Porträt Textilreinigerhandwerk: Meistertitel für Business und Karriere

Es gibt viele gute Gründe, eine Meisterausbildung zu absolvieren. Abgesehen davon, dass sie jede Menge Fachwissen vermittelt, sei der Meisterbrief im Textilreinigerhandwerk ein Statement, sagt Cynthia Pfisterer, Assistentin der Geschäftsleitung im schwäbischen Familienunternehmen Textilpflege Pfisterer.

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Zwei Schwestern, zwei Meisterinnen: Cynthia Pfisterer (links) und Sarah Hischke. - © Pfisterer

Wie bereits ihr Vater Julius Pfisterer und ihre Schwester Sarah Hischke trägt nun auch Cynthia Pfisterer den Meistertitel, seit dem 1. Januar 2024, um genau zu sein. Sie ist stolz und glücklich. Nun könne sie ihr erweitertes Fachwissen anwenden und weitergeben, aktuell im Familienbetrieb in ihrem Heimatort am Fuße der Schwäbischen Alb.

Ihr Vater ist Inhaber, außerdem Betriebswirt und weiß fast alles. So lesen wir es auf der Website des Unternehmens, auf der kurz und bündig aufgezeigt wird, wer was im Führungsteam des Unternehmens am besten kann: Sabine Pfisterer, Ehefrau und Mutter, die ebenfalls dazugehört, ist als Bürofachangestellte prädestiniert für alles rund um das Büro, inklusive Kommunikation und Rechnungswesen.

Tochter Sarah Hischke, mit einem Bachelor im Bereich Unternehmensführung, ist stellvertretende Betriebsführerin und hat die gesamte Produktion im Blick. Andreas Beier, ausgebildeter Textilreiniger, leitet den Bereich Schmutzwäsche. Sein Spezialgebiet: der Wareneingang.

Unterstützend, emphatisch und familiär

So mag es Cynthia Pfisterer, die Ende 2022 in den Familienbetrieb eingestiegen ist. Bis dahin hatte sie, während und nach der Ausbildung zur Textilreinigerin, Erfahrungen und Eindrücke in anderen Textilservice-Betrieben gesammelt. Sie konnte unterschiedliche Betriebsstrukturen und Wäschereiabläufe kennenlernen; vor allem habe sie sich selbst dadurch weiterentwickeln können.

Derzeit ist sie Assistentin der Geschäftsleitung im Family Business. Die Position sei ideal, denn sie könne sich in allen Bereichen einbringen und ihr Wissen erweitern. Cynthia Pfisterer hat ihre Profession gefunden, in einer Branche, in der sie bereits als Kind zuhause war und wie schon ihre Ahninnen bekennt sie sich dazu. Ihre Freunde nennen sie das geborene Waschweib, respektvoll und anerkennend, versteht sich.

Pionierarbeit im Wäschereigeschäft

Urgroßmutter und Gründerin Maria Pfisterer hätte sich gefreut. Sie ist es, die im Jahr 1934 einen kleinen Wäschereibetrieb eröffnet, in dem Privatkunden ihre eigene Wäsche in großen gemauerten Bottichen waschen und anschließend in Trockenräumen aufhängen können. Da das für viele Haushalte ein attraktives Angebot ist, kann sie bald investieren: zunächst in eine kleine Mangel für Flachwäsche.

Während des Krieges ist die Wäscherei von Maria Pfisterer für Wehrmachtsbekleidung zuständig, woraus sich eine erste Spezialisierung ergibt. Denn nach dem Krieg gibt es in Schwäbisch Gmünd drei amerikanische Kasernen und somit zahlreiche Uniformen, die gewaschen und gebügelt werden müssen. Als die Amerikaner wieder abrücken, geht es mit der Bearbeitung von Privatwäsche nahtlos weiter. In den 70er Jahren werden die ersten kleinen Hotels in Schwäbisch Gmünd eröffnet.

