Branchenevent in Salzburg Bundesinnungstreffen: Kreislauf, Sprache, "Vogl-Perspektive"

Dort kam die Textilreinigungsbranche Österreich zusammen: Nach fast vier Jahren gab es ein persönliches Miteinander beim Innungstreffen in Salzburg. Themen waren Kreislaufwirtschaft in der Textilpflege, Gütezeichen, Meisterprüfung, neue Spots sowie Stimme und Sprachwirkung.

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Gemeinsame Begrüßung zum Bundestreffen in Salzburg durch Andrea Kuttner und Kurt Heidinger. - © Peter Schmid/WKÖ

Die Freude über die Möglichkeit, sich nach fast vier Jahren wieder persönlich treffen zu können, war Bundesinnungsmeisterin Andrea Kuttner und Kurt Heidinger (Landesinnungsmeister Mode und Bekleidungstechnik, Salzburg) bei ihrer gemeinsamen Begrüßung förmlich ins Gesicht geschrieben. Das zweitägige ­Innungstreffen fand Anfang März im Salzburger Hotel "Arcotel Castellani" statt.

So fanden rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Weg zum Branchenevent, das unter dem Motto "Durchs Reden kummen d'Leut ­z'samm" stand.

Bundesinnung: Das Treffen 2024

Maria Bischoff (EFIT) eröffnete den Vortragsteil und skizzierte die Kreislaufwirtschaft in der Textilpflege. Eine Übermenge an Abfall, die Verschwendung von Ressourcen und zugleich Rohstoffverknappung zwingen gerade auch die Textil- und Bekleidungsindustrie zum Umdenken. Und dies forciert durch gesetzliche Rahmenbedingungen der EU.

Maria Bischoff: "Was logisch klingt, ist dennoch nicht leicht umgesetzt. Materialerkennung, Stoffstrommanagement, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Recyclingverfahren, langlebige Produkte mit Rezyklate-Anteil und vieles mehr sind noch zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen." Diese Aufgaben könnten im Verbund mit Partnern aus Wirtschaft, Kommunen und Forschung durchaus leichter angegangen werden.

Im Bereich der politischen Rahmenbedingungen werden Hersteller verpflichtet, Informationen zur Kreislauffähigkeit ihrer Produkte in einem digitalen Produktpass darzulegen. "Es müssen verbindliche Kriterien für eine ökologisch nachhaltige Beschaffung geschaffen und die Vernichtung verkaufsfähiger Ware verhindert werden", so die Referentin.

Faser-Recycling

Bei einem Faser-Recycling werden grundsätzlich zwei Methoden unterschieden: So werden beim mechanischen Recyceln durch Zerkleinern der Textilie die Fasern in ihrer ursprünglichen Struktur zurückgewonnen, jedoch verkürzt. Diese können anschließend wieder gesponnen und zu Garnen verarbeitet werden, um daraus neue Stoffe herzustellen. Hier spricht man von Faser-zu-Faser-Recycling.

Maria Bischoff (EFIT): "Wir leben die Kreislaufwirtschaft."
Maria Bischoff (EFIT): "Wir leben die Kreislaufwirtschaft." - © Peter Schmid/WKÖ

Beim chemischen Recycling hingegen werden Textilien mit Chemikalien in ihre Grundbausteine versetzt und daraus die Basis für eine Spinnmasse hergestellt. Aus dieser werden dann neue Fasern gesponnen. Bevor die Polymere in ihre einzelnen Moleküle aufgebrochen werden, werden die gesammelten Textilien zunächst ebenfalls geschreddert und zerkleinert.

In diesem Zusammenhang wurde auf die REFIBRA-Technologie aus dem Hause LENZING hingewiesen. Hier werden Baumwollstoffreste mit Zellstoff vereint. Das Rohmaterial wird dann zu neuen TENCEL-Lyocellfasern verarbeitet.

