VTD-Verbandstag 2023 in Mainz VTD-Jubiläum: Traditionell, gemeinsam, stark

"Es ist ein Moment der Freude, des Stolzes und der Dankbarkeit für all die Jahre, die hinter uns liegen", so Erik Puth, Vorsitzender des VTD, anlässlich des Verbandstages Ende November 2023 in Mainz. Die Tage standen dabei neben den Themen "Fachkräfte", "Energie" und dem Motto "traditionell. gemeinsam. stark" ganz im Zeichen eines besonderen Jubiläums: 50 Jahre VTD.

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Teilnehmer des VTD-Vortragsprogrammes (v.l.n.r.): DTV-Hauptgeschäftsführer Andreas Schumacher, VTD-Vorsitzender Erik Puth, Stefan Gustav (Handwerkskammer Koblenz) und Thomas R. Reimann (Vereinigung hessischer Unternehmerverbände). - © Peter Schmid

Der VTD (Verband Textile Dienste Südwest e.V.) vertritt als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband die Interessen von traditionellen Textilreinigungen, Wäschereien und industriell organisierten Textildienstleistern unterschiedlichster Größe und Betriebsformen in den Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Rund 40 Handwerks-, Gewerbe- und Industriebetriebe sind im Verband organisiert. Hinzu kommen Zulieferer, die sich als Fördermitglieder engagieren.

Vorsitzender Erik Puth: "Als Verband nehmen wir gezielt und wirkungsvoll Einfluss auf die arbeits- und sozialpolitische Gesetzgebung. Wir arbeiten dafür mit dem Deutscher Textilreinigungs-Verband (DTV) zusammen und machen zeitgemäße Netzwerkarbeit mit anderen Verbänden, Instituten und Gremien. Ziel ist es, die Markt- und Wirtschaftspräsenz des Textilreinigungsgewerbes insgesamt zu stärken und auf fachlicher, wettbewerbsrechtlicher, berufs- und handwerkspolitischer bzw. politischer Ebene die Interessen der Branche zu vertreten."

Der Verband diene zudem als Austauschplattform für die Mitglieder und Zulieferer, in der die Zukunft der Branche aktiv mitgestaltet werden kann.

Blicke hinter die Kulissen der SEITZ GmbH

Der Verbandstag begann mit einer Betriebsbesichtigung der SEITZ GmbH im nahen Kriftel. Geschäftsleiter Alexander Seitz begrüßte mit Vertriebsleiter Klaus Kipper die VTD-Delegation und ermöglichte einen umfassenden Blick hinter die Kulissen eines modernen mittelständischen Unternehmens mit weltweiter Reputation im Bereich Reinigung und Pflege.

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Geschäftsleiter Alexander Seitz (vorne, 3.v.l.) begrüßte mit einigen seiner Mitarbeiter zu einem informativen Blick hinter die Kulissen der SEITZ GmbH, Kriftel. - © Peter Schmid

In den hauseigenen Labors werden seit über 125 Jahren Produkte und Verfahren für den nationalen und internationalen Einsatz entwickelt und in der Anwendungstechnik auf Effizienz und Wirksamkeit geprüft. Dabei findet sich alles unter einem Dach: Angefangen mit der Entwicklung bis hin zur Produktion von Wasch- und Reinigungsmitteln, der ökologisch gerechten Lagerung, dem weltweiten Versand, Marketing und Vertrieb sowie Finanzen und Administration.

Vertriebsleiter Klaus Kipper: "Unsere Kunden sind Wäschereien, Textilreinigungen, Altenheime und Krankenhäuser, Feuerwehren sowie Hotel- und Gastronomiebetriebe auf der ganzen Welt. Die kontinuierliche Entwicklung und das Komplettangebot einer zeitgemäßen Produktpalette zur fleckenlosen und hygienischen Reinigung für alle Verfahrenstechniken im Bereich der gewerblichen Textilpflege ist für uns keine Vision, sondern die Basis der Zukunft." Einen ausführlichen Bericht über die SEITZ GmbH finden Sie in einer der nächsten Ausgaben von R+WTextilservice.

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Betriebsbesichtigung bei der Textilpflege Brehmer in Waldalgesheim. Lars Brehmer (Bildmitte), seit 2022 Obermeister, hat diesen Betrieb im Jahre 2014 übernommen. - © Peter Schmid

Zu Besuch bei der
Textilpflege Brehmer

Ein weiterer Programmpunkt führte die Teilnehmer des Verbandstages zur Textilpflege Brehmer nach Waldalgesheim. Lars Brehmer, seit 2022 Obermeister der Landesinnung, hat dort im Jahre 2014 einen Betrieb übernommen, den er mit dem Motto "Mehr als eine Dienstleistung" zusammen mit 16 Mitarbeitenden führt. Mit an Bord auch seine Eltern Anke und Gerd Behnisch, beide Textilreinigermeister.