Der Wäschereibetrieb, der inzwischen in zweiter Generation von Julius und Johanna Pfisterer geführt wird, passt sich erneut der wirtschaftlichen Entwicklung an, stets am selben Standort. "Unser Standort ist seit 90 Jahren in der Remsstraße 9; gut erreichbar für Mitarbeitende und umliegende Kunden", erklärt Cynthia Pfisterer. Ihre Eltern Julius Pfisterer jr. und Sabine Pfisterer führen den Betrieb seit 2000 und beschäftigen derzeit 14 Vollzeit- und sieben Teilzeitkräfte.

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Seit nunmehr 90 Jahren unverändert am Standort in Schwäbisch Gmünd: Textilpflege Pfisterer in der Remsstraße. - © Pfisterer

Kontinuität als Erfolgsfaktor bei der Textilpflege Pfisterer

Analog zum Standort zieht sich Kontinuität wie ein roter Faden durch die Unternehmenschronik. Privat- und Businesskunden erkennen das vor allem an der stetigen Qualität, für die durch ein konsequentes Qualitätsmanagement gesorgt wird. Textilpflege Pfisterer ist seit 1991 Mitglied der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege e.V., wodurch die Gütesicherung nach RAL-GZ 992/1 gewährleistet ist. Seit 1998 ist sie ein Zertifizierter Hygienebetrieb nach RAL-GZ 992/2 Krankenhauswäsche, was speziell für textile Dienstleistungen in der Pflege und im Gesundheitswesen relevant ist.

Cynthia Pfisterer

Darüber hinaus erfüllt der textile Dienstleister die Hygienestandards für Berufsbekleidung im Lebensmittelbereich, ist nach RAL-GZ 992/3 und seit 2020 auch nach RAL-GZ 992/4 für "Bewohnerwäsche aus Pflegeeinrichtungen" zertifiziert. Die Gütezeichen-Qualität sorgt für Zufriedenheit und stabile Kundenbeziehungen im Gesundheitswesen und in der Hotellerie. "Das sind derzeit unsere stärksten Umsatzbereiche. Wir bearbeiten unter anderem Berufsbekleidung und stellen Mietwäsche zur Verfügung, für Senioren- und Pflegeheime und Kliniken, aber auch für Hotels und Restaurants."

Aktuell steige die Nachfrage im Privatkundengeschäft. "Viele größere Betriebe haben sich auf spezielle Branchen spezialisiert oder konzentrieren sich auf Großkunden. Wir nehmen Textilien und Wäsche jeglicher Art an, auch Teppiche oder Ware für die Chemische Reinigung, die in Kollegenbetrieben bearbeitet werden. So decken wir alles ab, was Großwäschereien nicht leisten können. Unsere Stärke ist Vielfalt und Qualität!"

Qualitätsleistungen in vierter Generation

Dieser Qualitätsphilosophie fühlt sich auch Cynthia Pfisterer verpflichtet. Mit ihrem Meistertitel kann auch sie nun Textilreinigerinnen und Textilreiniger ausbilden. Denn dass eine solide Ausbildung die Basis für Erfolg im Textilservice ist, hatten die Eltern ihren Töchtern von klein auf vermittelt. "Sie haben mir allerdings die Freiheit gelassen, selbst zu entscheiden, was ich lerne und welchen Beruf ich ausüben möchte", sagt sie. "Nach dem Realschulabschluss wusste ich noch nicht, was ich machen wollte. Also bin ich erst einmal für eineinhalb Jahre nach Neuseeland gegangen. Dort habe ich mein Fachabitur gemacht." Die Entscheidung, Textilreinigerin zu werden, trifft sie nach der Rückkehr. Im Jahr 2019 beginnt sie ihre Ausbildung bei der Wäscherei Büchele GmbH & Co.KG in Göppingen, dem Rat des Vaters folgend, der stets betont, dass man in fremden Betrieben mehr lernt und nicht wie die Tochter des Chefs behandelt wird.