Auch weiße Baumwolltextilien mit maximal 50 Prozent Polyester können chemisch recycelt werden. Beim chemischen Textilrecycling wird ein geschlossenes Lösemittel verwendet, das die Baumwolle/Zellulose vom Polyester trennt, nachdem es in ein Millimeter kleine Fasern zerkleinert wurde. Anschließend wird die gewonnene Zellulose mit Frischfasern (Holz) vermischt und zu Platten verpresst. Diese Platten sind das Ausgangsmaterial für die Lyocell-Herstellung und die Produktion neuer Fasern. Diese Fasern können beispielsweise in neuer Bettwäsche verwendet werden.

Wiederaufbereitung als Kernkompetenz der Branche

So verarbeiten und verkaufen die Bekleidungsindustrie und Flachwäsche-Hersteller zurzeit Teile aus Garnen und Stoffen mit Beimischungen von maximal 20 Prozent recycelten Fasern. Die Pflicht der Deklaration sei dabei noch nicht eindeutig geregelt. Für die Textilpflege bedeute dies erhöhte Aufmerksamkeit, da sich durch Beimischungen von recyceltem Fasermaterial bei der Pflege partielle Farbveränderungen zeigen können. Gleichzeitig könne sich eine Textilreinigung durchaus profilieren, denn eine Wiederaufbereitung sei schließlich die Kernkompetenz der Branche.

"Wer Textilien professionell pflegt, sorgt dafür, dass diese länger im Umlauf sein können. Warum nicht auch Rücknahme-Systeme anbieten und Anreize schaffen, um gebrauchte Kleider und Wäsche zurückzugeben, anstatt diese zu entsorgen." So gebe es bereits Secondhand-Plattformbetreiber, die Kooperationen mit der Textilpflege eingehen. "Warum nicht auch das Aufbereiten von Schuhen anbieten? Ein sehr lukrativer Markt."

>> Lesetipps:

Schuhreinigung: Da glänzt der Schuh handelt von einem Kölner Start-up: Die Cleanz Technologies UG möchte mit der Entwicklung einer Schuhreinigungs-Technologie das Angebotsfeld für Wäschereien und Reinigungen erweitern.

• Im Gespräch mit den Gründerinnen des Recycle-Start-ups TURNS geht es um die Zusammenarbeit mit Textilherstellern, um Alttextilien neues Leben zu verleihen: "Altkleider sind kein Müll!"

• Der Beitrag CIBUTEX: Gemeinsam für einen ­geschlossenen Kreislauf erzählt von der textilen Gemeinschaft CIBUTEX aus Amsterdam, die sich das Ziel gesetzt hat, Textilrecycling auf ein neues Level zu bringen, nach dem Motto "kein Textil soll mehr vernichtet werden".

Zum Abschluss ihres Vortages richtet Maria Bischoff noch einen klaren Appell an die Branche: "Ihr müsst mit eurem Wissen Markt machen, sonst nützt es nichts. So sollte jeder Kunde wissen, dass wir ihm einen Mehrwert schaffen können. Wir leben die Kreislaufwirtschaft, indem wir professionelle Textilpflege aktiv verkaufen."

Gabriela Steiner, Kleiderreinigung Steiner: "Das Gütezeichen bürgt für die Qualität der Aufbereitung von Textilien."
Gabriela Steiner, Kleiderreinigung Steiner: "Das Gütezeichen bürgt für die Qualität der Aufbereitung von Textilien." - © Peter Schmid/WKÖ

Gütezeichen, Qualität und Hygiene

Gabriela Steiner (Inhaberin der Kleiderreinigung Steiner, Gmünd) erläuterte in ihrem Vortrag die Gütezeichengemeinschaft für Wäscherei und Textilreinigung Österreichs. Das Gütezeichen bürge dabei für die Qualität der Aufbereitung von Textilien und spiegele dadurch die Qualität und Hygiene in den Betrieben der Wäschereien und Textilreinigungen. Was ist eigentlich dabei Hygiene?

