Branchenpreis "RWin-Sonderpreis 2023" geht nach Bremen

Die im Jahre 1926 gegründete und mittlerweile in vierter Generation geführte Bremer Wäscherei Wartberg hat sich mit einer Full-Service-Leistung speziell für Schiffe um den Branchenpreis "RWin" beworben. Und für diesen besonderen "Ships-Laundry-Service" wurde der Betrieb mit dem "RWin-Sonderpreis des Jahres 2023" ausgezeichnet.

Wäschekreislauf mit Matrosen-Menschenkette. "Durch unseren eigenen Lieferservice sind wir in der Lage, Schiffswäsche innerhalb kürzester Zeit abzuholen, zu bearbeiten und termingenau wieder auszuliefern" so die Wäscherei Wartberg in Bremen.
Wäschekreislauf mit Matrosen-Menschenkette. "Durch unseren eigenen Lieferservice sind wir in der Lage, Schiffswäsche innerhalb kürzester Zeit abzuholen, zu bearbeiten und termingenau wieder auszuliefern" so die Wäscherei Wartberg in Bremen. - © Wartberg

Der "RWin-Sonderpreis" wurde bereits zum 14. Mal vom Fachmagazin R+WTextilservice und einer international besetzten Jury an ein engagiertes Unternehmen der Textilpflegebranche verliehen.

"Wartberg wäscht wie's alle wünschen" steht unübersehbar an der Fassade der Wäscherei Wartberg in der Woltmershauser Straße. Mehr "w" geht nicht. Mit einem freundlich-norddeutschen "Moin" begrüßt Seniorchef Wilhelm Wartberg (71) den aus dem fernen Süden angereisten Journalisten in seinen Büroräumen. Büro, Wäscherei und Leben bilden hier eine Einheit der kurzen Wege. Ebenerdig die Büroräume, im ersten Stock Wilhelm Wartberg mit seiner Frau Monika und darüber im zweiten Stock Sohn Christoph Wartberg mit seiner Familie.

Wäscherei Wartberg: Ein Blick zurück

Letzterer führt nun seit 2019 den Betrieb in vierter Generation. Betritt man durch den kleinen Ladenraum die Produktionsräume im Gebäude gegenüber, begrüßt von verschiedensten Meisterurkunden und Zertifikaten an der Wand, ahnt man noch nicht, welche Geschichte diese Räumlichkeiten atmen und welche Überlegungen notwendig waren, die Räumlichkeiten mit diversen Maschinenmöglichkeiten zu optimieren und für einen effizienten Wäscherei-Prozess zu sorgen.

So hatten Wilhelm Wartbergs Großeltern an dieser Stelle ursprünglich eine Schlachterei mit Verkaufsraum. Nach Erblindung des Großvaters hat Anna Wartberg angefangen Krägen und Manschetten zu bügeln, darauf folgte schnell dann auch das Waschen und Bügeln von Oberhemden. So kam es zur Gründung der Wäscherei und Plätterei Wilhelm Wartberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau des zerbombten Gebäudes wurde in neue Waschmaschinen investiert, der Wäschereibetrieb etablierte sich. Die gelernte Plätterin Anna Wartberg führte den Betrieb noch bis ins Jahr 1956.

Dienstleistungen für Schiffswäsche

In der Nachkriegszeit hat auch die Schifffahrt in wahrsten Sinne des Wortes Fahrt aufgenommen und es kam in Sachen Dienstleistungen für Schiffswäsche zu einer entscheidenden Wende. Ein Mitarbeiter der amerikanischen Besatzungsmacht kündigte ein einlaufendes Schiff mit großer Mannschaftsstärke an, verbunden mit dem Wunsch ein 1000-Kilogramm-Wäscheaufkommen umgehend zu erledigen. "Mein Vater wurde gefragt und hätte es gern gemacht, hatte aber weder Kohlen- noch Seifenvorräte", erläutert Wilhelm Wartberg. "No problem" die spontane Antwort von amerikanischer Seite. Am nächsten Tag lieferte ein Lkw eine Riesenmenge Kohlen und Seife vors Haus.

Der spontane Auftrag der Schiffswäsche konnte termingerecht durchgeführt und mit überschüssigen Materialien auch weitere Aufträge realisiert werden. Somit war diese Aktion gleichsam ein Wendepunkt der Dienstleistung in Sachen Nasswäsche auch für Privathaushalte, in denen es zur damaligen Zeit noch kaum Waschmaschinen gab.

