Franz Winkelmaier Teppich- und Gardinenreinigung München Reine Tradition

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Als Beethoven komponierte, Schiller Gedichte schrieb und die industrielle Revolution sich allmählich in der deutschen Textilbranche entfaltete, dirigierte bereits der Ururur-Opa den Familienbetrieb Winkelmaier. In geknüpften Teppichen und feinen Gardinenstoffen fand der Betrieb seine Bestimmung – eine Geschichte, die bis heute im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt ihre Fortsetzung findet.

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Die zweite Geschäftsstelle in der Quellenstraße am Auer Mühlbach um 1920 - 1930 in der bayerischen Landeshauptstadt. - © Franz Winkelmaier Teppich- und Gardinenreinigung

Anno 1784: Der Morgendunst lag noch über den Dächern Münchens, als der Geruch von Farbstoffen und Seifenlauge die Luft in der Hackenstraße in der Altstadt erfüllte. Die schweren Eichenholztüren des Färberbetriebes öffneten sich, in dem eingeweichte Stoffe in hölzernen Waschzubern leise gluckerten. Über dem Eingang schaukelte das Zunftwappen der Färber mit dickem Kessel und Schlagholz. Die Wände waren getränkt von Pigmenten, feine Staubartikel wirbelten im ersten Tageslicht und die Holzbalken trugen die Spuren zahlloser Farbexperimente.

Vor mehr als zwei Jahrhunderten hätte so die Werkstatt der Färberfamilie Winkelmaier aussehen können. Denn diese Zeit war von regionalen Handwerksbetrieben geprägt, Maschinen spielten eine begrenzte Rolle und die Prozesse waren arbeitsintensiv. An diesem Ort legten die ersten Vorfahren den Grundstein für das traditionsreiche Familienunternehmen, das seit rund 240 Jahren besteht. Als ältester Fachbetrieb für Teppich- und Gardinenreinigung in München ­arbeitet das Geschwisterpaar Franz und Robert ­Winkelmaier heute noch nach überliefertem Wissen der vergangenen ­Generationen.

Neuanfang im Wandel

Der zweite Standort des Betriebes in der Quellenstraße wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört. "Bis auf einen Esszimmerstuhl ist alles hin gewesen", sagt der heutige Geschäftsführer und Nachfahre Franz ­Winkelmaier mit betrübter Stimme. Nachdem dort damals nicht mehr gebaut werden durfte, entschied sich die Familie 1955 für die Ackerstraße, im Stadtteil ­Au-Haidhausen. Dort arbeiten die Brüder Franz und Robert mit 30 Jahren ­Expertise bis heute.

Der Vater, ebenfalls mit Vornamen Franz, hatte bereits in den Betriebsräumen der Ackerstraße als Färber- und Textilreinigermeister Stoffe in lebendige Kunstwerke verwandelt. Die raffinierten Muster und Geschichten der Stoffe wurden hier früher schon wertgeschätzt, erzählt der Sohn andächtig.

Doch mit der Zeit erkannte die Familie nicht nur die Schönheit der Farben, sondern auch wie wichtig es ist, diese zu bewahren. Der Übergang von der einstigen Färberei und Kleiderreinigung zum Fachbetrieb für Teppich-, Gardinen-, und Heimtextilienreinigung war wie der Wechsel der Jahreszeiten – unaufhaltsam und doch mit der Gewissheit des Vaters, dass daraus etwas Neues, Beständiges erwachsen würde.

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    © Franz Winkelmaier Teppich- und Gardinenreinigung
     1954: Opa Franz Winkelmaier nimmt die neue Wacker-Reinigungsmaschine lächelnd entgegen.
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    © Franz Winkelmaier Teppich- und Gardinenreinigung
    Autos, Schilder und Fenster verändern sich, doch eines bleibt gleich: Familie Winkelmaier in der Ackerstraße in München.
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    © Franz Winkelmaier Teppich- und Gardinenreinigung
    Vor der „Waschanstalt“: Oma Maria Winkelmaier am zweiten ­Standort in der Quellenstraße.

Winkelmaier: Hinter den Kulissen

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Das Geschwisterpaar Franz (links) und Robert Winkelmaier vor ihrer Multitex Waschmaschine. - © Isabella Kormann

Im heutigen Fünfmannbetrieb ­erleichtern deckenhohe Industriewaschmaschinen in den drei Betriebsräumen die damalige schwere körperliche Arbeit. 100 Quadratmeter würde er mit seinen Mitarbeitern pro Tag schaffen, schätzt der gelernte Textilreiniger.