Steiner: "Kurz gesagt: die Wissenschaft der Vorbeugung von Krankheiten." Gerade ein Hygienepass oder Qualitätszertifikate der Gütezeichengemeinschaft ermögliche auch kleinen Einrichtungen, hygienisch einwandfreie Aufbereitung nachzuweisen.

Und dies vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Kundenanforderungen (Lebensmittel, Krankenhaus, Hotel, Pflegeeinrichtung). Neben Hygienepass und Zertifikaten bestehe für den Gütezeichenbetrieb die Möglichkeit von Betriebsüberprüfungen sowie die Hilfestellung bei Ausbildung und Hygiene im Betrieb. Dazu komme die Möglichkeit von Fachvorträgen und Seminaren. In diesem Zusammenhang verwies die Referentin auf die anstehende Veranstaltung zu diesem Thema vom 19. bis 20. April 2024 in Wien: "Aus Liebe zur Hygiene, sicher zum Erfolg."

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Beim Pausengespräch: Bundesinnungsmeisterin Andrea Kuttner mit (links) Mag. Wolfgang Muth und Peter Schmid, Chefredakteur R+WTextilservice. - © Peter Schmid/WKÖ

"Wer das Ohr beleidigt…"

Sprechtrainerin Petra Maria Berger: "Die Sprechweise ist änder- und lernbar."
Sprechtrainerin Petra Maria Berger: "Die Sprechweise ist änder- und lernbar." - © Peter Schmid/WKÖ

Die diplomierte Sprechtrainerin Petra Maria Berger hat ihren mit wahrhaftig wandelbarer Stimme vorgetragenen Beitrag mit "Ich kam, sprach und siegte" überschrieben. Gerade auch in Textilreinigungen komme dem Verkaufspersonal besondere Bedeutung zu. In erster Linie repräsentieren sie mit ihrem Auftreten und ihrem Kommunikationsverhalten das Unternehmen. Sie sind die Fachleute für die Reinigung an sich und sollen dies den Kunden auch souverän vermitteln können.

Überdies sollen sie auch Reklamationen und Konflikte zur Zufriedenheit aller lösen. Freundlichkeit und Durchsetzungskraft sind dabei kein Widerspruch. Berger: "Ob man uns glaubt, ob wir uns durchsetzen können, ja sogar ob andere uns sympathisch finden, hängt vor allem davon ab, wie wir etwas sagen." Dabei mache der Ton die Musik. Die gute Nachricht dabei: Unsere Sprechweise wurde uns nicht in die Wiege gelegt, sie sei änder- und lernbar. Mit einem Zitat des römischen Rhetoriklehrers Quintilian fasst Petra Maria Berger ihren Vortrag auf feine Weise zusammen: "Wer das Ohr beleidigt, dringt nicht zur Seele vor."

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Ing. Nadine Kellner vom ibw skizzierte Änderungen der Meisterprüfungsordnung. - © Peter Schmid/WKÖ

Meisterprüfungsordnung

Ing. Nadine Kellner vom ibw (Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, Wien) schilderte in ihrem Vortrag den Qualifikationsstandard, der in der Meisterprüfung neu zusammengefasst wird. Dabei sind alle Lernergebnisse, Kenntnisse, Fertigkeit sowie Kompetenz in der Anlage der Befähigungsprüfungsordnung angeführt.

Die Prüfungsordnung findet sich dabei unter anderem im RIS (Rechtsinformationssystem des Bundes), aber auch auf der Website der WKÖ (Übersicht Meister- und Befähigungsprüfungsordnungen). Dazu auf den Websites von Meisterprüfungsstellen und Fachorganisationen.

Das Niveau der Prüfung (Schwierigkeitsgrad) muss dabei – und dies ist neu – dem NQR-Niveau 6 (Nationaler Qualifikationsrahmen) gerecht werden. In der alten Prüfungsordnung gab es dazu keine rechtliche Vorgabe. Nachzuweisende Lernergebnisse sind nun in allen Gegenständen angeführt. Die Prüfungszeiten blieben größtenteils unverändert.

