Zertifizierung OEKO-TEX: Neues Jahr, neue Standards

OEKO-TEX veröffentlicht Neuregelungen für 2024, darunter Prüfkriterien und Grenzwerte. Die Aktualisierungen betreffen PFAS, Mikroplastik, genetisch veränderte Baumwolle und geänderte Grenzwertkataloge für besonders besorgniserregende Stoffe. Was sich hierbei genau ändert.

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Die Markenbezeichnung OEKO-TEX® wird von der Internationalen Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textil- und Lederökologie vergeben. - © Microgen – stock.adobe.com

Das Ziel der Markenkennzeichnung ist es, Vertrauen innerhalb der Textil- und Lederindustrie und bei ihren Kundinnen und Kunden zu schaffen. Da Vertrauen auf gleichbleibend hoher Qualität beruht, veröffentlicht die Textillabel-Gemeinschaft basierend auf neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und rechtlichen Entwicklungen auch für das Jahr die Aktualisierung der geltenden Prüfkriterien, Grenzwerte und Richtlinien für ihre Zertifizierungen und Standards.

Mit einer Ausnahme treten die neuen Regelungen nach der regulären Übergangsfrist am 1. April 2024 in Kraft. Für die absichtliche Verwendung von per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS/PFC) in Textilien, Leder und Schuhen gilt bereits seit dem 1. Januar 2024 ein neuer Grenzwert für Gesamtfluor (TF), der den bisherigen Parameter für extrahierbares organisches Fluor (EOF) ersetzt. Weitere Neuregelungen betreffen die Freisetzung von Mikroplastik, den Grenzwert für genetisch veränderte Baumwolle sowie die Aufnahme besonders besorgniserregender Stoffe (Substances of Very High Concern, SVHC) in die Grenzwertkataloge.

PFAS – Neuer Grenzwert für den Gesamtgehalt an Fluor

Angesichts der weit verbreiteten Verwendung von PFAS (Per- und polyfluorierte Akrylverbindungen) mit ihren möglichen Auswirkungen auf menschliche Gesundheit und Umwelt sind schnelle Anpassungen erforderlich. Das Textillabel hat den Parameter für den extrahierbaren organischen Fluor (EOF) durch einen Grenzwert für den Gesamtgehalt an Fluor (TF) ersetzt. Der neue Grenzwert von 100 mg/kg gilt für OEKO-TEX STANDARD 100, ECO PASSPORT, LEATHER STANDARD und ORGANIC COTTON seit Anfang Januar. Diese Aktualisierung ermöglicht es allen Zertifizierungen, mit den US-Vorschriften zu PFAS konform zu bleiben.

Freisetzung von Mikroplastik

Der aktualisierte OEKO-TEX STeP Standard verlangt von zertifizierten Produktionsstätten, dass sie die Freisetzung von Mikroplastik aus ihren Herstellungsprozessen durch aktive Risikoerkennung und entsprechendes Risikomanagement eindämmen. Denn die Verschmutzung durch Mikroplastik (synthetische Fasern mit einer Länge von weniger als fünf Millimetern) bedroht aquatische Ökosysteme, Meeresorganismen und die menschliche Gesundheit. Mikroplastik kann sowohl beim Waschen als auch bei der Herstellung von Textilien und Bekleidung freigesetzt werden. Der STeP Standard befasst sich mit den komplexen Herausforderungen, die Mikroplastik in jeder Phase des Produktionsprozesses darstellt. Er zielt unter anderem darauf ab, sich als ein Bindeglied zwischen gängiger industrieller Praxis und dem Schutz der Umwelt zu positionieren.

Rückverfolgbarkeit von Ledermaterialien

Der OEKO-TEX LEATHER STANDARD wird die Rückverfolgbarkeit von Ledermaterialien forcieren. Dies beinhaltet die Forderung nach einem Herkunftsnachweis für Materialien, um den Anforderungen der neuen EU-Verordnung zu entsprechen, die mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung stehen. Die im Sommer 2023 verabschiedete EU-Verordnung European Union Deforestation-free Regulation (EUDR) – legt strenge Sorgfaltspflichten für Unternehmen fest, die bestimmte Rohstoffe und daraus hergestellte Produkte auf dem europäischen Markt in Verkehr bringen oder ausführen.

Strengere Regelungen für Bio-Baumwolle

Die Zertifizierung OEKO-TEX ORGANIC COTTON hat die zuverlässige Kennzeichnung von Bio-Baumwoll-Textilien zum Ziel. Nach der qualitativen DNA-Analyse des Probenmaterials, bei der geprüft wird, ob eine Probe gentechnisch veränderte Baumwolle enthält, zeigt die Quantifizierung den Anteil gentechnisch veränderter Baumwolle. Zusätzlich zur Schadstoffprüfung wird ein Anteil von weniger als fünf Prozent gentechnisch verändertem Material gefordert. Dies ist ein Rückgang gegenüber dem bisherigen Grenzwert, welcher zehn Prozent betrug. Auch der verschärfte Grenzwert berücksichtigt weiterhin unvermeidbare Verunreinigungen.

Erweiterte Grenzwertkataloge

Die Zertifizierungen STANDARD 100, LEATHER STANDARD, ORGANIC COTTON und ECO PASSPORT haben einige besonders besorgniserregende Stoffe (Substances of Very High Concern, SVHC) wie zum Beispiel Bis(4-chlorphenyl)sulfon oder das Lösemittel 1,4-Dioxan, neu in die Grenzwertkataloge aufgenommen. Diese Substanzen können ernste Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt haben. Generell bewirken strenge Anforderungen für Rückstände von bestimmten Substanzen eine Verringerung der Belastung für Umwelt, Arbeitnehmende sowie Verbraucher.

Über OEKO-TEX

Seit 30 Jahren bietet OEKO-TEX standardisierte Lösungen, durch die Unternehmen der Textil- und Lederindustrie ihre Herstellungsprozesse transparent und nachhaltig optimieren können. Basierend auf wissenschaftlichen Grundlagen trägt die Marke dazu bei, hochwertige, sichere und nachhaltige Produkte auf den Markt zu bringen. Aktuell arbeiten 21.000 Hersteller, Marken und Handelsunternehmen in mehr als 100 Ländern mit OEKO-TEX zusammen. Gleichzeitig nutzen Millionen von Verbraucherinnen und Verbrauchern rund um den Globus die Labels als Orientierung für ihre verantwortungsbewussten Kaufentscheidungen.