"Präzise zu fairen Preisen bedienen wir Privat- und Gewerbekunden, auch in den Bereichen Lohn- und Mietwäsche", erläutert Lars Brehmer. Durchschnittlich bearbeitet der Familienbetrieb in dem Gebäude auf zwei Etagen etwa zwei Tonnen Wäsche/Tag. Auch Näharbeiten und Spezialbehandlungen werden angeboten. Dazu gehören Teppich- und Polsterreinigungen sowie -aufbereitung, Leder und Pelze, Pferdedecken oder auch Zelte und Markisen.

Fachkräfte und Beschäftigungsmöglichkeiten

Das Vortragsprogramm im Mainzer Novotel war geprägt von den Themen "Fachkräfte" und "Energie im Betrieb". Rainer Huke (DTV) gab ein Update zu branchenrelevanten juristischen Dingen (Mindestlohn, Tarife, Nachweisgesetz/Musterverträge, Hinweisgeberschutzgesetz).

Stefan Gustav (Handwerkskammer Koblenz), zuständig für die Anerkennung ausländischer Qualifikationen, skizzierte in seinem Vortrag das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das besser Arbeiterzuwanderungsgesetz heißen sollte und berichtete von seinen Erfahrungen und Qualifikationsanalysen. "Ihren Beruf gibt es im Ausland in dieser Form eigentlich nicht", so seine Feststellung.

Über Beschäftigungsmöglichkeiten für Flüchtlinge sprach Thomas M. Reimann, Präsident des Verband Baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V., der sich ehrenamtlich seit einigen Jahren für den dringend benötigten Nachwuchs in der Bauwirtschaft und dem Handwerk engagiert. Er berichtete von organisierten Praxistagen im Rahmen einer „Initiative Zukunft Fachkraft“ für mehr Aufmerksamkeit für die Ausbildung und der "Job Initiative Ukraine". Letztere verfolge das Ziel, geflüchtete Menschen auszubilden und zu qualifizieren, sodass diese "fit für den Wiederaufbau" in ihrer Heimat werden oder eben auch eine langfristige Eingliederung in Unternehmen finden können.

Fachkräftemangel: Sprachliche Barrieren abbauen

Herausforderungen sind dabei in erster Linie sprachliche Barrieren, denn für einige Berufsbilder sind ausreichende Deutschkenntnisse zwingend erforderlich und Aufbaukurse notwendig. Problematisch häufig auch die Wege zwischen Flüchtlingsunterkunft/Zuhause und den Arbeitsstellen. Um eine größere Zielgruppe und mehr Aufmerksamkeit zu erreichen, hoffe man auf eine Optimierung durch eine Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit.

Gesucht sind Unternehmen aus Handwerk, Bau und auch Textildienstleistern, die Stellen an Geflüchtete vergeben können. Idealerweise können die Bewerber bereits Deutsch, ansonsten sollte ihnen dafür Zeit und eine Finanzierung der Kurse ermöglicht werden. Ein Partnerunternehmen dieser Initiative ist beispielsweise die Wäscherei Diener mit Produktionshelfern in der Textilwirtschaft. Geschäftsführerin Martina Diener schilderte in der nachfolgenden Paneldiskussion ihre äußerst positiven Erfahrungen mit Mitarbeitern (in ihrem Fall aus Indonesien) und sieht mit entsprechender Unterstützung der jungen Leute und einem entsprechenden Umfeld "eine große Chance für alle in unserer Branche".

Die Zukunft der Arbeit: Generation Alpha

Stefan Cieslak (DTV) skizzierte – aus Erkältungsgründen spontan zugeschaltet aus dem Hotelzimmer – in seinem Vortrag die Generation Alpha, die Geburtsjahrgänge 2010 bis 2025, Digital Natives und die bis dato wohlhabendste Generation in Deutschland. Geprägt werde diese Generation besonders von der Covid-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und der Inflation. Weitere Herausforderungen seien der Klimawandel, eine Informationsüberflutung und Konzentrationsschwierigkeiten sowie die Sorge um soziale Sicherheit. Von ihrer Arbeitsstelle erwarten die jungen Leute eine sinnstiftende Arbeit und Platz für Kreativität. In Sachen Bewerbung sind Social Media-Kanäle und Messenger-Dienste angesagt, auch Jobmessen und Kooperationen mit Schulen. Es gelte zusätzlich das Motto "Mitarbeiter werben Mitarbeiter". Gefragt seien authentische, simple, digitale und zügige Bewerbungsverfahren. Häufig bewerben sich dabei Unternehmen bei potenziellen Mitarbeitern, nicht umgekehrt.