"Trotzdem reinigen wir die Teppiche je nach Verarbeitungsmaterial nicht nur maschinell chemisch, sondern wir weichen sie nach wie vor von Hand ein, schrubben und waschen sie", ergänzt Franz Winkelmaier.

Meterlange Teppiche baumeln an diesem Tag am "Waschplatz" über runden Metallstangen, die durch eine spezielle Technik die Vorleger schonend mit warmer Luft trocknen. Eine leichte Brise frisch gewaschener Wäsche erfüllt die Treppe hinauf zur "Bügelei". Dort falten bereits zwei Büglerinnen gemeinsam 200 Quadratmeter gewaschene Gardinenberge.

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Meisterbriefe, Auszeichnungen und Fotos der vergangenen Jahrzehnte. - © Isabella Kormann

Die Eisen zischen in weißen Wolken mit geübten Bewegungen über die zarten Stoffe. Die Waschmaschinen klappern mit drehenden Trommeln. Über den Automatiktüren hängen eingerahmte Meisterbriefe und Auszeichnungen aus den letzten Jahrzehnten. Auch Bilder des bereits verstorbenen Vaters und Großvaters hängen wachend und beschützend über dem Eingang. Winkelmaiers Mitarbeiter Martin befüllt die Wäschewägen mit gemusterten Laken, genauso wie er es vor über 25 Jahren tat.

Ehrlichkeit und Fachwissen

Franz lächelt und betrachtet die handgewebten und geknüpften Schätze, die von langjährigen Kunden aus der ganzen Stadt und Umgebung in seine Obhut gegeben wurden. "Alles was meine Kollegen eher nicht machen, machen wir", sagt er stolz. "Mein Vater hat scho immer gschimpft, was wir alles bekommen haben."

Die Arbeit an einzigartigen Stücken, die eine individuelle Behandlung brauchen, findet Franz Winkelmaier jedoch besonders spannend. Heimtextilien wie Vorhänge aus edler Seide, Sitzkissen aus sperrigem Material, meterlange Altartücher und Polsterstühle von Designermarken. Darum vertrauen ihm unter anderem Hotels, Einrichtungsgeschäfte, Antiquitätenhändler, Designer und internationale VIPs.

Seine Familie legte schon immer höchsten Wert auf maßgeschneiderte Lösungen, erzählt er. Ein weiterer Punkt für den 46-Jährigen: Ehrlich mit den Kunden zu sein. Auch mal zu sagen, "das rentiert sich nicht, denn wir reden Deutsch, Bairisch, Fachchinesisch und Tacheles." Stichwort Marketing: Schon sein Großvater und Vater erhielten Aufträge über Mundpropaganda. Und das sei heutzutage nicht anders.

Dort wo einst die gesamte Familie lebte, lagert Winkelmaier nach einem Umbau des früheren Ladengeschäftes, der ursprünglichen Reinigung, seine abholbereiten Teppiche in allen Farben, Mustern und Materialien. Der angrenzende Raum, in dem sich Ordner nebeneinander reihen und sich Franz gern zur Pause zurückzieht, zeugt noch von vergangenen Jahrzehnten.

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Abholbereit: Teppiche in allen Formen, Farben und Mustern. - © Isabella Kormann

Der Küchentresen erinnert an die Sechziger Jahre, ein Spitzendeckchen mit Kupferkännchen und ein Kruzifix zieren die Ecke neben dem Tisch, an der Wand hängen gemalte Bilder und Porträts der drei Kinder von Franz Winkelmaier. Der Raum fühlt sich familiär und heimelig an, so als würde zum Kaffee im Wohnzimmer der Großeltern geladen werden.

Qualität vor Quantität

Für Franz Winkelmaier gibt es kein genaues Erfolgsrezept. Ein Ratschlag von ihm, "den Alten zuzuhören, obwohl es manchmal vielleicht noch so schwerfällt. Es dauert mindestens zehn Jahre, bis du in dem, was du tust, angekommen bist".

Auf die Frage, ob Franz seinen Betrieb in Zukunft vergrößern möchte, antwortet er mit fester Stimme: "Ich arbeite nach Qualität und das wissen auch meine Kunden." Für ihn zähle dabei der direkte Kontakt, das würde ihm als größerer Betrieb wahrscheinlich fehlen. Ob seine Kinder als 11. Generation den Betrieb übernehmen werden? Bis dahin sei noch viel Zeit. "Auf die nächsten 240 Jahre", sagt der Münchner freudig.