Das ibw suche gern das Gespräch und den Austausch mit den einzelnen Fachorganisationen, denn berufsspezifische Details sollen noch genauer und effizienter in die Prüfungsordnungen eingearbeitet werden. So werde sich Mag. Wolfgang Muth (WKÖ) demnächst zum vertiefenden Prüfungsordnungs-Fachgespräch mit der Referentin treffen.

Module der Meisterprüfungsordnung

Die Textilreiniger-Meisterprüfungsordnung setzt sich aus fünf Modulen zusammen:

Modul 1: Praktische Prüfung (Prüfarbeiten auf Niveau der Lehrabschlussprüfung oder Prüfarbeit auf meisterlichem Niveau)
Modul 2: Mündliche Prüfung (Fachgespräch auf Niveau der Lehrabschlussprüfung oder Fachgespräch auf meisterlichem Niveau)
Modul 3: Fachtheoretische schriftliche Prüfung (Gegenstand: Fach- und Planungskompetenz)
Modul 4: Ausbilderprüfung
Modul 5: Unternehmerprüfung

Neue Info- und Imagefilme

In Salzburg wurden erstmals neue Kurzfilme/Spots präsentiert. Dadurch soll, eingesetzt in den sozialen Medien und der Homepage, die Öffentlichkeitsarbeit der Wäschereien verstärkt werden. Gezeigt werde dabei der Aufwand, der erforderlich ist, um Wäsche, Kleidung und Miettextilien in hoher Qualität zur Verfügung zu stellen. Dreharbeiten dazu wurden in der Wäscherei "Rosa Toifl" in Wien durchgeführt.

Die Bundesinnung bedankt sich für die Möglichkeit dort während laufendem Betrieb zu drehen. Ein besonderer Dank ging an Ing. Jakob Müller-Hartburg, der die Dreharbeiten begleitet hat. Entstanden sind vier unterschiedliche Spots zu den Bereichen Bett- und Tischwäsche, Heimbewohnerwäsche, Berufsbekleidung und OP-Textilien und Reinraumbekleidung.

Vier Spots für die Branche:

Alle Imagefilme zu den Bereichen Bett- und Tischwäsche, Heimbewohnerwäsche, Berufskleidung und OP-Textilien/Reinraum­kleidung können unter dem nebenstehendem QR-Code oder hier gefunden werden.

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Kabarettist Ingo Vogl bei seiner gelungenen Parodie des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki. - © Peter Schmid/WKÖ

Helden der ­Kreislaufwirtschaft

Den Abschluss des Vortragsprogrammes bildete der Kabarettist Ingo Vogl, der nach wie vor ("und dies sehr gern") auch im Rettungsdienst arbeitet und auf eine umfassende Ausbildung im Gesundheitsbereich zurückblicken kann. Seine vorgetragenen Geschichten über diverse Notfall-Einsätze, die trotz ernsthaftem Hintergrund stets mit Schmunzelende serviert wurden, sorgten für einen wahrhaft wohltuenden Ausklang der Veranstaltung.

Er berichtete quasi aus der Vogl-Perspektive und blickte dabei dankbar auch auf die Leistungen der Textilpflegebranche. "Was Sie da machen, war mir, obwohl ich damit täglich Berührungspunkte habe, gar nicht bewusst." Höhepunkt seines Programmes sicher die gelungene Zusammenfassung der Veranstaltungsreihe mittels Parodie des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki: "Sie sind die wahren Helden der Kreislaufwirtschaft. Aus Liebe zu den Menschen, aus Liebe zur Hygiene. Kommt beim Roten Kreuz der Kreislauf zum Erliegen, wird reanimiert…“. Teilnehmerinnen und Teilnehmer quittierten den Innungstag mit anhaltendem Beifall.

Die Veranstalter bedankten sich für die Unterstützung und Foyer-Präsenz verschiedener Sponsoren: Böwe, Burnus Professional, CHT Austria, Ecolab, Kreussler, MEVO Metzler, Schulthess Maschinense, Seitz und Veit.