Dank des Fachabiturs kann Cynthia Pfisterer die Ausbildungszeit auf zwei Jahre verkürzen und erfolgreich abschließen. Ein erster Schritt auf der Karriereleiter ist dann die Teamleitung bei der Wäscherei Gafner Systemservice GmbH in Waibstadt, wo sie ihr Wissen vertiefen kann. Das verdanke sie vor allem ihrem ehemaligen Chef Claus Gafner. "Das gesamte Team war sehr hilfreich." Dafür wolle sie an dieser Stelle noch einmal Danke sagen.

Textilpflege Pfisterer: In vertrauter Branche zuhause

Ende 2022 zieht es sie zurück in den elterlichen Betrieb. Damit ist auch schnell entschieden, dass sie die Meisterausbildung machen wird. "Schon seit ich klein bin, war ich in unserer Wäscherei unterwegs. Es war wie ein Spielplatz. Alles war faszinierend. Als ich größer wurde, durfte ich helfen, Kleinteile zu mangeln. Um ehrlich zu sein, die Wäscherei ist meine zweite Heimat. Als ich 18 wurde, fragte mich mein Papa, was ich denn jetzt machen möchte. Ich sagte ihm, ich würde gerne meine Ideen umsetzen, etwas mit Menschen zu tun haben und mir nicht von jedem etwas vorschreiben lassen. Er sagte: Alles, was du dir wünschst, trifft auf unsere Branche zu. Probiere es einfach aus. Mittlerweile muss ich sagen: Ich liebe diesen Job. Er ist so abwechslungsreich und fördernd, ob in der Produktion oder im Büro. Ich pflege sehr gerne Kundenkontakte und wirke an der Prozessoptimierung mit. Nach wie vor helfe ich gern in der Produktion – am liebsten immer noch an der Mangel.“

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Cynthia Pfisterer, seit Januar 2024 Meisterin im Textilreinigerhandwerk. - © Pfisterer

Fachkräfte für den Textilservice begeistern

Vor allem aber möchte die junge Meisterin ihr Wissen aus Theorie und Praxis teilen und potenzielle Auszubildende oder Fachkräfte für den Textilservice begeistern. Es stecke so viel Potenzial in der Branche. "Unser Beruf ist so viel mehr als Wäsche waschen oder reinigen. Wir haben Fachwissen über Faserkunde, Chemie und Technik und arbeiten für und mit Menschen. Unsere Betriebe bieten für fast jeden Menschen einen passenden Arbeitsplatz, von einfachen Tätigkeiten bis zu anspruchsvollen Führungsaufgaben."

Eine unerwartete Wendung: In der Meisterausbildung habe sie nicht nur den Stoff aus der Gesellenausbildung auffrischen können, sondern auch Know-how über Personalführung, Maschinentechnik oder Buchführung erworben. "Die Meisterkurse bieten Weiterbildung auf vielen Ebenen, aber auch die Chance zum Networking. Ich habe viele Menschen kennengelernt, mit denen ich mich auch in Zukunft austauschen kann."

Wie erfolgreich und überraschend brancheninternes Netzwerken auch auf der persönlichen Ebene sein kann, verrät die sympathische Jungmeisterin zu guter Letzt. Sie habe sich nun schweren Herzens entschlossen, den Familienbetrieb zu verlassen, um ihre Beziehung mit ihrem Freund Nicolai Diener zu leben und die räumliche Distanz zu verringern. Das Paar hatte sich bei einem Treffen des Arbeitskreises der Junioren (AKJ) im DTV kennengelernt. Sie werde ihre Fähigkeiten als Meisterin künftig bei der Wäscherei Diener GmbH & Co. KG in Schmalnau einbringen. "Unser Familienbetrieb wird von meiner Schwester Sarah Hischke weitergeführt", sagt Cynthia Pfisterer und lässt ahnen, dass diese Entscheidung keine leichte war.