Energie im Betrieb

Den Abschluss des Vortragsprogrammes bestritt Dipl.-Ing. Dieter Oppenhäuser (EnEC GmbH) mit seinem Vortrag über Maßnahmen, gesetzliche Anforderungen und Fördermöglichkeiten des Energieeinsatzes im Betrieb. Zu diesen Themen berät der Referent bereits rund 80 Wäschereien. Zum Vorgehen einer Energieeinsparung empfiehlt er verschiedene Stufen: Zunächst alles, was nicht benötigt wird, abschalten. Alle Anlagen in ihrer Einstellung optimieren und eine Installation von Wärmerückgewinnungssystemen. Als letzte Stufe dann durchaus auch einen Austausch von Anlagen. Am Beispiel einer Druckluftanlage lasse sich am Kompressor beispielsweise der Druck senken oder auch ein neuer Luftkompressor mit Frequenzumrichter einsetzen. Beim Lufttrockner könnte die Laufzeit mit dem Luftkompressor gekoppelt werden. Final steht eine Auskopplung und Nutzung der Wärme.

Festabend 50 Jahre VTD

Nach kurzen Mitgliederversammlungen des VTD und der Textilreiniger-Innung Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland schloss der Verbandstag mit einer gemeinsamen Abendveranstaltung in den stimmungsvollen Kasematten des Mainzer Hotels Novotel. Showbarkeeper Görkem Harp überraschte dabei mit trickreichen Cocktailzubereitungen und bildete einen bunten Rahmen für die Würdigung des 50. VDT-Jubiläums.

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Erik Puth, seit 1996 Vorsitzender des Verbandes Textile Dienste Südwest VTD. - © Peter Schmid

VTD-Vorsitzender Erik Puth skizzierte die geschichtliche Entwicklung des VTD. So wurde im Jahr 1973 der Hessische Textilreinigungsverband HTV durch einen Zusammenschluss des Landesverbandes Färberei und Chemisch Reinigung sowie der Wäscher und Plätter Innung aus Frankfurt gebildet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Dieter Fertsch-Röver gewählt, der zuvor bereits der Vorsitzende des Landesverbandes Färberei und Chemisch Reinigung war. 1974 wurde dann Willi Löbrich erster Vorsitzender, zuvor auch Vorsitzender der Wäscher und Plätter Innung. Ab 1975 übernahm der heutige Ehrenvorsitzende Gustav Jöckel den Vorsitz des HTV. Erik Puth dankte an dieser Stelle seinem Vorgänger, der kurzfristig an diesem Abend verhindert war, für dessen jahrzehntelanges und ehrenamtliches Engagement: "Mit Leidenschaft, Hingabe und Herzblut für diesen Verband warst Du maßgeblich dafür verantwortlich, dass der HTV zwischenzeitlich mit über 120 Mitgliedern vertreten war."

"Gemeinsam sind wir stark"

Erich Puth hat den Vorsitz des Verbandes im Jahre 1996 übernommen. Mit dem Motto "Gemeinsam sind wir stark" führten der HTV und die Textilreiniger-Innung Hessen im Jahre 2015 mit der Textilreiniger Innung Rheinland-Pfalz freundschaftliche Gespräche, im Jahre 2017 ging dann der HTV in den VTD über. Puth: „Ein halbes Jahrhundert ist eine lange Zeit, in der unser Verband zahlreiche Höhen und Tiefen erlebt hat. Doch trotz aller Herausforderungen haben wir es geschafft, uns als starke Gemeinschaft zu etablieren und unsere Branche erfolgreich zu repräsentieren.“

Lars Brehmer (seit 2022 Obermeister der Landesinnung) und Franz Quartier (Geschäftsführer der Großwäscherei Schwan, Mühlheim) nutzten den festlichen Rahmen um dem langjährigen Obermeister Gerd Hanisch für sein über 35-jähriges Engagement für Innung und Verband zu danken. Brehmer: "Auch als Mitglied des Prüfungsausschusses für die Gesellen und die Meister hast du gemeinsam mit den Prüfungskollegen über Jahrzehnte dafür gesorgt, dass der Standort Frankfurt das wichtigste und größte Ausbildungszentrum für unsere Branche in Deutschland ist." An Vorstandsmitglied Günther Leitzbach übermittelten die beiden Laudatoren in diesem Rahmen noch die herzlichsten Glückwünsche zu dessen 70. Geburtstag.