Die Gewinner des "RWin-Sonderpreis 2024", Das Bild zeigt (v.r.n.l.): Christoph Wartberg,Betriebsleiter Yves Oehlschläger und Wilhelm Wartberg.
Die Gewinner des "RWin-Sonderpreis 2024", Das Bild zeigt (v.r.n.l.): Christoph Wartberg, Betriebsleiter Yves Oehlschläger und Wilhelm Wartberg. - © Peter Schmid/RWT

Die Wäscherei Wartberg wächst

Größere Maschinen kamen dazu, Mangel und Dampfkessel gab es bereits. Die 50er Jahre wurden für die Wäscherei zu starken Wachstumsjahren hauptsächlich mit Nasswäsche, getaktet im Zweischicht-Betrieb. Die Verarbeitung von Schiffs- und anderer Wäsche lief damals wie heute immer parallel. Durch ein gutes Netzwerk und gewachsene Kontakte zu den sogenannten "Schiffsmaklern" machte der gute Ruf und die Flexibilität der Wäscherei schnell die Runde. In diesen Zeiten waren allerdings die Liegezeiten der Schiffe in Vergleich zu heute noch wesentlich länger. Geblieben ist die Zuverlässigkeit gepaart mit dem immer schon eigenen Lieferservice. "

"Zuverlässigkeit der Abholung und Anlieferung waren und sind oberstes Gebot" unterstreicht auch der heutige Firmenchef Christoph Wartberg. "Durch unseren eigenen Lieferservice sind wir in der Lage, Schiffswäsche innerhalb kürzester Zeit abzuholen, zu bearbeiten und termingenau wieder anzuliefern", ergänzt Vater Wilhelm Wartberg, der auch heute noch in alter Tradition meist die Schiffstouren übernimmt. "Und dies sehr gern", so sein schmunzelnder Einwurf.

Der Standort Bremen ermöglicht es, die gesamten Unterweserhäfen, Bremen, Bremerhaven, Brake und Nordenham sowie Wilhelmshaven zu bedienen. "Einen Wettbewerber in Sachen Schiffswäsche- Dienstleistung gibt es in unserer Region schon lange nicht mehr. Der nächste Kollege dürfte in Hamburg sein", so Wilhelm Wartberg. Gerade auch im Falle von Werftaufenthalten und vor allem bei Passagierschiffen bietet die Wäscherei einen Fullservice, der von der Bearbeitung der Neuausrüstung bis zur Reinigung der Arbeitskleidung Mannschaftswäsche/Overalls reicht.

Wende in Sachen Wäscheaufkommen

Die große Wende in Sachen Wäscheaufkommen habe in den 90er Jahren eingesetzt. Durch die zunehmende Container-Schifffahrt sei es zu äußerst reduzierten Liegezeiten gekommen, viele Schiffe haben eigene Wäschereien an Bord. Regelmäßig wiederkehrend seien zurzeit Aufträge von Autotransportern, die beispielsweise Bremerhaven anlaufen, ihre Wäsche abholen lassen, wieder auslaufen und nach zwei Wochen ihre Wäsche wieder zugeliefert bekommen. Das ist dann vielleicht ein spontaner Wäscheanfall von 600 Kilogramm. "Wenn wir heute Schiffswäsche bekommen, so takten wir diese störungsfrei in unseren Produktionsablauf ein. Andere Wäsche wird, je nach Terminlage, kurz zurückgestellt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind darauf eingespielt. Dies stellt für unseren Betriebsablauf kein Problem dar", so Christoph Wartberg.

Vierte Generation steigt ein

Nochmal kurz zurück zur geschichtlichen Entwicklung. Die Eltern von Wilhelm Wartberg (Wilhelm und Elisa) haben 1956 den Betrieb übernommen. Beide legten im Jahre 1957 auch ihre Meisterprüfung im Wäscher- und Plätterhandwerk ab. Elisa Wartberg wirkte in den 60er und 70er Jahren lange Jahre auch im Meister-Prüfungsausschuss der Handwerkskammer. Sohn Wilhelm (Textiltechniker) ist 1972 in den Betrieb eingestiegen, hat 1981 das Unternehmen von seinem Vater übernommen und mit seiner Frau Monika zu einem modernen Textildienstleister ausgebaut. Im Jahre 2007 ist dann der heutige Firmenchef Christoph eingestiegen und hat das Unternehmen 2019 übernommen. "Er macht das viel besser als ich", sagt Vater Wilhelm Wartberg und verweist auf die verschiedenen Kurse und Fortbildungen seines Sohnes bei Hohenstein. Seit einigen Jahren kümmert sich auch Betriebsleiter Yves Oehlschläger um betriebliche Strukturen und Abläufe. Er kommt ursprünglich aus dem Hotelbereich und hat dort in großem Umfang die Prozesse von Inhouse-Wäschereien kennengelernt.

