zu einem Fachgespräch und der Besichtigung eines CO2-Textilreinigungsbetriebes der aktuellen Generation einladen.“

Dr.-Ing. habil. E. Wandke,

Linde AG, Linde Gas Division Dep. BMPA-MH

Unterschleißheim/Lohhof