"Genau die richtige Größe"

So arbeiten heute durchschnittlich 18 Personen (die erwähnten Wartbergs eingerechnet) in dem Unternehmen, die einen Wäscheanfall von 1,5 Tonnen/Tag verarbeiten. "Und das ist genau die richtige Größe. Wir wollen aus unseren eigenen Räumen nicht raus, haben keine Fixkosten, die einen auffressen. Unser Radius ist das Stadtgebiet Bremen plus zehn Kilometer. Das passt so", erklären die Wartbergs einstimmig. Größentechnisch vergleichbare Wäschereien gebe es schon lange nicht mehr, nur größere.

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    Schiffswäsche wird von der Wäscherei störungsfrei in den Produktionsablauf eingetaktet.
    © Wartberg
    Schiffswäsche wird von der Wäscherei störungsfrei in den Produktionsablauf eingetaktet.
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    Christoph Wartberg, hier vor der neuen STAHL-Mangelstraße, leitet die Wäscherei Wartberg mittlerweile in 4. Generation.
    © Peter Schmid/RWT
    Christoph Wartberg, hier vor der neuen STAHL-Mangelstraße, leitet die Wäscherei Wartberg mittlerweile in 4. Generation.
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    Anlieferung eines neuen Durchgangstrockners (Kannegiesser) am Firmengelände der Wäscherei Wartberg in Bremen.
    © Wartberg
    Anlieferung eines neuen Durchgangstrockners (Kannegiesser) am Firmengelände der Wäscherei Wartberg in Bremen.
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    Umfassende Wäschedienstleistung direkt am Hafen.
    © Wartberg
    Umfassende Wäschedienstleistung direkt am Hafen.

Ausschließlich im Hol- und Bringservice

Mit Blick auf die Gesamtwäsche im Jahresdurchschnitt belaufe sich die Wäsche aus dem "Ships-Laundry-Service" anteilig auf etwa 10 Prozent. Die anderen Bereiche, die ebenfalls ausschließlich im Hol- und Bringservice bearbeitet werden, fallen dabei auf Alten- und Pflegeheime, auf kleinere Hotels (mit maximal 60 Betten), kommen aus der Gastronomie, sind Arztpraxen, Apotheken, Massage- und Bäderbetriebe oder auch Rettungsdienste und Unfallstationen. Dazu Haushalts- und Privatwäsche. Dabei bleibe selbstverständlich auch die Tür zum Ladengeschäft zur Selbstabgabe oder -abholung geöffnet. Lederwaren oder Teppiche werden angenommen, aber an langjährige Partner und chemische Reinigungen weitergeleitet. Auch eine Nähstube findet sich im kollegialen Partnerreigen. Durch die Coronazeit sei man trotz notwendiger Kurzarbeit (wegen fehlender Hotel-Aufträge) gut gekommen. Die anfallende Zuarbeit zu großen Impf- und Testzentren habe für eine enorme Menge zu reinigender Hosen und Kasacks gesorgt.

"RWin-Sonderpreis 2023": Gewinner setzt Segel der Zukunft

Aus den Worten von Christoph Wartberg und seinen Eltern spricht eine große Zufriedenheit. "Wir sind wirklich gut durch die ganzen Jahre unserer Firmengeschichte gekommen, haben eine konstante Zahl an langjährigen Mitarbeitenden aus verschiedensten Ländern und kaum Fluktuation." Durch umfassende Modernisierungen und neue Maschinen habe man auch für die nächste Zeit die Segel gesetzt und blicke durchaus optimistisch in die Zukunft. So wurde seit 2019 vieles ausgetauscht, es kamen zwei neue Waschmaschinen, Trockner, neue Pressen und Ende 2023 eine neue STAHL-Mangelstraße.

"Allein im letzten Jahr haben wir ungefähr eine Million Euro investiert. Eine stolze Summe für einen Betrieb unserer Größenordnung", so Christoph Wartberg. Gerade auch die Partnerschaften aus der Zulieferindustrie seien von großer Bedeutung. Christoph Wartberg: "Wir arbeiten viele Jahre mit langjährigen Partnern zusammen. Was für uns dabei primär zählt, ist Zuverlässigkeit und gleichbleibende Qualität." Und dieser Qualitätsgedanke spiegelt sich auch im sich über viele Jahrzehnte wandelnden Slogan der Wäscherei: Von "Wartberg die gute Wäscherei", über "Wäscherei Ihres Vertrauens" hin zu "Wäscht wie's alle wünschen".